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Erzbistum stellt sich kritischen Fragen von über hundert Teilnehmern

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Von: Sandra Goerdt-Heegt

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Großer Klärungsbedarf: Jutta Tacke (rechts) moderierte die Versammlung.
Großer Klärungsbedarf: Jutta Tacke (rechts) moderierte die Versammlung. © Goerdt-Heegt, Sandra

Noch gibt es keine Ergebnisse aus der Voruntersuchung seitens der Staatsanwaltschaft in Arnsberg, doch der Klärungsbedarf ist groß.

Welver – Noch gibt es keine Ergebnisse aus der Voruntersuchung seitens der Staatsanwaltschaft in Arnsberg, die immer noch die Vorwürfe, „verhaltensbezogener Art“ gegen den ehemaligen Geistlichen der Pfarrei St. Maria prüft. Viele Fragen und ein großer Klärungsbedarf hinsichtlich des Weggangs von Pastor Aßheuer, bewegen seit Wochen immer wieder die Gemeindemitglieder der katholischen Pfarrei St. Maria.

Bei einer Gemeindeversammlung, die wegen der mehr als 100 Teilnehmer vom Bernhardhaus kurzfristig in die St.-Bernhard-Pfarrkirche verlegt werden musste, stand Thomas Wendland, der Interventionsbeauftragte des Erzbistums, gemeinsam mit Manuela Koritenzky und Oliver Lücke, dem kommissarischen Leiter des Bereichs Pastorales Personal, den Anwesenden Rede und Antwort. Dabei informierte Oliver Lücke zunächst über die Abläufe im Juli, aber auch über den aktuellen Stand. Als Moderatorin fungierte Organisationsberaterin Jutta Tacke, die im Verlauf auch die Wortmeldungen der Zuhörer thematisierte.

In einer am 9. Juli im Gottesdienst und am 10. Juli im Livestream verlesenen Erklärung des Erzbistums Paderborn war der Gemeinde mitgeteilt worden, dass der Geistliche wegen „Vorwürfen verhaltensbezogener Art“ auf seine neue Stelle in Schloss Neuhaus verzichtet, ein Sabbatjahr antritt und mit sofortiger Wirkung nicht länger seine priesterlichen Dienste ausführen darf.

Neue Ordnung

Vorausgegangen war eine anonyme Beschwerde, der laut der neuen, seit dem 1. März 2022 geltenden Interventionsordnung, nicht nur ein kirchliches Verfahren folgt, sondern auch eine entsprechende Meldung an die Staatsanwaltschaft vollzogen werden muss.

„Es handelt sich nicht um Vorwürfe hinsichtlich sexuellen Missbrauchs“, betonte Thomas Wendland auf Nachfrage aus der Gemeinde ausdrücklich. Und natürlich gelte auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung, bis finale Erkenntnisse vorliegen. „Dennoch haben wir uns in der Interventionsordnung, die vorgegebenen Regeln folgt, verpflichtet, auch anonyme Meldungen nachzuverfolgen“, so Wendland weiter. Das kirchliche Verfahren ruhe während der Voruntersuchung der Staatsanwaltschaft ohnehin, da die staatlichen Stellen stets Vorrang haben, auch das sei so entsprechend vorgeschrieben. Somit befinden sich aktuell alle Unterlagen zur Prüfung bei der Staatsanwaltschaft, Ergebnisse dieser Voruntersuchung liegen noch nicht vor.

Deutlich war den Gläubigen noch immer die Fassungslosigkeit, ja der Schock über die Geschehnisse aus dem Sommer anzumerken. Spekulationen wegen mangelnder Information sorgten für weitere Irritationen, dazu die Sorge um den Pfarrer und seine Familie.

Kritik am Vorgehen des Erzbistums

Kritik am Vorgehen des Erzbistums übte zunächst Norbert Quante (Geschäftsführer des Kirchenvorstandes), der vor allem die mangelnde Kommunikation beklagte und den „Maulkorb, der beiden Gremien auferlegt wurde“. „Das stimmt, wir hätten Ihnen mehr an die Hand geben müssen, um sprachbereit zu sein“, pflichtete Wendland ihm bei.

Ein Gemeindemitglied bemängelte die fehlende Sensibilität der Amtskirche mit folgenden Worten: „Die Art und Weise war unter aller Kanone und kam einer Vorverurteilung gleich! Urteile übernehmen in unserem Rechtsstaat üblicherweise doch die Gerichte.“ Zudem habe die damals abgegebene Erklärung mehr die Fantasie beflügelt als aufgeklärt.

Eine Zuhörerin sorgte sich um die Möglichkeiten der Rehabilitation des ehemaligen Welveraner Pastors: Wie diese nach einer solchen Geschichte überhaupt möglich sein soll? Andere drückten ihr Mitgefühl gegenüber der Familie des Pastors aus, und ließen der Fassungslosigkeit über die Anschuldigungen freien Lauf.

Bitte an Paderborn

Zu guter Letzt versicherte Wendland, dass das Erzbistum nicht nur im Gespräch mit dem Geistlichen sei, sondern auch anderen Hilfesuchenden bei Bedarf zur Seite steht.

Probst Michael Feldmann bedankte sich bei den Gemeindemitgliedern für ihre Umsicht, Empathie und Disziplin, mit der die Versammlung abgelaufen sei. Und er führte weiter aus: „Es hat im Klerus doch zu einigen Irritationen geführt, wie hier aufgrund einer anonymen Beschwerde ein Pastor abgeschossen wurde.“

Deshalb seine Bitte an Paderborn für die Zukunft: „Vielleicht sollte bei zukünftigen Erklärungen der vorletzte Satz auf die Unschuldsvermutung bis zur finalen Klärung eines solchen Falles hinweisen und sich der letzte Satz auf eine mögliche Rehabilitation beziehen.“ Doch natürlich sei auch dies ein Lernprozess.

Leitung der Pfarrei

Die Leitung der Pfarrei St. Maria Welver hat seit Juli 2022 Probst Michael Feldmann übernommen. Im Oktober ist Pater Georg ins Welveraner Pfarrhaus eingezogen, um Gottesdienste zu feiern und das Pastoralteam in der Seelsorge zu unterstützen. Gleichwohl ist Pater Georg nicht Pastor der Pfarrei St. Maria, sondern wird gleichsam die liturgischen Dienste in Werl mitübernehmen, heißt es im aktuellen Pfarrbrief der Pfarrei.

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