In einer Stellungnahme zeigen die Ehrenamtlichen, die sich seit 2014 um das Wohl von Geflüchteten in der Gemeinde kümmern, auf, welche Anforderungen für eine Unterbringung der Menschen sinnvoll beziehungsweise nötig sind. Sie richten einen Appell an alle Welveraner, die Flüchtlinge nicht für ihre Ziele zu missbrauchen. „Die Menschen dürfen nicht auf der Strecke bleiben“, ergreift der Freundeskreis Partei für die Frauen, Männer und Kinder, die in der Niederbörde Zuflucht suchen vor den Gegebenheiten in ihren Heimatländern.
„Eine dezentrale Unterbringung ist wünschenswert. Doch das reicht für den Notfall nicht“, machen Norbert Pieperbeck, Marion Linhoff-Pieperbeck, Elke Hampe, Hajo Bos und Uli Jungen in einem Pressegespräch deutlich. Neben angemieteten oder durch die Gemeinde gekauften Wohnungen müsse weiterhin eine größere Unterkunft vorgehalten werden. Daraus ergibt sich für den Freundeskreis die zentrale Frage: „Wohin mit den Geflüchteten, wenn alles blockiert wird?“
Das ehemalige Kinderheim im Eilmser Wald könne es jedenfalls nicht sein. „Die Bausubstanz ist völlig marode, die Instandhaltung aufwendig, die Heizung fällt tageweise aus, eine Sanierung ist unwirtschaftlich“, zeigt der Freundeskreis auf und liegt damit auf einer Linie mit der Politik, die einstimmig die möglichst baldige Schließung der Einrichtung beschlossen hat.
Dem Freundeskreis ist durchaus bewusst, dass derzeit teilweise heftige Diskussionen um die weitere Entwicklung der Gemeinde Welver bezüglich Grundschul-Standort, OGS, Lehrschwimmbecken, Feuerwehrgerätehaus, Flüchtlingsunterkünfte, Turnhalle usw. stattfinden. Der Freundeskreis legt Wert auf die Feststellung, dass er sich aus parteipolitischer Sicht neutral verhält.
„Zudem liegt die Unterkunft rund acht Kilometer vom Zentralort entfernt. Die Anbindung an den ÖPNV ist äußerst begrenzt. Außer dem Bürgerbus, der montags und freitags jeweils fünfmal die Unterkunft anfährt, gibt es keine öffentliche Verbindung. Fahrten von und zum Zentralort, zu Behörden, Ärzten und Krankenhäusern, zu Kindergärten werden großenteils von Freiwilligen organisiert und durchgeführt“, verweist der Freundeskreis auch auf seine eigene ehrenamtliche Tätigkeit. Für einen Bewohner dieser Unterkunft sei ohne Auto eine Erwerbstätigkeit nahezu ausgeschlossen. Anders sei es in der ehemaligen Hauptschule. „Das Gebäude liegt fast zentral im Ort, das Rathaus, der Bahnhof und Einkaufsmöglichkeiten sind zu Fuß sehr gut erreichbar“, heißt es in der Stellungnahme. Außerdem sei die Bausubstanz intakt, wie auch aus einem vor zwei Jahren vorgestellten Gutachten hervorgehe.
Allerdings seien Umbauten von Klassenräumen für eine individuellere Unterbringung von Familien und Einzelpersonen wünschenswert. Hier hatte die Politik mit den Stimmen der vier Mehrheitsfraktionen Mitteln für eine Ertüchtigung des alten Schulgebäudes in den Haushaltsentwürfen für 2023 und die nächsten Jahre zugestimmt.
Auch gibt der Freundeskreis zu bedenken, dass Zuweisungen von Flüchtlingen schubweise erfolgen können. „Wer weiß, wie sich die Lage in der Welt weiterentwickelt“, richten die Ehrenamtlichen ihren Blick in die Ukraine, aber auch ins Erdbebengebiet in der Türkei und in Syrien. Die Gemeinde könne kurzfristig gezwungen sein, eine Unterbringung vieler weiterer Menschen zu ermöglichen.
„Hier sind Sammelunterkünfte aus unserer Sicht durchaus zweckdienlich und nicht generell abzulehnen“, bricht der Freundeskreis eine Lanze für die Lösung in der ehemaligen Hauptschule. Eine Unterbringung in Turnhallen könne nur eine allerletzte Notlösung sein und sollte vermieden werden, sehen die Ehrenamtlichen ein mögliches Umfunktionieren der Zweifachhalle an der Reiherstraße in eine Sammelunterkunft überaus kritisch.
Der Freundeskreis fordert, Bedingungen zu schaffen, die Geflüchteten mit einer langfristigen Aufenthaltsperspektive eine gesellschaftliche Integration ermöglicht. Hierfür sei eine dezentrale Unterbringung hilfreich. Aber auch den geflüchteten Menschen, die in Welver nur einen kurzen Aufenthalt haben, müsse eine angemessene Unterbringung bereitgestellt werden
Der Freundeskreis befürwortet daher die Suche nach passenden Wohnungen, sieht auch in der Schaffung von Wohnraum durch qualitativ gute Container eine Lösung. Dies könne aber nur in Orten mit einer entsprechenden Infrastruktur geschehen. Ortsteile fernab des ÖPNV schieden aus. „Das grenzt die Auswahl ein“, sieht der Freundeskreis vor allem in Welver und Borgeln entsprechende Voraussetzungen.
Diesbezüglich ist in Welver einiges in Bewegung. Im Haushalt für das laufende Jahr ist eine Million Euro für den Ankauf von Immobilien enthalten. Im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses kam schon ein Vorhaben zur Sprache, mit dem zur Entlastung der angespannten Lage beigetragen werden könnte.