„Auf Basis des Gutachtens habe ich dann den Antrag gestellt.“ Das Gutachten wurde geprüft und schließlich anerkannt – ebenso wie die Fachfirmen, die für die Sanierung später zuständig sein sollten. Die Zusage kam – zwar spät – aber sie kam.
Ein altes Haus ist auch immer ein bisschen die Büchse der Pandora: Vor dem Öffnen kann man nie genau sagen, was wirklich drin steckt. „Manchmal kommen ja auch Überraschungen zutage, wenn man ein altes Haus saniert“, sagt Gabi Wilms. Der Sanierungsbedarf ist vorher nie kalkulierbar. Auch die beauftragten Fachwerkbauer hätten mitgeteilt: „Wir können es erst richtig abschätzen, wenn das Fachwerk geöffnet ist und das alte Holz herausgeschnitten ist.“ Der Schaden ist manchmal dann doch nicht so groß, wie man zuvor dachte. Manchmal muss doch nicht der ganze Balken herausgenommen werden, sondern nur halbiert werden. „Es wurde nur soviel gemacht, wie es nötig war. Aber soviel, dass es am Ende auch vernünftig ist. Das war eigentlich positiv“, sagt Hans Wilms.
Weil die Schwelle im Süden direkten Kontakt zum Erdreich hatte, sei dort Schimmelpilz entstanden. Um die Schimmelbildung künftig zu vermeiden, wurde der neue Balken höher gesetzt und untermauert. Eingedrungenes Regenwasser hat die Substanz der aufstehenden Ständer aus Holz beschädigt. Sie mussten deshalb zum Teil ersetzt werden. Um die Baumaßnahme durchführen zu können, mussten die Trauf- und Giebelseite abgestützt werden. Insgesamt haben die Eheleute 8 500 Euro Zuschuss für die Sanierung erhalten.
Das Haus, in dem die Eltern von Hans Wilms einst noch Landwirtschaft betrieben haben, ist ein Erbstück und damit auch ein Stück Familien- und Dorfgeschichte. Unter Denkmalschutz stehe das Haus seit den 1990er Jahren, weil der alte Charakterzug erhalten worden ist. „Niederdeutsches Hallenhaus“, erklärt Wilms. Das Besondere: Dieses Fachwerk sei damals nicht mehr so eng gebaut, die Fächer größer gestaltet worden. „Das ist eigentlich selten und etwas besonderes. Wenn man durch Soest geht, sieht man noch anderes Fachwerk“, so Wilms. Und: Es wurde damals bereits mit Ziegeln und mit Kalk gearbeitet. „Ich finde das schön“, sagt Wilms, dem es wichtig ist, den Charakter zu erhalten. 1993 hat er das Haus von seinen Eltern übernommen.
Das alte Haus komplett zu entkernen und nur das Gerüst stehen zu lassen, kann sich auch seine Ehefrau nicht vorstellen. „Das alte sollte man ruhig so lassen wie es ist. Auch wenn – wie bei unserem Haus – von innen alles krumm und schief ist.“
Aber alles im Originalzustand zu halten? Kaum möglich. „Wir wohnen zwar in einem denkmalgeschützten Haus, aber wir wollen auch nicht wie vor 300 Jahren leben“, sagt Gabi Wilms. So wurde vor der unter Denkmalschutzstellung einiges erledigt, was nicht genehmigt worden wäre. Das ganze Haus sei von Innen isoliert worden. „Wir haben immer schöne Eisblumen an den Fenstern gehabt“, erinnert sich Hans Wilms. „Schön kalt“ ergänzt seine Ehefrau lachend. Die Lehmwände seien jedoch noch zum Teil drin, von Innen inzwischen nur Doppelwände.
Doch es gibt immer etwas zu reparieren. Eine Lebensaufgabe. „Es vergeht eigentlich kein Jahr ohne eine Sanierung“, sagt Hans Wilms. Irgendwas wurde immer erneuert. „Das ist ja auch so ein bisschen mein Hobby. Sonst könnte man das auch gar nicht machen.“ So ein großes, altes Haus sei nur zu stemmen, indem man auch selbst anpackt. Als gelernter Garten- und Landschaftsbauer bringt Wilms durchaus handwerkliches Geschick mit. Nebenan wohnen Schwester und Schwager.
Die nächste Förderung ist schon beantragt. Jetzt ist die Nordwest-Ecke des Hauses dran: Das Fundament muss hier noch einmal neu gegründet werden. „Das ist mir auch schon lange ein Dorn im Auge“ sagt Wilms. Zudem sollen in 2023 die Gefachfelder verputzt werden. Dann soll aber erst mal Schluss sein – auch wenn es noch weitere Zuschüsse geben sollte.
Obwohl sich die Eheleute so manches Mal fragen, warum sie sich ihre „Lebensaufgabe“ antun: Davon trennen könnten sie sich nicht. Aber nur aus dem Fenster schauen und dabei zusehen wie ringsherum alles zusammenfällt, genauso wenig. „Wenn wir irgendwann nicht mehr können, müssen wir uns etwas überlegen.“ Kinder haben die beiden nicht. „Wenn es sein muss, kann ich gut Entscheidungen treffen“, so der Ehemann. Eine Fähigkeit, die auch seinem Beruf als Bauhofleiter zu verdanken ist.
Corona-bedingt konnte das 300-jährige Bestehen des Hauses im letzten Jahr nicht gefeiert werden. Stattdessen soll 2023 im kleinen Rahmen mit den Nachbarn gefeiert werden. Auf hoffentlich viele weitere Jahre.
Für 2022 hat die Untere Denkmalbehörde der Gemeinde Welver Fördermittel in Höhe von 45.000 Euro für die Instandhaltung privater Denkmäler zur Verfügung gestellt. Vom Land hat die Gemeinde dazu einen 80-Prozentigen Zuschuss erhalten. Insgesamt acht Denkmaleigentümer profitierten. 2023 möchte die Gemeinde erneut am Denkmalförderprogramm des Landes NRW teilnehmen und hat Pauschalzuweisungen zur Förderung von Denkmalschutzmaßnahmen beantragt. Förderfähig sind kleinere Maßnahmen zur Erhaltung und Instandsetzung von Denkmälern. Kirchen und Religionsverbände können bis zu 30 Prozent, Private bis zu 50 Prozent erhalten. Der Förderbeitrag darf 10.000 Euro nicht überschreiten.