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Waldbauern müssen sich umstellen

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Von: Dirk Wilms

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Die Waldbauern haben die Weichen gestellt: (von links) Ulrich Prolingheuer, Thomas Hagen, Hans Wilms, Karl-Erich Frielinghausen, Reinhard Bockholt, Carsten Risse, Friedrich Jüngling-Dahlhoff und Friedrich Krächter.
Die Waldbauern haben die Weichen gestellt: (von links) Ulrich Prolingheuer, Thomas Hagen, Hans Wilms, Karl-Erich Frielinghausen, Reinhard Bockholt, Carsten Risse, Friedrich Jüngling-Dahlhoff und Friedrich Krächter. © Dirk Wilms

Für die Waldbauern ist nichts mehr, wie es einmal war. Einst gediehen Bäume vielfältiger Art in den heimischen Wäldern – ob Buche oder Eiche, ob Fichte oder Pappel. Diese Zeiten sind vorbei. 

Welver/Ense/Werl/Wickede - Das verspüren auch die Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft Ense-Welver-Werl-Wickede, die sich unlängst zu ihrer Versammlung trafen. Dabei machten Revierförster Allan Mitchell und Friedrich Krächter vom Regionalforstamt Soest-Sauerland deutlich, welch gravierende Auswirkungen der Klimawandel auch in den heimischen Wäldern mit sich bringt. „Wir haben 350 bis 400 Hektar Wald verloren, indem die Fichte quasi verschwunden ist“, legte der scheidende Geschäftsführer Ulrich Prolingheuer aus Ostönnen Zahlen auf den Tisch.

„Allan Mitchell hat den Job vor vier Jahren angetreten, dann kam der Sturm Friederike, dann die Trockenheit und zuletzt der Borkenkäfer“, verwies Prolingheuer auf die vielfältigen Herausforderungen, die der Revierförster und mit ihm alle Waldbauern zu meistern haben. „Das ist für einige Betriebe sehr bitter“, weiß Prolingheuer als Insider um die Nöte der Waldbauern, die viele Fichtenbestände hatten.

Denen zur Seite zu stehen, darum geht es der Forstbetriebsgemeinschaft, die sich im vergangenen Herbst zur Fortsetzung der Kooperation mit dem Landesbetrieb Wald und Holz entschlossen hatte, während die Vermarktung über die Waldbauernholz Sauerland-Hellweg eG erfolgt. So können die Experten Mitchell und Krächter den Waldbauern Tipps geben, wie die Wiederaufforstung der kahlen Flächen gelingen kann. „Kollege Mitchell hat schon 130 000 Neuanpflanzungen auf 20 Hektar vorgenommen“, erläuterte Krächter im Pressegespräch. Dabei wird darauf geachtet, dass verschiedene Mischbestände angepflanzt werden. Die Fichte spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, ist allenfalls in bestimmten geeigneten Standorten noch eine Alternative. Vielmehr müssen die heimischen Waldbauern dem Klimawandel Rechnung tragen, auch berücksichtigen, dass sich in den hiesigen Breitengraden bislang unbekannte Insekten und Pilze als Schädlinge breit machen.

„Das ist ein Blick in die Glaskugel“, macht Krächter die Schwierigkeit klar, jetzt für die nächsten Jahrzehnte planen zu müssen. „Wir wissen nicht, was in hundert Jahren richtig ist. Sicher ist nur, dass es längere Trockenperioden geben wird und zugleich im Winter strengen Forst geben kann.“ Daher ist zum Beispiel die Esskastanie eine Baumart, die womöglich eine Zukunft im Bereich von Haar und Börde hat, wie auch Hans Wilms, 1. Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) andeutete.

Er wurde von den Waldbauern nach zwölf Jahren als FBG-Vorsitzender für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Ihm steht Karl-Erik Frielinghausen aus Wippringsen als Stellvertreter zur Seite. Neu als Beisitzer ist Reinhard Bockholt aus Dorfwelver, der Friedrich Jüngling-Dahlhoff aus Blumroth folgt. Weiterhin sind als Beisitzer im Vorstand Bodo Schulte aus Höingen, Jürgen Staubach aus Werl und Thomas Hagen aus Niederbergstraße.

Der Vorstand ernannte als Nachfolger des nach fünf Jahren aus dem Amt scheidenden Geschäftsführers Ulrich Prolingheuer den Klotinger Carsten Risse. Er führt schon die Geschäfte in den Forstbetriebsgemeinschaften Allagen-Sichtigvor und Anröchte-Rüthen. Hans Wilms dankte Prolingheuer für die gute Zusammenarbeit in den von Umwälzungen geprägten vergangenen fünf Jahren: „Er hat uns den Rücken frei gehalten.“

Wilms zeigte sich zudem erfreut über die Lösung mit Carsten Risse, dem nun die Aufgabe obliegt, den Waldbauern zum Beispiel in Sachen Abrechnung bei der Holzvermarktung zur Seite zu stehen. Auch hat der Geschäftsführer die Mitgliederverwaltung mit Einziehung der Beiträge zu managen. Eine neue Beitragsordnung erfordert ein höheres Maß an Dokumentation. „Das ist komplizierter geworden“, weiß Risses Vorgänger Prolingheuer, die Bürokratie mache auch vor den Waldbauern nicht Halt.

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