Vogel-Brüder haben Musik im Blut

Es liegt irgendwie im Blut. Zwar ist es nicht das Cello, das Mutter Ute spielt. Und auch nicht die Klarinette, die Vater Jörg erklingen lässt. Vielmehr entlocken Jonathan und Jeremias Vogel ihren Saxofons jene Töne, die nun einmal mehr die Experten einer Jury überzeugten. Die beiden Sprösslinge der am Haus Broel bei Borgeln beheimateten Familie haben die musikalischen Gene offenbar von ihren Eltern geerbt, wurden beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ in Dortmund ausgezeichnet.
Borgeln - Die beiden Schützlinge des Soester Saxofonisten Patrick Porsch wurden für ihre Darbietungen mit dem 1. bzw. 2. Preis in ihren Kategorien belohnt. Die Preisträger werden in einem Konzert am Freitag, 9. Dezember, im Dortmunder Jazzclub ’domicil’ vorgestellt und erhalten die Urkunden aus den Händen von Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, und der Dortmunder Bürgermeisterin Barbara Brunsing.
Schon mit drei Jahren lernte der inzwischen 17-jährige Jonathan, auf der Blockflöte die ersten Töne zu spielen. „Als ich acht war, wurde mir das zu langweilig“, sattelte Jonathan auf ein Alt-Saxofon um. Das Sopran-Saxofon, eigentlich Einstiegsinstrument in dieser Kategorie, war schon zu klein. Dank langer Finger konnte Jonathan schon in jungen Jahren in der Musikschule in Soest die Tasten des Alt-Saxofons bedienen.
Mit zwölf Jahren wechselte er zum Tenor-Saxofon, weiterhin unter den Fittichen von Patrick Porsch. „Das Tenor-Saxofon hat einen schöneren Sound, kann hohe und tiefe Lagen“, ist der Convos-Gymnasiast ganz begeistert von seinem Instrument, das er im Vorfeld des Wettbewerbs fast täglich gespielt hat; neben den wöchentlichen Stunden in der Musikschule eben auch daheim am Haus Broel.
Nachbarn, die sich durch das fleißige Üben gestört fühlen könnten, gibt es hier am Rand der Gemeinde Welver nicht. „Das Haupthaus von Haus Broel ist weit genug entfernt“, betont Vater Jörg und erinnert daran, dass selbst der große Bruder Xaver für keinen Verdruss sorgte, wenn er mit seinem Schlagzeug übte.
Der jüngste Spross der Familie, Jeremias, startete im Alter von fünf Jahren mit der Klarinette, nahm Privatunterricht bei Klaus Schneider. Doch nach wenigen Jahren faszinierte ihn der Sound des Saxofons, das sein Bruder spielte. Daher ging auch Jeremias in die Musikschule Soest und lernte bei Patrick Porsch das für ihn neue Instrument. Mit zehn Jahren entschied er sich voll und ganz für das Saxofon.
Dass sich die Brüder dem Jazz widmen, ist gewiss dem Einfluss von Patrick Porsch zu verdanken. „Wir hatten keinen Bock auf Klassik“, war der Weg vorgezeichnet, der auch in die Soester Big Band führte. Seit sieben Jahren ist Jonathan dabei, seit drei Jahren Jeremias. „In meinem Umfeld ist Jazz populärer als Klassik“, so der 14-jährige Aldegrever-Gymnasiast. „Es sind aber doch eher Nischen“, wissen die Vogel-Jungs darum, dass ihre musikalische Vorliebe schon ungewöhnlich ist.
Jonathan hört gern Musik des US-Saxofonisten Michael Brecker, Jeremias von Maceo Parker, ebenfalls Saxofonist aus dem USA, der Heimat dieser Musik.
Kein Wunder, dass deren Sound sich auch in den Darbietungen der Vogel-Brüder beim Wettbewerb in Dortmund widerspiegelte. Stücke von Miles Davis (Someday my prince will come), Michael Brecker (Midnight Voyage), Wayne Shorter (Infant eyes) oder von Joe Henderson (Recorda me) waren zu hören. Und zwar als Solisten, die von einer Combo mit Schlagzeug, Bass und Piano des Landesjugendorchesters begleitet wurden.
Dabei kam es nicht darauf an, ein Stück Ton für Ton fehlerfrei abzuliefern. Gefragt war vielmehr Improvisationstalent. Der Kern des Wettbewerbs legt eben in der Kreativität. „Da gilt es, Ideen in einem harmonischen Rahmen einzubringen“, erklärt Jonathan Vogel. Der sechsköpfigen Jury um Silvia Droste gefiel es.
Bei aller Faszination für die Jazz-Musik will Jonathan Vogel das Hobby aber nicht zum Beruf machen. Nach seinem Abitur im kommenden Frühjahr will er vielmehr studieren, vielleicht BWL. Das Saxofon wird dann nicht mehr eine so große Rolle für ihn spielen. Jeremias kann sich derweil vorstellen, die Klarinette wieder häufiger hervorzuholen. Damit würde er wieder in die Fußstapfen seines Vaters treten.