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Grünes Licht für Renaturierung in Vellinghausen

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Von: Dirk Wilms

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Von der Beobachtungshütte am Postweg bietet sich ein Blick auf die Blänke im Winkel, genau an der Grenze zwischen Welver und Lippetal.
Von der Beobachtungshütte am Postweg bietet sich ein Blick auf die Blänke im Winkel, genau an der Grenze zwischen Welver und Lippetal. © Dirk Wilms

In den Augen eines Laien erscheint der Landstrich an der Nordgrenze der Gemeinde überaus feucht. Hier schlängelte sich einst die Lippe durch die Auen bei Vellinghausen, deren Altarme heute wichtiges Refugium für Fische, Vögel und Amphibien sind. Das angrenzende Unterholz bietet Unterschlupf für kleine Säugetiere. Hier ist die Welt noch in Ordnung, mag der Betrachter denken, wenn er von der Beobachtungshütte direkt an der Gemeindegrenze zwischen Welver und Lippetal aus seinen Blick schweifen lässt.

Vellinghausen - Doch weit gefehlt. Auch in diesem Bereich hat der Eingriff des Menschen den Wasserhaushalt in den vergangenen Jahrzehnten nachhaltig in Unordnung gebracht. Die Auen sind nicht mehr so durchnässt, wie es eigentlich sein müsste. Denn die seitlichen Zuflüsse werden überwiegend über einen Entwässerungsgraben von der Aue ferngehalten, so dass die Aue unnatürlich schnell austrocknet. Insbesondere die trockenen Sommer haben zu einem Mangel an Wasser in den Wiesen geführt. Das war zu erkennen an dem Gewässer „Im Winkel“, das nahezu trocken gefallen war.

Daher steht eine Renaturierungsmaßnahme an, deren Umsetzung für das kommende Jahr geplant ist. Ziel ist dem Kreis Soest zufolge ein naturnäherer Wasserhaushalt in der Aue.

Bei der geplanten Renaturierung soll der Unterlauf eines namenlosen Gewässers verlegt werden, das sich aus der Vellinghauser Feldflur kommend und die alte Bahnlinie kreuzend derzeit durch einen Durchlass unter dem Postweg in den Altarm nahe des neuerdings von den Sportfischern genutzten Gebäudes ergießt. Der Lauf dieses Baches soll so verlegt werden, dass er östlich vom Anglerhäuschen in die Lippeaue führt, wo er zur Vernässung des Geländes „Im Winkel“ führen soll. Betroffen sind die Flurstücke 27, 28 und 159 in der Flur 2 und die Flurstücke 20, 25 und 51 in der Flur 3.

„Es ist eine eher kleinere Maßnahme, die sich sicherlich aber sehr positiv auf den Naturhaushalt auswirken wird“, heißt es vom Kreis Soest. Neben den naturnahen morphologischen und hydrologischen Bedingungen sollen auch auentypische Vegetation und Strukturen erhalten und entwickelt werden. Durch die Wiederherstellung einer natürlichen Überflutungsdynamik wird für eine naturnahe, reich strukturierte Auenlandschaft mit Blänken und Altwässern gesorgt.

Das betont auch Birgit Beckers von der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest (ABU), die das Projekt federführend begleitet. „Es werden ein Auwald und ein sogenanntes Seggenried entstehen“, erklärt die Expertin. Ein Seggenried ist eine Feuchtfläche, die insbesondere mit Seggen, also Sauergräsern, bewachsen ist. Sie zählen aktuell zu den gefährdeten Biotoptypen in Deutschland, kommen nur noch selten vor.

Die ABU hatte das Gelände am Postweg erworben, um die Renaturierung so durchführen zu können, wie es einst in der benachbarten Disselmersch auf Lippetaler Grund schon geschehen ist. Mit der Maßnahme, die eingebettet ist in das Landschaftsschutzgebietes LP IV C.2.02 „Vellinghausen mit Löwenwäldchen“, wird es auch den Fischen besser gehen. Denn die Nebengewässer werden wieder für die Auenfische wie Hecht und Quappe erreichbar sein. Dies wird auch die Angler freuen. Denn die zunehmende Versandung des Altarms wird gestoppt, wenn der namenlose Bach nicht mehr in den Altarm mündet.

„Wir hoffen, dass wir im Sommer 2023, spätestens im Herbst die Maßnahme durchführen können“, so Birgit Beckers. Nach erfolgten Genehmigungen muss jetzt noch die Finanzierung sichergestellt und Fachfirmen gefunden werden, die die Arbeiten durchführen können.

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