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Schauplatz Welver: Kampf gegen umstrittene Tier-Liebe

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Von: Nico Rading

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Im Anschluss an ihre Info-Veranstaltung auf dem Marktplatz machten sich die Demonstranten auf den Weg des Zeta-Vorsitzenden. © Veranstalter

WELVER - Woher die Teilnehmer der Infoveranstaltung auf dem Welveraner Marktplatz kommen, weiß niemand so genau. Fest steht: Sie sind bundesweit vernetzt – und führen einen erbitterten Kampf gegen Menschen, die Sex mit Tieren (Zoophilie) praktizieren.

Welver gehört seit anderthalb Jahren zum festen Betätigungsfeld der Zoophilie-Gegner. Zum zweiten Mal hielten sie am Wochenende eine Infoveranstaltung zu diesem Thema ab. Welver, in den Reisebüros der Republik ansonsten eher weniger nachgefragt, ist zu den beliebtesteten

STICHWORT:

Zoophilie beschreibt das emotionale sowie sexuelle Hingezogensein zu Tieren, was die Bevorzugung dieser als Lebensgefährten und/oder Sexualpartner zur Folge hat. In der Umgangssprache wird Zoophilie oftmals mit Sodomie gleichgesetzt, obwohl letzterer Begriff aufgrund seiner schwammigen Definition heute als veraltet gilt.

Wochenendzielen der Aktivisten geworden. Denn hier wohnt der Vorsitzende des Vereins „Zeta - Zoophiles Engagement für Toleranz und Aufklärung“. Seine Organisation setzt sich für die gesellschaftliche Akzeptanz von Sex mit Tieren ein – und ist damit der natürliche Feind der Demonstrationsgruppe, zu deren Protagonisten Carsten Thierfelder aus Recklinghausen zählt.

Auf einer Internetseite schildert er seinen ersten Besuch in Welver im Mai 2012. Mit einem Informationsstand habe man die Bevölkerung zunächst wachgerüttelt. „Viele waren erschrocken und schockiert darüber, was in ihrer Stadt passiert, in ihren kühnsten Träumen hätten sie nicht daran gedacht, dass Menschen etwas so Grauenvolles tun können, und noch Mitleid oder Zustimmung dafür erschleichen wollen im Deckmantel des Tierschutzes“, so Thierfelder.

Auch dem Zeta-Vorsitzenden aus Welver hat er einen Besuch abgestattet. Besonders „verdächtig“: „Schon die erste Nachbarin bestätigte meine Vermutungen, denn sie wusste nichts von den Vorlieben (...) oder welche Gefahr von dieser Person (...) ausgeht!“ Nach einer umfassenden Information seien der Familie im Nachhinein doch einige Begebenheiten seltsam vorgekommen...

Auch diesmal startete ein 36 Personen starker Konvoi zum Zeta-Vorsitzenden, begleitet von zwei Beamten der Polizei. Von Zwischenfällen ist nichts bekannt. Die Demo war nach Auskunft der Gemeindeverwaltung zudem ordnungsgemäß angemeldet.

Es gibt aber auch eine nicht minder engagierte Gegenseite. So kommentiert Karin Burger aus Sauldorf (Postleitzahl 88605) auf ihrer Internetseite

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Der Verein Zeta präsentiert sich ganz offen im Netz und zeigt seine Vorstandsmitglieder samt kurzem Portrait. KLICKEN SIE HIER, um das Motiv größer darzustellen.

doggennetz.de“ Aktionen wie die in Welver: „Es geht um Denunziation und Psychoterror.“ Die freie Journalistin hat sich die kritische Begleitung des Tierschutzes zur Aufgabe gemacht. Sie ist überzeugt: „Tierschutz heute ist eine grün schillernde Mélange von kaum verhüllter Spenderabzocke auf der einen sowie von blutigem Dilettantismus und hoch emotionalem Paniktierschutz auf der anderen Seite.“

Und Zeta selbst? – bezeichnet sich als „Mitmach-Projekt rund um das Thema Zoophilie und Zoosexualität“. Als Bindeglied

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Auch anderswo wird gegen Zoophilie gekämpft: hier ein Bild von Aktivisten in Berlin. © dpa

und Vermittler zwischen den Zoophilen und der nicht-zoophilen Gesellschaft wolle man den „offenen und ehrlichen Informations- und Gedankenaustausch fördern“, um gemeinsam Antworten auf offene Fragen zu finden. Nur so könne man bestehende Probleme lösen und eine bessere Welt für Mensch und Tier schaffen.

Der Vorsitzende, gegen den sich die Aktionen auf Welveraner Boden richten, hält sich zwar für nicht außergewöhnlich, bekennt aber im Internet – und damit öffentlich: „Seit ich denken kann, nehmen Tiere in meinem Gefühlsleben eine vorherrschende Stellung ein; in der Pubertät kamen erotische Gefühle dazu.“ - rad

Kommentar von Anzeiger-Redakteur Nico Rading:

Gehört Sex mit Tieren zu den zulässigen Bedürfnissen eines Menschen? Die Novellierung des Tierschutzgesetzes in diesem Jahr gibt darauf eine klare Antwort: Nein.

Höchst bizarr ist vor dem Hintergrund der Rechtslage das Schauspiel, das sich nun schon zum zweiten Mal in Welver abgespielt hat – mit Darstellern aus dem ganzen Land und einer Handlung, die mit bürgerlichem Engagement nicht viel zu tun hat und eher den Charakter eines mittelalterlichen Kreuzzuges trägt.

Eine Informationsveranstaltung auf dem Marktplatz ist völlig angemessen und in der Sache nachvollziehbar. Ein Autokonvoi bis an den Gartenzaun geht eindeutig zu weit.

Die Zoophlie-Gegner haben demnächst die Möglichkeit, über den offiziellen Rechtsweg vorzugehen. Den sollten sie nutzen – und Hausbesuche tunlichst aus ihrem Tourneeplan streichen.

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