Suche nach einem Konverter-Standort im Norden Welvers

Wenn demnächst wildfremde Menschen beobachtet werden, die rund ums Kleiloh und bei Hündlingsen durch die Feldflur streifen, dürfen sich die Bürger von Vellinghausen, Nateln und Dinker nicht wundern. Da sind keine Wünschelrutengänger oder merkwürdige Zeitgenossen unterwegs, deren Tun misstrauisch beäugt werden müsste – ganz und gar nicht. Vielmehr handelt es sich um Experten, die zur viel zitierten Energiewende beitragen wollen.
Welver – Denn sie sind im Auftrag von Amprion unterwegs, jenem Unternehmen, das die Stromleitungen legen soll, durch die der für viele Bereiche des Lebens so unerlässliche Saft von den Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee ins bevölkerungsreiche Nordrhein-Westfalen transportiert werden soll. Sie legen zwar noch keine Kabel in die Erde; so schnell geht es nun doch nicht voran mit der Energiewende.
Doch die Kartierungen im Vorfeld der geplanten Arbeiten müssen vorgenommen werden, in deren Rahmen die Fauna des Gebietes untersucht wird, wo einmal der sogenannte Konverter stehen könnte. Dieses Bauwerk wird am Südende des Korridors die Technik beherbergen, in der der Gleichstrom, der von den Windrädern durch die unterirdische Stromtrasse aus dem hohen Norden kommt, in Wechselstrom umgewandelt wird. Der wird dann überirdisch zum Umspannwerk auf dem Gelände des früheren Kraftwerks in Uentrop weitergeleitet.
Amprion hat nun die Aufgabe, den optimalen Standort für den Konverter zu finden. Erste Option ist weiterhin das Kraftwerksgelände selbst, wie Thomas Schmidt von Amprion erläutert. „Die Gespräche mit dem Eigentümer laufen“, so der Dortmunder. Doch kommt eben auch Welveraner Gemeindegebiet in Frage, und zwar vor allem die sogenannten vorzugswürdigen Potenzialflächen. Und da muss nun 13 Monate lang bis zum April 2024 geforscht werden, welche Fledermäuse, Brutvögel, Amphibien und Reptilien in den in Frage kommenden Flurstücken leben.
„Ziel ist es, Aufschluss über relevante artenschutzrechtliche Aspekte zu erhalten und somit die Vereinbarkeit mit dem Natur- und Artenschutz zu gewährleisten“, heißt es von Amprion. Das Projekt Nr. 49 von Wilhelmshaven in den Großraum Hamm könnte eben in jenem Gelände enden, das in aktuell landwirtschaftlich genutzten Gebieten der drei genannten Welveraner Ortsteile liegt, den erwähnten vorzugswürdigen Potenzialflächen.
So sind im Norden die Flurstücke südlich der Vellinghauser Straße, begrenzt von der Gemeindegrenze zu Lippetal und der Straße Am Tempel, betroffen, also auch das Areal um die sogenannten Generalseichen. Die zu untersuchenden Areale umfassen zudem den Bereich östlich vom Kleiloh. Weiter südlich werden die Flurstücke westlich von Hündlingsen bis nahe an die ersten zu Dinker zählenden Höfe untersucht.
Amphibien, Brutvögel und Fledermäuse
Bei den Kartierungsarbeiten werden in bis zu sechs Begehungen Brutvögel dokumentiert. Bei den Amphibien und Reptilien werden Sichtbeobachtungen und Kontrollen von Laichgewässern durchgeführt. Ergänzend ist abendliches und nächtliches Ableuchten, Keschern oder der Einsatz von Reusen vorgesehen. Schließlich geht es um die Fledermäuse. Hierzu werden bis zu drei Horchboxen an jeweils mindestens drei aufeinander folgenden Nächten aufgestellt.
Die Kartierungsarbeiten finden ein Jahr lang statt, um im Jahresverlauf die Tiere registrieren zu können. Die Arbeiten sind witterungsbedingt in der Abfolge variabel und werden möglichst von öffentlichen Wegen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto durchgeführt. Je nach Notwendigkeit werden auch Flurstücke betreten.
Amprion betont, dass die mögliche Inanspruchnahme der Grundstücke nicht über den gesamten Zeitraum stattfinde, sondern höchstens phasenweise und kurzzeitig. „Dies können wenige Stunden bis einige Tage am Stück sein. Je nach Notwendigkeit kann sich diese Vorgehensweise wiederholen.“ Eigentümer müssen diese Arbeiten dulden, da sie zur Vorbereitung der Planung dienen.
Amprion versichert, dass im Zuge der Kartierungsarbeiten in der Regel keine Schäden oder Einschränkungen verursacht werden. Sollte es gleichwohl zu Flurschäden kommen, würden diese zeitnah reguliert.
Thomas Schmidt von Amprion erklärte, dass die Entscheidung über den Standort nach den Kartierungsarbeiten gewiss noch eine Weile auf sich warten lassen wird. Das gilt im Übrigen auch für den Verlauf der Trasse, für die gerade das erste von zwei Genehmigungsverfahren im Rahmen der Bundesfachplanung läuft. Aus mehreren Varianten wird im Rahmen des bestehenden Korridors eine ausgewählt, durch die die Leitungen führen sollen.
Detaillierte Infos unter www.korridor-b.net