In seiner Jugend war das Rad das Verkehrsmittel Nummer 1. „Bis Mitte 20 gehörte es für mich zum Alltag“, ehe im Zuge der zunehmenden Mobilität zunächst auf einen Motorroller und später auf ein Auto umgesattelt wurde.
„Jetzt nutzen wir das Rad in jeder freien Minute. In unserer tollen Wohnlage bietet es sich für die Freizeit bestens an.“ Die Anwohner von der Nehlereide freuen sich über viele Wege, die in der Niederbörde zum Radeln einladen.
Dabei sind sie umsichtig unterwegs, ein Helm gehört zur selbstverständlichen Ausstattung. Darauf macht auch das Experten-Trio von der Polizei aufmerksam.
Silke Hautkapp, Rainer Heinze und Volker Kramp von der Verkehrsunfallprävention schildern eindrücklich, wie wichtig die passive Sicherheit ist. Denn die Anzahl von Unfällen mit Fahrrädern hat sich vervielfacht, seit der Boom mit den Elektrorädern ausgebrochen ist.
Das Tempo, mit denen vor allem Senioren neuerdings auf zwei Rädern unterwegs sind, ist enorm gestiegen. Gegenüber einem normalen Rad, das in etwa mit zwölf km/h bewegt wird, sind mit einem Pedelec Durchschnittsgeschwindigkeiten von fast 25 km/h keine Ausnahme. Rainer Heinze weiß es aus eigener Erfahrung. „Mein Vater ist 87; sein Pedelec zeigte 18 km/h als durchschnittliches Tempo an.“
Das erhöhte Tempo und der zunehmende Fahrrad-Verkehr insbesondere von älteren Menschen verlangt von ihnen ein bisher nicht gekanntes Höchstmaß an Aufmerksamkeit.
Denn: „Pedelecs beschleunigen schneller, der Bremsweg aber wird länger, auch weil die Räder schwerer sind“, weisen die Polizeibeamten auf einige Gefahrenquellen hin. Körperliche Einschränkungen bei älteren Verkehrsteilnehmern kommen hinzu; vor allem das Umschauen vor dem Abbiegen fällt dem einen oder anderen Senior nicht so leicht.
Dass das Handling mit einem schweren Pedelec ein anderes ist als mit herkömmlichen Rädern, wurde beim praktischen Teil des Lehrgangs in Welver deutlich.
Das Durchfahren enger Kurven ist mit höherem Tempo und höherem Fahrzeuggewicht wahrlich kein Kinderspiel. Selbst das Anfahren muss gelernt sein. Am besten startet es sich, wenn man schon im Sattel sitzt und sofort in die Pedale tritt. Dazu muss der Sattel aber die richtige Höhe haben.
Elke Klimpel aus Welver schätzt dabei den tiefen Einstieg, um schnell festen Boden unter den Füßen zu haben. Sie nutzt das Pedelec zu jeder Gelegenheit. „Ich fahre zum Einkaufen mit dem Rad“, verweist sie auf die hohen Spritpreise.
Selbst den Besuch beim Bruder in Werl absolviert sie auf zwei Rädern, seit sie sich vor vier Jahren erstmals ein Pedelec angeschafft hat.
Wilhelm Oberkönig erfreut sich auch der Möglichkeit, sich häufiger als früher an der frischen Luft bewegen zu können, und eifert damit seiner Frau Monika nach.
„Sie ist im Alltag die Aktivere“, Der Welveraner verweist darauf, dass sie auch noch auf E-Unterstützung verzichtet. „Ich habe im vergangenen Jahr jeden zweiten Tag 25 Kilometer zurückgelegt.“ Das war eine Strecke von Welver über Wambeln und Flierich nach Rhynern und zurück.
Vor einem halben Jahr aber hat ihn ein Sturz unsanft aus dem Sattel befördert. Jetzt tritt er nach dem Auskurieren der Unfallfolgen langsam wieder in die Pedale.
Umso wichtiger erscheint die Teilnahme an einem solchen Sicherheitstraining. Dabei wuchs auch die Erkenntnis: „Wenn es zu eng wird, besser absteigen und schieben!“ Das mindert die Unfallgefahr und damit das Verletzungsrisiko. Denn vielfach bleibt es nicht bei Prellungen, wie sie Wilhelm Oberkönig erlitten hat.
Im Volksmund ist zumeist von einem E-Bike die Rede, wenn es um Fahrräder mit elektrischer Unterstützung geht. Diese Räder, die ohne den Tritt in die Pedale aber keinen Meter fahren, heißen Pedelecs.
Die elektrische Unterstützung greift bis 25 km/h. E-Bikes hingegen haben einen Elektromotor, fahren auch ohne Trampeln. Für sie ist ein Versicherungskennzeichen Pflicht; ebenso wie bei S-Pedelecs, deren Fahrer bis zu 45 km/h elektrisch unterstützt werden.
Pedelec-Fahrer haben ebenso wie alle anderen Radfahrer Fahrradwege zu nutzen, wenn diese mit entsprechenden Verkehrsschildern ausgewiesen sind. Darauf verwiesen die Polizeibeamten beim Lehrgang in Welver.
Die Unsitte, dass viele Radfahrer vom Radweg auf die Straße wechseln, ist ein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung. Nur schnellere Pedelecs oder E-Bikes (bis 45 km/h) gehören auf die Straße.
Viel hätte nicht gefehlt und für Elke Klimpel hätte die Teilnahme am Pedelec-Training ein schlimmes Ende genommen. Vorschriftsmäßig steuerte die Welveranerin auf die Kreuzung am Buchenwald zu.
Selbstverständlich verringerte sie das Tempo, um von der Buchenstraße aus kommend die Vorfahrt der Fahrzeuge zu achten, die auf der Bahnhofstraße unterwegs waren. Geradeaus war ihr Ziel, als sie wenige Meter vor der Kreuzung von einem Kleinwagen überholt wurde, dessen Fahrer ohne Blinken rechts abbog.
Das war haarscharf und ist ein Beleg dafür, wie gefährlich das Radeln sein kann. Mit der Rücksichtslosigkeit dreister Zeitgenossen muss leider zu jeder Zeit gerechnet werden.