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Sanierung der evangelischen Kirche schreitet voran

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Von: Dirk Wilms

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Gut zu erkennen, wie weit die Empore zuvor in das Kirchenschiff ragte. Aufgrund der Schwingungen, die die alte Möller-Orgel immer wieder verstellten, musste sie zurück gebaut werden.
Gut zu erkennen, wie weit die Empore zuvor in das Kirchenschiff ragte. Aufgrund der Schwingungen, die die alte Möller-Orgel immer wieder verstellten, musste sie zurück gebaut werden. © Joe Holthoff

Vorsichtig injiziert Diplom-Restauratorin Annecke Horstmann ein wenig Klebstoff unter eine Farbbeule, die sich am Altar der St.-Albanus-und-Cyriskus-Kirche in Welver gelöst hat. Sie drückt die abgelöste Lackschicht wieder an die ursprüngliche Position, eine Arbeit, die viel Geduld und Fingerspitzengefühl erfordert.

Welver - Es sind viele Baustellen, die den fachkundigen Einsatz der Restauratorin erfordern, unter Zeitdruck geht aber gar nichts. An einigen Stellen ist die Farbschicht abgeplatzt, hier muss neue Farbe im richtigen Ton angemischt und aufgetragen werden. Hoch auf dem Gerüst inmitten der ausgeräumten Kirche arbeitet die Restauratorin der Firma Böddecker und Schlichting geduldig weiter. Wenn möglich, wird das zu restaurierende Stück abgebaut und im Kirchenschiff bearbeitet, so wie es mit der Bekronung der Kanzel gemacht wurde.

Seit Mitte April haben die Handwerker in der evangelischen Kirche das Zepter in der Hand. Wie schon im August berichtet, wurde zunächst die Empore zurückgebaut. Sie war vor 40 Jahren rund dreieinhalb Meter in das Kirchenschiff hinein verlängert worden, damit die Möller-Orgel dort ihren Platz finden konnte. Ein Gutachter stellte allerdings vor drei Jahren fest, dass der Fußboden unter der Orgel mitschwingt und das Kircheninstrument sich so immer wieder verstellt. Außerdem führte Schimmelbildung im hinteren Bereich der Kirche zu einer Gesundheitsgefährdung.

Dieses Problem ist gelöst worden. Im Bereich des Aufgangs zur Empore wurde ein großer, offener Lichtschacht geschaffen, bei Bedarf zu öffnende Fenster bewirken einen zirkulierenden Luftaustausch. Ein neues Beleuchtungskonzept sorgt für Licht auch in der dunkleren Jahreszeit, neue Kabel in der gesamten Kirche wurden dafür auch auf dem zuvor entrümpelten Kirchendach verlegt.

Für einen ungewohnten Komfort der Kirchenbesucher sorgt künftig eine Sitzpolsterheizung, die die schwerfällige Fußbodenheizung unterstützen wird. Die Wände erstrahlen mittlerweile wieder in einem matten Weiß, allerdings stehen noch Gerüste im Kirchenschiff. Die Bänke werden gereinigt und schadhafte Stellen mit einer neuen Farbschicht versehen.

Rund 360 000 Euro waren für die Maßnahmen zunächst veranschlagt worden, 50 000 Euro konnten durch Fördermittel abgedeckt werden. Der Kirchbau-Förderverein steuerte 8100 Euro bei, Spenden sind in Höhe von 5450 Euro eingegangen.

Mit dem Beginn der von Architekt Werner Lücke vom Ingenieurbüro Rohrberg in Lippstadt geleiteten Arbeiten wurden aber Schäden am Dachstuhl entdeckt, die eine Reparatur der Fußpunkte, an denen die Sparren des Hauptdachs an den Ringbalken angeschlossen sind, notwendig machen. Diese Reparatur schlägt mit weiteren rund 70 000 Euro zu Buche. Zusammen mit den weiteren ungeplanten Kosten für die maroden Dachstühle der Querhausdächer sind das 110 000 Euro.

Bei diesen Arbeiten kann der Aufwand nur geschätzt werden und es muss mit weiteren Überraschungen gerechnet werden. Gleichwohl hofft der Vorsitzende des Presbyteriums, Friedrich Schulze zur Wiesch, dass am vierten Advent der erste Gottesdienst in der frisch renovierten Kirche gefeiert werden kann.

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