Um Wicbold von Welver rankt sich die Geschichte

1979 feierte Welver sein 800-jähriges Bestehen. Anlass war die erstmalige Erwähnung des Ortsnamens in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Philipp von Heinsberg vom 11. März 1179 mit dem Namen des Edelherrn Wicbold von Welver. Und genau um diese historisch belegte Figur aus dem Mittelalter rankt sich der Roman, den sich Wolfgang Lückenkemper ausgedacht hat.
Welver – Auf rund 200 Seiten hat sich der aus Welver stammende Soester mit dem fiktiven Schicksal des jungen Mannes aus der Börde befasst, der in der Mitte des 12. Jahrhunderts in einem kleinen Dorf namens Dingden in der Soester Börde geboren wurde. Wicbold – Lückenkemper schreibt den Ritter gemäß der Urkunde stets mit „c“ – ist im Roman der zweite Sohn eines armen Bauern, der sich als Knappe im Gefolge des Soester Edelvogts den Soldaten anschließt, die unter Kaiser Friedrich Barbarossa einen Italien-Feldzug unternehmen.
In einer Schlacht um Ancona wird der Soester Edelvogt schwer verletzt. Doch Wicbold rettet seinem Herrn das Leben. Sie kehren in die Börde zurück und der Edelvogt nimmt seinen treuen Knappen in Soest unter seine Fittiche. Als Wicbold 22 Jahre alt ist, macht ihn der Edelvogt mit dem Einverständnis des Landesherrn zum Ritter „Wicbold von Welver“, überreicht ihm die Schwertleite und überträgt ihm als Lehnsherren die Verantwortung über die Burg und das Dorf Welver. „Unter seiner Führung geht dort vieles voran…“, endet das Vorwort, mit dem Wolfgang Lückenkemper nicht zu viel vorwegnimmt. Schließlich sollen die Leser ein wenig auf die Folter gespannt werden bei der Reise ins Mittelalter.
In der Corona-Zeit entdeckte der langjährige Sprecher der Soester Kreispolizeibehörde seine Liebe zur Heimatgeschichte wieder. Schließlich ist er seinem Welver seit seiner Kindheit verbunden, hat 20 Jahre lang im Heimatverein mitgewirkt, dort 14 Jahre lang die Jahreshefte gestaltet. Ob Bahnhof, Molkerei oder die Dorfschulen – der jetzt 57-Jährige hat viele Aspekte der Historie beleuchtet.
Und zwar stets ganz hautnah an den Fakten orientiert, wie er es beruflich seit jeher gewohnt ist. Jetzt aber sollte es ein Roman werden. „Wicbold ging mir schon immer durch den Kopf“, faszinierte ihn der Gedanke, eine Geschichte mit dem Ritter aus Welver im Mittelpunkt zu verfassen.
Zeit dazu war während des Lockdowns reichlich vorhanden. Der grobe Rahmen der fiktiven Geschichte war vorgegeben durch die wenigen bekannten Fakten aus jener Zeit. „Eine Kopie der Urkunde aus dem Jahr 1979 liegt im Heimathaus, das Original ist im Staatsarchiv in Münster“, erläutert Lückenkemper, der auch von einer zweiten Urkunde weiß, in der Wicbold erwähnt wird. „Sie wird in Velmede aufbewahrt. Dort hat er andere Ritter überfallen“, so der Autor.
Er weiß auch davon, dass Wicbold keine Söhne hatte. So ging die Burg Welver, die auf dem jetzigen Areal des katholischen Friedhofs angesiedelt gewesen sein dürfte, durch Heirat einer Tochter an den Soester Edelvogt. Dessen Nachfahren verkauften im 13. Jahrhundert die Burg an Zisterzienserinnen, die dort das Kloster gründeten.
Neues Buch in Arbeit
Wolfgang Lückenkemper schreibt aktuell an seinem zweiten Buch. „Das spielt noch einmal über tausend Jahre früher“, lässt der Autor durchblicken. Es rankt sich um den Zwist zwischen Römern und Germanen. Wann es fertig ist, lässt Lückenkemper offen. „Ich habe mir kein Ziel gesetzt.“ Seine Frau wird dabei gewiss wieder ebenso ein offenes Ohr haben für seine Gedanken wie beim Verfassen des Wicbold-Romans.
Doch Ende des 12. Jahrhunderts herrschte eben Wicbold in Welver auf jener Burganlage, die zu einem Befestigungssystem zum Schutz der Nordgrenze des kurkölnischen Territoriums gehörte. Hier entfernt sich der Autor von den historischen Vorbildern, gehörte doch Welver zu Wicbolds Zeiten eben zur Freigrafschaft Rüdenberg.
In Lückenkempers Roman hingegen gehört Welver schon 1179 zum Bereich des Soester Edelvogts. Und genau darum dreht sich die Geschichte, die aus der Börde nach Italien führt und zurück. Zu viel soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden.
„Ich habe 2020 mit dem Schreiben begonnen, zwischendurch auch mal ein paar Wochen Pause gemacht. Mein Sohn Marius, mein Freund Jadran und meine Freundin Claudia haben Korrektur gelesen, auch so manche Tipps gegeben, die ich gern angenommen habe“, beschreibt Lückenkemper den Weg bis hin zum fertigen Manuskript, das im April 2022 vollendet war.
Dann galt es, ein passendes Cover zu finden. „Es sollte einen eher ärmlichen Ritter darstellen, nicht mit einer glänzenden Rüstung, sondern nur mit einem Kettenhemd. Außerdem sollte es eine Turmhügelburg zeigen, wie sie damals in Welver ausgesehen haben dürfte.“ Und das Ganze mit einem Sonnenuntergang als Hintergrund.
Weihnachten 2022 war im Selbstverlag in kleiner Auflage fertig. „Es hat großen Spaß gemacht“, ist Lückenkemper schon gespannt auf die Resonanz. Erste Reaktionen hat er schon. So hat sich ein langjähriger Freund aus Welver in einer Figur wiedererkannt.
Künftig Pressesprecher in Welver
17 Jahre lang hat Wolfgang Lückenkemper die Öffentlichkeit aufgeklärt, wo Unfälle im Kreis Soest passiert sind, wo es Diebstähle gab oder gar noch gravierendere Verbrechen. Als Verwaltungsbeamter in der Pressestelle der Kreispolizei war dies sein Aufgabenbereich. Ab Montag, 3. April, ist der 57-Jährige an einem anderen Arbeitsplatz zu finden. Er übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit bei der Gemeinde Welver, kümmert sich auch um die Organisation von Veranstaltungen. So umreißt der Ur-Welveraner den Aufgabenbereich, der künftig in seiner Heimatgemeinde auf ihn zukommen wird: „Das ist ganz neu, aber doch irgendwie bekannt“, sieht er der neuen Herausforderung in der Niederbörde mit Freude entgegen.
Am Sonntag, 2. April, können Interessierte im Heimathaus zugreifen. Dann bietet Lückenkemper den Roman „Wicbold von Welver“ zum Verkauf an. Von 14 bis 18 Uhr ist das Heimathaus geöffnet. Es ist übrigens nur einen Steinwurf entfernt von dem Standort, wo vor über 800 Jahren der echte Wicbold wirkte.