Pfarrgarten soll aus dem Dornröschenschlaf befreit werden

„Wenn man das gesehen hat, kann man Dornröschen verstehen!“ Jochen Vorwig fand einen treffenden Vergleich, als er den Dinkeranern erläuterte, wie der Pfarrgarten hinter dem alten Speicher noch vor ein paar Wochen ausgesehen hat. „Die Brombeeren rankten bis über die Bäume hinaus“, war laut Annegret Schlotmann dem dornenreichen Gestrüpp mit Handarbeit und Gartenschere nicht beizukommen.
Dinker – Doch Jochen Vorwig hatte mit seiner hydraulischen Heckenschere von zwei Metern Breite das passende Gerät parat. „Die schneidet Äste bis zwölf Zentimeter Durchmesser“, erklärte der Landwirt, wie er dem wild wuchernden Gestrüpp zu Leibe gerückt ist. Damit leistete er wertvolle Hilfe für das Projekt, das Initiatorin Annegret Schlotmann jetzt der nicht kleinen Schar von Leuten aus dem Ahsedorf vorstellte.
„Als ich aus dem Küchenfenster schaute, kam mir der Gedanke, dass man etwas machen muss aus dem Pfarrgarten“, sah die Kirchplatz-Anwohnerin dringenden Handlungsbedarf. „Eine Blühwiese, ein Insektenhotel, dazu ein Bienenstock“, das waren ihre ersten Ideen, um das Areal im Schatten von St. Othmar ansehnlich für die Menschen und zugleich nützlich für die Insekten zu gestalten.
Sie trat an die evangelische Kirchengemeinde heran, lief offene Türen ein. Es wurde eine Blühwiese eingesät und eine Bienenbehausung aufgestellt. Schlotmanns Pläne fanden auch Anklang bei der Jury, die den Klimaschutzpreis der Gemeinde Welver und von Westenergie vergibt; da gab es im vergangenen Herbst 300 Euro als 2. Preis für die naturnahe Umgestaltung des Pfarrgartens.
Im Januar wurden die nächsten Schritte vollzogen. Die ABU brachte auf dem Gelände acht Starenkästen und sechs Halbhöhlen als Nisthilfen für Kleinvögel an, montierte zudem unter dem Dach der Kirche sechs Nistkästen für Mauersegler. Entlang des alten Pastorats wurden sechs Sträucher angepflanzt, die den Insekten besonders im zeitigen Frühjahr als Nahrungsquelle dienen können.
Jetzt aber soll das Projekt weiterentwickelt werden. Am Pfarrhaus könnte eine Trockenmauer aus Bruchsteinen errichtet werden, um kleinen Lebewesen als Heimstatt zu dienen. Es wäre auch Platz für eine Kräuterschnecke; und auch ein Unterstand könnte gebaut werden. „Es werden Handwerker gesucht“, hofft Annegret Schlotmann auf ehrenamtliches Engagement fleißiger Helfer. Vielleicht findet sich auch jemand, der den alten Brunnen mit einer Schwengelpumpe ausrüsten könnte, um das Wasser nutzen zu können.
Auf dem Areal hinter dem Speicher, wo jüngst die Brombeeren entfernt wurden, müsste der Baumbestand durchforstet werden. So nehmen große Eschen den vor 25 Jahren gepflanzten Obstbäumen das Licht. Diese Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Pflaumenbäume müssten beschnitten werden. Dazu könnte ein Kursus angeboten werden, wo das Wissen um den Umgang mit den Obstbäumen vermittelt wird. Im vergangenen Herbst gab es schon einen ersten Erfolg, als einige Äpfel geerntet und durch die reaktivierte Jungschar zu Apfelsaft und Apfelmus verarbeitet worden war.
Für die Pflege des Geländes nahe der renaturierten Ahse könnten auch zeitweise Schafe eingesetzt werden, die das Gras kurz halten. Viel Arbeit, die vieler helfender Hände bedarf. Die Resonanz beim Treffen stimmte Annegret Schlotmann schon einmal zuversichtlich. Es wird eine WhatsApp-Gruppe gebildet, in der die Gartenexperten sich versammeln und abstimmen können, um Struktur in die Arbeit zu bringen.
Annegret Schlotmann will sich derweil darum bemühen, weitere Geldquellen anzuzapfen, auch die Bewerbung im Rahmen des Heimatpreises ist denkbar. Zudem muss mit der evangelischen Kirche als Eigentümer das Thema Verkehrssicherungspflicht gelöst werden. Denn momentan ist das Gelände nicht zugänglich, ein Zaun und ein Tor versperren den Weg. Schließlich könnten Unfälle geschehen; sei es durch herabfallende Äste oder auch durch einen Sturz in die Gräfte rund um den Speicher, die seit der Erneuerung des Zulaufs aus der Ahse wieder reichlich Wasser führt.