Die neue Pfarrerin im Probedienst in der evangelischen Kirchengemeinde Niederbörde ist überzeugt, dass die Menschen auch durch Gotteswort Zuspruch erfahren, gerade in den aktuell so brenzligen Zeiten.
Welver - „Ich denke, dass viele den Wunsch nach Halt verspüren in diesen Zeiten der Verunsicherung“, ist die 30-Jährige voller Hoffnung, dass sich wieder mehr Menschen an den Glauben klammern. Sie möchte zu gern ihren Beitrag dazu leisten, möchte bei der Gestaltung von Kirche mitwirken. „Ich sehe mich als Anpackerin, die Leute motivieren kann.“ Sie freut sich auf viele Gespräche in den nächsten zwei Jahren, in denen sie in Welver, Dinker, Borgeln und Schwefe tätig sein wird. „Ich möchte aber nicht über Köpfe hinweg agieren, sondern die Mensch mitnehmen“, blickt sie nach vorn.
Aber sie weist darauf hin, dass die Zukunft nicht aussehen kann wie die Vergangenheit: „Ich verstehe, dass viele Menschen die bisherigen Selbstverständlichkeiten in sich tragen. Doch ich sehe eher die Chancen als die Probleme.“ Sie will einen optimistischen Blick in die Zukunft vermitteln. Dabei habe sie gewiss noch keine Antworten parat, denn erst einmal gelte es, die Gemeinde kennenzulernen.
Zu 50 Prozent wird Valeria Danckwerth den drei Pfarrern in der Niederbörde – Karl-Heinz Klapetz, Werner Vedder und Andreas Herzog – zur Seite stehen; der Predigt-Plan ist auch schon bis September geschrieben. Zu 50 Prozent aber widmet sie sich der Erwachsenenbildung bei der Frauenhilfe in Soest. Die Kreisstadt hat sie sich auch als Domizil auserkoren, freut sich darauf, am städtischen Leben teilnehmen zu können.
„Ich bin ein geselliger Typ“. Sie sit aber auch schon gespannt auf die vielen Schützenfeste in der Niederbörde, die genau zu der Zeit ihrer Vorstellung an Himmelfahrt in Borgeln nach zwei Jahren Pause Hochkonjunktur haben werden in all den Dörfern, die zu ihrem neuen Wirkungskreis gehören. Bei schönem Wetter will Valeria Danckwerth auch mit ihrem E-Bike die weitläufige Niederbörde erkunden.
Bei den ersten Fahrten durch Welver und Umgebung hat sie jedenfalls die vielfältige Landschaft schon kennengelernt, nachdem sie zuletzt in einem eher städtischen Umfeld gewirkt hat. In der evangelischen Kirchengemeinde Pelkum-Wiescherhöfen hat sie ihr zweieinhalbjähriges Vikariat absolviert, das von Corona geprägt war. „Das war eine ganz besondere Erfahrung, weit weg von der Routine“, sah sie sich speziellen Herausforderungen gegenüber.
Valeria Danckwerth ist in Münster aufgewachsen, und zwar in einem ökumenischen Haushalt. „Meine Mutter ist evangelisch, mein Stiefvater katholisch.“ Außerdem lebte sie im katholisch geprägten Münster als evangelisches Kind in der Diaspora. „In meiner Grundschulklasse waren nur drei Kinder evangelisch“.
Während der Konfirmanden-Zeit fand sie bei Pfarrer Zimmer in der Zions-Kirche mehr und mehr zur aktiven Arbeit in der Gemeinde: „Da fühlte ich mich richtig wohl“. In dieser Zeit hatte sie noch Ideen, sich in Richtung Jura, Sonderpädagogik oder Medizin zu orientieren. Doch nach dem Abitur lebte sie im Rahmen eines diakonischen Jahres in der Nähe von Manchester in einem anglikanischen Pfarrhaus. „Da reifte die Idee, dass mein Beruf etwas mit Kirche zu tun haben sollte.“
Zunächst nahm Valeria Danckwerth ein Studium der sozialen Arbeit und Religionspädagogik auf, merkte aber rasch, dass den Themen rund um die Bibel ihr größtes Interesse galt. „Das wollte ich vertiefen.“ Sie wechselte zum Theologie-Studium, das nach Stationen in Marburg und Bonn mit dem Examen in Münster endete.
Sehr prägend war für die junge Theologin ein Praktikum in Jerusalem an der deutschen Erlöser-Kirche. „Es war für mich beeindruckend, die Orte zu sehen, an denen die Geschichte in der Bibel spielt.“ Außerdem erfuhr sie die extremen Gegensätze in der geschichtsträchtigen Stadt im Spannungsfeld zwischen den Religionen. „Und ich merkte auch, dass ich froh sein kann, dass ich evangelisch bin“, weist sie auf ihre liberale Grundeinstellung hin.
Zudem ist es ihr als evangelische Frau eben möglich, den Beruf als Pfarrerin auszuüben, was nun in der evangelischen Kirchengemeinde Niederbörde und bei der Frauenhilfe in Soest geschieht. Wie es nach den zwei Jahren Probedienst weitergehen wird, das lässt Valeria Danckwerth noch offen: „Ich schaue, ob mir die Tätigkeitsfelder gefallen.“
An Alternativen für junge Theologen mangelt es schließlich nicht. 2024 könnte sie sich auch ganz woanders bewerben. Allein jetzt kamen in der Landeskirche Westfalen auf 13 offene Stellen nur acht Bewerber aus ihrem Jahrgang. So besteht auch in der Niederbörde alsbald Handlungsbedarf. Denn die Pfarrer Vedder und Klapetz gehen im nächsten beziehungsweise übernächsten Jahr in den Ruhestand.
Friedrich Schulze zur Wiesch, Vorsitzender des Presbyteriums in der Kirchengemeinde, freut sich darauf, dass im Laufe des Wonnemonats Mai ein neues Gesicht die Niederbörde beleben wird: „Wir haben sie schon kennengelernt. Jetzt werden wir in aller Ruhe die nächsten Schritte gehen und gemeinsam dafür sorgen, dass Frau Danckwerth ihren Platz im Pfarrteam finden wird.“