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Mit der 79er-Yamaha über die Alpen

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Von: Dirk Wilms

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Daniel Drogoin macht sich auf den Weg mit seiner 79er-Yamaha.
Daniel Drogoin macht sich auf den Weg mit seiner 79er-Yamaha. © Dirk Wilms

Es ist wie eine Challenge mit sich selbst. Daniel Drogoin will es wissen, will wissen, ob er der Herausforderung gewachsen ist, der er sich selber stellt.

Vellinghausen - Über 2000 Kilometer auf einem alten Motorrad aus den 70er-Jahren, und das nicht einmal ein Jahr, nachdem er überhaupt den Führerschein für ein Bike dieser Größenordnung gemacht hat. Und das mit einem rechten Handgelenk, das seit einem Arbeitsunfall quasi unbeweglich ist.

„Ich bin gelernter Dachdecker und habe mir das Handgelenk so kompliziert gebrochen, dass da jetzt zwei Platten drin sind“, erläutert der 39-Jährige. Gas geben funktioniert also nur, wenn er den ganzen Unterarm bewegt. „Ich habe mir auch eine Technik angeeignet, den Griff durch die Hand rutschen zu lassen.“ So hat der Vellinghauser den Dreh raus, wie er seine Yamaha aus dem Jahr 1979 auf Touren bringt.

„Es ist schon beknackt“, nimmt er sich selber auf die Schüppe. Der gebürtige Hammer hat aber eine Menge Zuspruch in seinem Umfeld erfahren. Und auch seine Freundin, mit der er seit sechs Jahren im nördlichen Welveraner Ortsteil lebt, hat ihm keine Steine in den Weg gelegt – im Gegenteil. „Sie macht sich zwar Sorgen, steht aber dahinter.“

Am Montag, 18. Juli, soll die Fahrt beginnen mit dem Ziel Slowenien. „Ich war vor 20 Jahren mal da bei einem Tagesausflug von Kärnten aus. Das hat mich so begeistert, dass ich schon immer wieder dahin wollte.“ Die Hauptstadt Ljubljana ist der Sehnsuchtsort des Bikers. „Ich habe eine Route ohne Autobahn und ohne Mautstrecken gewählt.“ Er will die gut 1000 Kilometer nur über Landstraßen zurücklegen.

„Ich will gut 250 Kilometer fahren und mir dann in aller Ruhe einen Campingplatz suchen.“ Drogoin hat sich ein Limit von maximal 400 Kilometern am Tag gesetzt. „Vielleicht komme ich am ersten Tag bis nach Bayern und am zweiten Tag schon bis Österreich.“ Er ist ganz gespannt auf den Verlauf der Tour, die ihn auch über zwei Alpenpässe führt. Ausgerüstet ist er mit Zelt und Schlafsack, für die Nacht in Ljubljana aber denkt er eher über ein einfacher Zimmer nach. „Ich übernachte in Slowenien auf keinen Fall irgendwo im Wald, da gibt es Bären“, erklärt er augenzwinkernd.

Bis Sonntagabend will er dann wieder zurück sein, die Rückfahrt über eine ähnliche Route absolvieren. Dabei wird er seine Yamaha auf keinen Fall zu Höchstleistungen herausfordern. „Ich fahre mit ihr nicht auf die Autobahn.“ Er will es gemächlich angehen lassen, mit vielleicht 90 oder 100 Sachen dahingleiten. Er will ja keinen Schaden an der betagten Maschine heraufbeschwören, wenngleich er durchaus Vertrauen in die bewährte Technik hat.

„Die Maschine war generalüberholt, ich habe sie im September in Illingen gekauft.“ Er erzählt davon, dass er sich damit einen Traum erfüllt hat, seit er mit 16 den Führerschein für kleinere Motorräder gemacht hatte. „Eine SR 500 wollte jeder haben.“ Die 48 PS starke Yamaha war seit jeher Objekt der Begierde. „Sie hat nur zwei Vorbesitzer, ist top in Schuss.“ Drogoin hat auch nur Zündkerzen, Gas- und Kupplungszug im Gepäck – und natürlich zwei Powerbanks; schließlich will der jetzt beruflich beim Perthes-Werk in den Hellweg-Werkstätten tätige Hobbybiker seinen Freundeskreis über die sozialen Medien stets auf dem Laufen halten über das Abenteuer mit seiner 43 Jahre alten Schatzkiste. Helmkamera und Smartphone brauchen eben Strom unterwegs.

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