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Historisches Gemäuer wird saniert

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Von: Dirk Wilms

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Die Westfassade der Burg Vellinghausen bedarf dringend einer Sanierung. Zum Jahreswechsel war in etwa die Hälfte geschafft.
Die Westfassade der Burg Vellinghausen bedarf dringend einer Sanierung. Zum Jahreswechsel war in etwa die Hälfte geschafft. © Dirk Wilms

Ein Gebäude instand zu halten, das weit mehr als ein halbes Jahrtausend auf dem Buckel hat, ist eine Aufgabe, die Generationen über Generationen fordert. Dem hat sich im Fall der Burg Vellinghausen seit 32 Jahren Meinolf Schultebraucks verschrieben. Jetzt ist der Denkmalpfleger und Eigentümer des mittelalterlichen Gebäudes wieder dabei, Hand anzulegen. Denn das historische Anwesen gilt es für Gegenwart und Zukunft zu erhalten.

Vellinghausen - Die Westfassade ist es, der der 71-Jährige aktuell seine ganze Aufmerksamkeit widmet. Denn das Wetter hat dem Mauerwerk in den drei Jahrzehnten seit der letzten Sanierung erheblich zugesetzt. In einem Antrag an die Gemeinde als untere Denkmalschutzbehörde hatte es Schultebraucks schon 2021 entsprechend formuliert.

„Ich habe die Schäden detailliert aufgeführt“, erläuterte er seinen Antrag. Demnach gab es insbesondere in den schrägen Streben aus Mischmauerwerk Probleme. „Das sind die ältesten Teile der Burg, stammen aus dem 15. Jahrhundert“, so Schultebraucks. Sie stehen an der Nordwestecke auf feuchtem Grund, war hier doch vor einigen Jahrzehnten noch ein Wassergraben.

Es waren Steine locker, teilweise herausgebrochen, der Putz zuvor schon längst abgebröckelt. Dies galt für die ganze Westseite, wo Risse zeigen, wo sich das Wasser bei Regen und Westwind seinen Weg ins Mauerwerk bahnen kann. Die vor 30 Jahren aufgetragene Farbe war weitgehend verwittert.

Im Laufe des Jahres 2022 wurde der Antrag von der Gemeinde positiv beschieden. „Ich bin froh, dass die Gemeinde Welver sich wieder der Denkmalförderung widmet“, findet der Experte lobende Worte in Richtung Rathaus.

Im Laufe des Herbstes machte sich der Vellinghauser Burgherr an die Vorarbeiten. Die Fenster wurden gestrichen. Dann ging es auf die Suche nach adäquatem Material, um die Sanierung des Mauerwerks angehen zu können. Denn es bedarf einer besonderen Vorgehensweise, um die insgesamt immerhin rund 300 Quadratmeter große Fläche zu sanieren. „Ich verwende für das Verputzen Otterbeiner Kalk“, erklärt Schultebraucks. Das ist ein Muschelkalk aus dem Raum Fulda.

„Der verwittert nicht so schnell, wird in der Denkmalpflege empfohlen.“ Angemischt mit grobem Sand ergab sich ein Mörtel, der besonders widerstandsfähig ist. Zuvor mussten die Risse aufgestemmt werden, ohne dabei die Steine zu beschädigen. Eine Arbeit für echte Fachleute.

Nach dem Verputzen – rund um die Fenster mussten auch Lücken zwischen der Einfassung aus Grünsandstein und dem Mauerwerk geschlossen werden - ging es ans Streichen. Auch hier konnte nicht eine x-beliebige Farbe aus dem Baumarkt gekauft werden. „Ich benutze Löschkalk, denn die Farbe darf keinen Kunststoffanteil enthalten“, erklärt Schultebraucks. Die Farbe muss nämlich besonders atmungsaktiv sein.

So wird das Material eingesumpft, wobei größte Obacht gegeben werden muss. „Das brodelt und spritzt, da sind Schutzkleidung und Schutzbrille wichtig“, weiß der Experte, worauf zu achten ist. Dann werden schwarze und blaue Partikel beigemischt, etwa ein Esslöffel auf zehn Liter. Das Rezept hat sich Meinolf Schultebraucks genau aufgeschrieben, um stets denselben Farbton zu erzielen. Schließlich gibt er noch ein, zwei Schnapspinnchen Leinöl dabei. „Das ist für die Haltbarkeit, beugt dem Auswaschen vor.“

Der erste Anstrich ist auf einer Hälfte der Westwand bereits erfolgt. „Das muss bei etwa zehn Grad Außentemperatur geschehen.“ Dem Burgherrn passte der Frost vor Weihnachten gar nicht ins Konzept. Zwischen den Jahren ruhte der Betrieb, im neuen Jahr aber soll es weitergehen. Schließlich ist das Ziel klar festgelegt: „Im April müssen wir fertig sein!“

Dann soll auch ein zweiter Anstrich die Westseite der Burg Vellinghausen wieder im typischen Grau erscheinen lassen. Wann die Südseite an der Reihe ist, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist immer was zu tun an einem solch historischen Gebäude.

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