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Mehr Lebensräume für die Insekten an den Wegsäumen

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Von: Dirk Wilms

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Bauhofleiter Hans Wilms, Klimamanagerin Christina Tigges sowie Lutz Schulte-Overbeck und Tobias Ostermann vom Kreis Soest machten sich im Ratssaal für bessere Lebensräume für Insekten stark.
Bauhofleiter Hans Wilms, Klimamanagerin Christina Tigges sowie Lutz Schulte-Overbeck und Tobias Ostermann vom Kreis Soest machten sich im Ratssaal für bessere Lebensräume für Insekten stark. © wilms

Ob Tagpfauenauge und Gelber Scheinbockkäfer, ob Pinselkäfer, Wildbiene oder Hummel – das Wohlergehen dieser kleinen Gesellen haben jene Menschen im Sinn, die sich am Mittwochabend im Ratssaal in Welver trafen. Bessere Lebensräume für Insekten zu schaffen – das ist das Anliegen, das gleich aus mehreren Blickwinkeln im Fokus stand.

Welver – So hat der Kreis Soest ein Projekt mit dem Titel „Rückgewinnung und ökologische Optimierung kommunaler Flächen – Schaffung neuer Lebensräume für Insekten“ auf den Weg gebracht, an dem sich auch die Gemeinde Welver beteiligt. In der Niederbörde selber ist mit dem Arbeitskreis Blühstreifen schon seit 2008 ein Gremium dabei, in der Natur den Insekten wider mehr Platz zu verschaffen. Und schließlich bringt die Gemeinde in diesen Tagen einen Wettbewerb mit dem Titel „Mein naturnaher Garten“ auf den Weg – sie Infokasten.

Lutz Schulte-Overbeck, der mit seinem Kollegen Tobias Ostermann vom Kreis Soest nach Welver gekommen war, erläuterte das Projekt des Kreises, an dem sich Welver neben Soest, Wickede und Geseke beteiligt. Insgesamt 185 Flächen mit einer Größe von zusammen 9,1 Hektar wurden in das Projekt aufgenommen, davon sind 60 Flächen mit knapp drei Hektar in Welver. Die Gemeinde in der Niederbörde hat also einen großen Anteil an der Maßnahme.

Sie hat zum Ziel, kommunale Flächen zurückzugewinnen, um als Wegesrändern und Feldsäumen Lebensräume für Getier vielfältiger Art zu schaffen. Diese Säume waren früher breit mit vielen Blüten und unterschiedlichen Strukturen, die wurden von Kleinbauern kleinräumig extensiv genutzt, dienten als Futterquelle auch für Nutzvieh. Später wurden im Zuge der Flurbereinigung viele Wege entfernt, die Säume zum Teil fremd genutzt, zu früh und zu häufig gemulcht und regelmäßig gemäht.

Im Zuge des Projektes werden nun bis zu zweieinhalb Meter breite Streifen der Selbstbegrünung überlassen, ab drei Meter mit regionalem Saatgut eingesät. Damit soll der Strukturreichtum gefördert werden. Laut Schulte-Overbeck gelte es, nur alle zwei bis drei Jahre zu mähen, Inseln stehenzulassen sowie die linke und rechte Seite abwechselnd zu mähen. Die Mähtechnik solle dabei möglichst schonend sein, am besten mit Hans-Motorbalkenmäher oder Sense, eher nicht mit Mähwerken mit Aufbereitern oder gar Mulchgeräten. Denn in letztgenannten Maschinen überlebt kaum ein Insekt.

Arbeitskreis Blühstreifen seit 2008

Schulte-Overbeck betonte, dass der Dialog zwischen den Beteiligten von großer Bedeutung sei, müssten doch die Interessen verschiedener Akteure zusammengeführt werden. „Jeder hat eine andere Sichtweise“, weiß er, dass es Interessenkonflikte gibt. So sei das Thema Verkehrssicherungspflicht stets zu berücksichtigen. Es dürfe aber eben nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen.

Das nahm auch Welvers Bauhofleiter Hans Wilms auf, der von Anfang an ein Initiator des Arbeitskreises Blühstreifen war. Er erläuterte, dass es anfangs gedauert habe, die Beteiligten von neuen Methoden zu überzeugen. „Das haben wir doch immer so gemacht“, hieß es ihm gegenüber, wenn neue Mähtechniken vermittelt werden sollten oder gar nur die Hälfte der Wegesränder geschnitten werden sollten.

Wilms erklärte, dass die Maßnahmen, die der Insektenwelt zugutekommen, inzwischen auf eine hohe Akzeptanz stoßen. So werden auch die von der Gemeinde angelegten Blühstreifen durchweg positiv gesehen. Es müsse allerdings immer noch um Verständnis geworben werden, wenn die Blühstreifen stehen gelassen werden, nachdem die Blumen verblüht sind.

Für die Blühstreifen verwendet die Gemeinde eine Saatgutmischung, die sich etwas von der des Kreises unterscheidet, da sie auch Grassamen enthält. Auch der Landwirtschaftliche Ortsverband beteiligt sich wieder an den Maßnahmen zur Erweiterung der Lebensräume für Insekten. So gab deren Vorsitzender Carsten Risse bekannt, dass wieder 140 Kilogramm Saatgut an die Mitglieder des Vereins verteilt worden sind, das zum Teil auch schon ausgesät worden ist.

Wettbewerb „Mein naturnaher Garten“ geht erstmals in Welver an den Start

Der Wettbewerb „Mein naturnaher Garten“ geht in Welver erstmals an den Start. Auch dieser von den Grünen beantragte Wettbewerb soll dem Blütenreichtum in der Gemeinde dienen, wobei eine ökologische Bewirtschaftung der Gärten ein wichtiges Kriterium ist. Klimamanagerin Christina Tigges erläuterte, dass in diesen Tagen der Teilnahmebogen auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht wird. Interessierte, die mit ihrem Garten am Wettbewerb teilnehmen möchten, können sich in drei Kategorien bewerben: Vorgärten, Gärten im Außenbereich und Gärten innerhalb von Wohngebieten.

In diesen drei Kategorien werden jeweils 400 Euro für die Gewinner ausgelobt. Die Bewerbungen können bis zum 30. Juni erfolgen, sollen neben einer Beschreibung auch Fotos enthalten. Sie können digital oder als Ausdruck eingereicht werden. Eine siebenköpfige Jury wird aus den eingegangenen Bewerbungen eine Vorauswahl treffen und in einem zweiten Schritt die Gärten vor Ort begutachten. Danach erfolgt die Kür der Preisträger.

Bauhofleiter Wilms stellte mit der Obstbaum-Aktion eine weitere Maßnahme in der Gemeinde Welver vor, die ebenfalls zur Erweiterung des Lebensraums der Insekten beiträgt. Allein am Alleenradweg sind 45 Obstäume gepflanzt worden, weitere 65 am Wald zwischen Recklingsen und Kirchwelver sowie zehn auf dem Gelände des Reitvereins Welver in Meyerich. Wilms verwies auch auf das Engagement des Vereins Straßenbaum.

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