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Schwefe setzt auf grünen Strom

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Von: Dirk Wilms

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Ortsvorsteher Tim-Fabian Römer (von links), Jürgen Dahlhoff, Marco Pastoor und Jörn Peters wollen in Schwefe eine Gemeinschaft bilden, um das Kirchspiel in Zukunft energetisch unabhängig zu machen.
Ortsvorsteher Tim-Fabian Römer (von links), Jürgen Dahlhoff, Marco Pastoor und Jörn Peters wollen in Schwefe eine Gemeinschaft bilden, um das Kirchspiel in Zukunft energetisch unabhängig zu machen. © Dirk Wilms

In Schwefe und den umliegenden Dörfern im südlichen Teil der Gemeinde Welver wollen sich Bürger zusammentun, um in Sachen grüner Energie voranzukommen.

Schwefe – Landauf, landab kommt die Energiewende in die Gänge. Der Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Folgen wie steigende Gas- und Strompreise haben die Diskussion beschleunigt; ganz unabhängig von der Klimadebatte. Gemeinden wie das bayrische Fuchstal wollen in den nächsten Jahren autark werden, haben bundesweit Schlagzeilen gemacht und Umweltpreise eingeheimst. Windenergie, Photovoltaik, Biogas – das Ganze verwoben mit einer klugen Netzstruktur inklusive Warmwasserspeicher und nicht zuletzt einer Batterie von der Größe eines Schiffscontainers als Stromspeicher: So sieht die Zukunft und zum Teil schon die Gegenwart der 4000-Einwohner-Kommune am Lech aus.

Warum so etwas oder Ähnliches nicht auch in der Börde? Das denken sich Jürgen Dahlhoff, Jörn Peters und Marco Pastoor aus Schwefe, und auch Ortsvorsteher Tim-Fabian Römer ist mit im Boot. Das ganze Kirchspiel rund um St. Severin mit den Nachbardörfern Einecke, Eineckerholsen, Ehningsen und vor allem Merklingsen könnte so etwas wie das Fuchstal in der Gemeinde Welver werden. Schließlich künden an die zwei Dutzend Windräder im südlichen Teil der Niederbörde davon, dass hier schon reichlich grüner Strom produziert wird.

Seine Ideen hat das Quartett jetzt im Saal der Gaststätte Hillefeld vorgestellt. Auf Einladung des Dorfvereins Schwefe mit dem Vorsitzenden Heinz-Wilhelm Baimann kamen rund zwei Dutzend Bürger des Ortsteils zusammen. „Wir wollen eine Gemeinschaft bilden, deren Arbeit sich für alle rentiert“, setzt Jürgen Dahlhoff auf möglichst viele Mitstreiter. „Gemeinsam sind wir stärker!“ Der erste Infotag war schon vielversprechend, viele Anmeldezettel kamen zu den Initiatoren zurück. Sie wollen in den nächsten Wochen und Monaten den Informationsaustausch vorantreiben.

Ist-Zustand ermitteln

Zunächst gilt es, den Istzustand zu ermitteln. Was ist an grüner Energie in Schwefe und den Nachbardörfern vorhanden? Ob es die Windkraftanlagen in der Feldflur sind oder PV-Anlagen auf dem ein oder anderen Dach in den Ortsteilen – all das gilt es zu erfassen. Und zwar von möglichst vielen Bürgern, die sich einer solchen Energiegemeinschaft anschließen könnten.

Es sind verschiedene Wege abzuklopfen mit der Zielrichtung einer Autarkie der zu formenden Gemeinschaft. Nach dem Erfassen der vorhandenen Erneuerbaren in Schwefe und Umgebung sollen schon begonnene Gespräche mit den Partnern wie die Stadtwerke Soest fortgesetzt und intensiviert werden. Denn allein ist der Weg zu Ökostrom für möglichst viele Bürger zu einem günstigen und langfristig stabilen Preis nicht zu meistern.

„Wir müssen Blaupausen schaffen“, brachte es Jörn Peters auf den Punkt. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, verlangt viel Arbeit, einiges an Vorleistung – auch finanziell – und vor allem viel Wissen. Daher schlagen die Initiatoren vor, Fachleute zu weiteren Infoveranstaltungen einzuladen. Auch soll die Gemeinde mit ins Boot genommen werden. „Ich nehme die Vorschläge mit nach Welver“, kündigte Ortsvorsteher Römer Gespräche im Rathaus an.

Am Ende des Jahres soll es ein Ergebnis geben, in dem ein finanzieller Rahmen abgesteckt ist. „Wir wollen alle weniger Geld ausgeben, haben viele Dächer im Fokus, die für PV-Anlagen genutzt werden könnten“, so Jörn Peters. Die Windkraft steht natürlich ganz oben auf der Agenda; kein Wunder angesichts der vielen Windräder zwischen Schwefe, Merklingsen und Ehningsen. Da bedürfe es eines intensiven Dialogs mit den Betreibern der Anlagen, die gut und gerne noch jahrelang grünen Strom liefern könnten, statt durch drei riesige Anlagen ersetzt zu werden.

Dörfer mit Potenzial

„Unsere Dörfer haben Potenzial“, schließt Peters auch Biogasanlagen mit in die Überlegungen ein. Große Anlagen für Solarenergie auf derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen werden eher kritisch gesehen. „Wir sollten Äcker nicht mit PV-Anlagen versiegeln“, rät der Schwefer. Doch vielleicht ließe sich auch eine Konstruktion finden, die weitere Viehhaltung auf den Flächen ermöglicht. Und auch eine Kombination mit Geothermie-Anlagen könnte denkbar sein.

„Eines Tages einen Verbund zu haben, in dem wir uns im Kirchspiel allein mit Strom versorgen können, und das Ganze ohne CO2-freizusetzen“, umriss Jürgen Dahlhoff die Wunschvorstellung des Quartetts, um das sich nun möglichst viele Menschen aus Schwefe und Umgebung scharen sollen. Dann könnte grüne Energie langfristig dafür sorgen, dass die Kosten für die Familien nicht ins Unendliche steigen.

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