Wieder daheim wurde vor vier Jahren der erste Versuch gestartet, einen Seecontainer zu einer kleinen Wohnung umzubauen. Sicher war zunächst der hierzulande übliche bürokratische Kram zu erledigen. Durch das Aufschneiden der Wände, um Fenster einzubauen, musste eine gesonderte Statik erstellt werden. Doch mithilfe eines Architekten aus dem Lippetal gelang das im Handumdrehen.
Und kaum bei Ebay zum Verkauf eingestellt, biss ein Kunde aus Zandvoort in Holland an. „Dann ging es steil nach oben. Es kamen viele Anfragen, allerdings auch unseriöse. So waren wir nach Rom eingeladen. Doch da ging es dem Interessenten offenbar nur darum, Schwarzgeld zu waschen“, durchschauten Friedrich und Björn Wetter das unlautere Geschäftsgebaren und traten die Heimreise an.
Sie halten es lieber mit seriösen Kunden, die inzwischen den so genannten Tiny-Container als Alternative für ihre Zwecke entdeckt haben. Ob es Garten- oder Wochenendhäuschen sind, ob es gar eine Hotelanlage oder ein luxuriös ausgestattetes Haus sein soll – Friedrich und Björn Wetter sowie ihr Kompagnon Anatoli Maier erfüllen mit ihren Seecontainern die Wünsche vieler Kunden.
„Der Trend explodiert gerade“, berichten die Unternehmer aus Scheidingen. Denn immer mehr Menschen erkennen, dass Wohnen auf großer Fläche vielleicht nicht zukunftsfähig, weil viel zu teuer ist. Der Boom der sogenannten Tiny-Häuser schwappt über Deutschland. Wer braucht schon so viele Quadratmeter, die auch in Zeiten der Energiekrise beheizt werden müssen? Da kommen die Wetters mit ihren Seecontainern ins Spiel.
Denn sie können aus den sechs oder zwölf Meter langen Boxen vielfältige Varianten konstruieren, um den Kundenwünschen nachzukommen. Derzeit bauen sie ein Modul aus acht Einheiten mit insgesamt 170 Quadratmetern Fläche am Nürburgring, damit dort Fahrer oder Techniker während der Rennen bequem logieren können. „Das größte Haus haben wir bei Koblenz aus zwölf Containern auf zwei Etagen mit Innenhof gebaut“, berichten die Scheidinger Unternehmer.
Die Basis ihrer Häuser sind stets gebrauchte Seecontainer, die mindestens eine Seereise aus dem Fernen Osten mit Waren aller Art hinter sich haben. Meist kommen sie aus China, manchmal auch aus Taiwan oder den USA. Sie weisen nicht selten auch deutliche Gebrauchsspuren auf. Das spielt aber keine Rolle. Denn die stählerne Außenhaut bildet nach den Umbauten meist nur das Gerippe. Diese Außenhülle wird mit Dämmstoff versehen, neue Innenwände werden gezogen, auch die Außenwände verkleidet.
Da sind den Möglichkeiten kaum Grenzen gesetzt. Heimische Firmen sorgen für die Elektrik und für die sanitären Einrichtungen. So werden Duschen mit allem Schnick-Schnack in den Badezimmern eingebaut, ebenso Küchenzeilen, die jegliche Anforderungen erfüllen. Geheizt und gekühlt wird mit einer Klimaanlage, die – auf Wunsch – auch über Photovoltaik mit Strom versorgt werden kann. So bleibt das Jahr über das Innenklima stets stabil.
„Wir zeigen den Kunden unsere Muster, planen dann gemeinsam, legen die Boden- und Wandbeläge fest“, erklären die Wetters. Sogar ein Kamin kann eingebaut, außen eine Terrasse angebaut werden. Innen hat der Kunde die Möglichkeit, den Schlaf- und Wohnbereich nach seinem Geschmack einzurichten.
Den montierten Container liefert die Firma Wetter mit ihrem Tieflader aus Scheidingen an. Mit einer speziellen Krantechnik können bis zu zwölf Tonnen schwere Container bewegt werden. „Der Kran kann sich um 360 Grad drehen, ist eine Spezialanfertigung von einer Firma aus Ascheberg“, erklärt Friedrich Wetter, der den Kran per Fernbedienung steuert.
Vater und Sohn Wetter betonen die Nachhaltigkeit ihrer Tiny-Container: „Unsere Container bestehen aus Materialien, die Umwelt nicht belasten, witterungsbeständig sind und auch in vielen Jahren noch dieselbe Stabilität mitsamt Wohlfühlatmosphäre gewährleisten. Bei unseren Produkten wird auf Ökonomie-Effizienz inklusive Naturschutz gesetzt.“
Ein weiterer Pluspunkt sei die Flexibilität. Wenn kein Fundament gegossen wird, ist in der Regel keine Bau-, sondern nur eine Aufstellgenehmigung notwendig. Und wenn der Besitzer nach einer Weile den Standort wechseln will, kann dies mit einem Tiny-Container geschehen: „Früher war es wichtig, möglichst für immer dort leben zu können, wo man Wurzeln schlägt. In der heutigen Zeit können feste Immobilien jedoch hinderlich sein, wenn man beispielsweise wegen Krisen, Pandemien, Arbeitslosigkeit oder Kriegen kurzfristig sein Wohnumfeld mitsamt Eigenheim verlassen muss.“
Friedrich und Björn Wetter sowie Anatoli Maier produzieren die Tiny-Container auf ihrem Gelände in Scheidingen mit einigen Aushilfen, legen dabei Wert auf gleichbleibend hervorragende Qualität: „Handgemacht und mit Liebe zum Detail.“ Wer sich davon überzeugen will, kann Musterhäuser auf dem Firmengelände in Scheidingen in Augenschein nehmen.