Feuerwehr spricht sich gegen Sanierung in Welver aus

„Da packt man sich an den Kopf!“ André Schnieder macht aus dem Herzen keine Mördergrube. Der Welveraner Löschgruppenführer kann nicht fassen, wie über das Thema Feuerwehr diskutiert wird. Der vielfach geäußerte Verweis auf eine mögliche Sanierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudekomplexes am Finkenweg stößt bei ihm auf völliges Unverständnis.
Welver – So verweist er im Vorfeld des Bürgerentscheids, in dessen Mittelpunkt auch die Zukunft der Feuerwehr im Zentralort steht, darauf, dass das 1975 errichtete Gerätehaus im Grunde nur abgerissen und völlig neu gebaut werden könnte, wenn der Standort erhalten bleiben sollte. „Die Höhe der Halle reicht für die heutigen Fahrzeuge nicht mehr aus“, zeigt er auf. Die Norm weise heute 4,50 Meter auf, im jetzigen Gerätehaus ist es über ein Meter weniger.
Die Halle ist ihm zufolge völlig überfrachtet mit Containern für verschiedene Materialien, die beispielsweise in Hochwasserlagen oder für den Atemschutz gebraucht werden. „Die Laufwege zwischen den Fahrzeugen sind nicht frei, da besteht eine erhöhte Stolpergefahr“, zeigt er auf. „Es fehlt eine Logistik-Halle“, macht Schnieder deutlich, dass die kleine Garage im rückwärtigen Bereich für diese Zwecke nicht ausreicht.
Ohnehin fehle es am sogenannten Schwarz-Weiß-Bereich, wo die Feuerwehrleute nach einem Einsatz ihre kontaminierte Kleidung ausziehen können, damit sie nicht mit ihren Privatsachen in Berührung kommt.
Umkleideräume für Frauen fehlen ohnehin. „Sie ziehen sich in der Werkstatt um“, so Schnieder, dessen männliche Kollegen zwischen den Fahrzeugen in ihre Feuerwehr-Klamotten schlüpfen.
Eine Erweiterung des Gebäudes hält er aus einem weiteren Grund für unmöglich. „Das Dach ist voller Asbest, ebenso die Böden“, weiß er um die giftigen Hinterlassenschaften der in den 70er-Jahren üblichen Bauweise. Die Sanierung käme wohl extrem teuer, worauf auch Gemeindewehrführer Dirk Steinweg verweist. „Es gab eine Analyse für das Feuerwehrgerätehaus in Borgeln. Dabei stellte sich heraus, dass eine Sanierung nur etwas weniger kosten würde als ein Neubau“, zieht er eine Parallele. In Borgeln fiel die Entscheidung für einen Neubau.
Steinweg verweist auf Prioritätenliste
Den sieht auch Steinweg daher in Welver für dringend geboten, verweist aber auch auf die einst aufgestellte Prioritätenliste. Im Zusammenhang mit den neuen Brandschutzbedarfsplan und der Zusammenlegung verschiedenen Löschgruppen sei festgelegt worden, dass beispielsweise in Schwefe ganz dringender Handlungsbedarf bestehe. Hier aber ist bis heute nicht einmal die Grundstücksfrage geklärt, nachdem sich die Politik in diesem Punkt völlig verhakt hatte.
Auch das Gerätehaus in Berwicke, wo auch die Löschgruppen aus Stocklarn und Recklingsen beheimatet werden sollen, genieße hohe Priorität. Hier sei der funkelnagelneue Rüstwagen übergangsweise in einer Scheune von Löschgruppenführer Juchhoff untergebracht.
Für Klotingen und Flerke sei dank der Container eine Übergangslösung gefunden worden, bis an der Anwende neu gebaut würde.
Steinweg will sich nicht in die politische Diskussion einmischen. „Die Politik soll ihre Arbeit machen und dafür sorgen, dass die Feuerwehr die Technik zur Verfügung gestellt bekommt, damit wir für den Bürger da sein können“, bezieht er den Neubau der Gerätehäuser in diese Forderung mit ein.
Die Gemeinde baue eben nicht für die Feuerwehr, sondern für die Menschen in Welver. Und damit solle sofort angefangen werden.
Wenn jetzt Welver vorgezogen würde, weil die Umstände in Sachen OGS, Grundschule und Lehrschwimmbecken es erfordern, würde Steinweg es akzeptieren, „auch wenn ich nicht ganz glücklich damit wäre.“ In jedem Fall aber befürwortet auch er einen Neubau, den er zwar am liebsten am Kapellenplack gegenüber vom Heiligenhäuschen gehabt hätte. Doch auch mit dem mehrheitlich beschlossenen Standort an der Buchenstraße könne erleben.
Kein Parkplatzmangel an der Bördehalle
Der jetzige Standort sei ungünstig, weil er inmitten eines Wohngebietes gelegen sei. Selbst wenn die Schule verlagert würde, wäre die Lage schlecht. Das sieht auch André Schnieder so, der auf die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h am Finkenweg verweist. Außerdem sehen Wehrführer und Löschgruppenführer Parkplatzprobleme am Finkenweg, die an der Buchenstraße hingegen geschaffen werden könnten.
Und einen Mangel an Parkplätzen für die Bördehalle und das Sportzentrum kann Schnieder auch nicht erkennen. „Der jetzige Parkplatz steht doch zu 90 Prozent leer“, sieht er keine Probleme, wenn auf diesem Areal das neue Gerätehaus gebaut werden sollte.
Im Übrigen betont der Löschgruppenführer, dass er sich keineswegs vordrängeln wolle. Animositäten mit den anderen Löschgruppen gebe es nicht. „Überall sind die Neubauten nötig“, sieht er auch den Bedarf in den Ortsteilen als dringend an. In Welver sei ein baldiger Baustart aber wegen der notwendigen Erweiterungen des Schulkomplex unerlässlich.