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Bunte Flaggen flattern am Ostbusch

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Von: Dirk Wilms

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Hendrik Timmerberg und Carmen Wischnewski präsentieren einen Teil der Flaggen, die abwechselnd am Ostbusch in Welver zu sehen sind.
Hendrik Timmerberg und Carmen Wischnewski präsentieren einen Teil der Flaggen, die abwechselnd am Ostbusch in Welver zu sehen sind. © Wilms, Dirk

Vater und Sohn schlossen eine Vereinbarung, die auf den ersten Blick überaus fair zu sein schien. Wessen Fußballmannschaft in der Bundesliga höher stehen würde in der Tabelle, dessen Flagge dürfte am Fahnenmast hängen. Hendrik Timmerberg, damals gerade dem Grundschulalter entwachsen, fiel nach nicht allzu langer Zeit auf, dass es als Fan von Schalke 04 ein eher schlechter Deal ist, wenn der Vater Fan von Bayern München ist.

Welver – Gut für den Youngster, dass die Abmachung vom Sommer 2006 ohnehin nicht allzu lange Bestand hatte. Denn inzwischen flattern abwechselnd Flaggen unterschiedlichster Art an dem Mast, den Autofahrer schon von Weitem sehen, wenn sie über den Ostbusch kommend nach Welver hereinfahren. 40 Flaggen haben die Timmerbergs inzwischen gesammelt, sorgen damit für einen bunten Farbtupfer in der Niederbörde, der so manchen Passanten rätseln lässt, wessen Flagge denn nun im Wind flattert.

Begonnen hat die Leidenschaft mit der Fußball-WM vor 16 Jahren in Deutschland. „Da war so eine Euphorie im Land, dass wir das Angebot von Penny wahrgenommen haben, einen Masten dort zu kaufen“, erläutert Otto Timmerberg. Zusammen mit der Stange gab es selbstverständlich eine Deutschland-Fahne. Die Flaggen anderer Länder, die an der WM teilnahmen, kamen rasch hinzu. Natürlich eben auch diejenigen vom FC Bayern und Schalke 04.

„Danach haben wir an unseren Urlaubsorten immer wieder neue Flaggen von den Ländern und Regionen gekauft“, so Otto Timmerberg. Das war vor allem bei den Touren mit seiner Frau Birgit der Fall, als das Paar sechs Jahre lang einen Marathonlauf nach dem anderen abspulte. „Wir waren in Istanbul, Oslo, Athen, Stockholm, Budapest und auf Malta“, kam zwischen 2009 und 2014 einiges zusammen, ehe es für Otto Timmerberg nach einem Fußbruch vorbei war mit dem Laufen.

Gelegenheiten, neue Flaggen zu erstehen, gab es gleichwohl weiterhin. So gab es schon 2011 bei der Fußball-WM der Frauen unter anderem die Flagge von Japan. „Wir waren mit unseren Kindern Hendrik und Sofia bei der Vorrunde“, erinnert sich Otto Timmerberg. Und jene Japan-Flagge hängt derzeit auf Halbmast am Ostbusch, nachdem im Land der aufgehenden Sonne der frühere Ministerpräsident Abe einem Attentat zum Opfer gefallen war.

Fahnen-Klau

„Wir hängen die Flaggen auch je nach Anlass auf“, erklärt Hendrik Timmerberg, der mit seiner Freundin Carmen Wischnewski im Elternhaus wohnt. So hing die NRW-Flagge Ende Juni, als die neue schwarz-grüne Landesregierung ihre Arbeit aufgenommen hatte. Und wenn die Geschwister anreisen, hängt deren Landesflagge am Mast. So flattert die Flagge von Baden am Ostbusch, wenn Birgit Timmerbergs Schwester Beate aus Heidelberg kommt, und die Flagge von Niedersachsen, wenn Otto Timmerbergs Bruder Josef aus Jever anreist.

Wenn Schützenfest in Welver und Klotingen ist, wird grün-weiß geflaggt. Schließlich gibt es Fahnen zu Weihnachten und Silvester und zu den Geburtstagen, wenn nicht gerade ein Sturm tost. Denn Zerfetzen lassen wollen sich die Timmerbergs ihre Flaggen nicht. Und gegen Diebstahl haben sie sich durch einen neuen, höheren Mast gewappnet. Denn es soll nicht noch einmal eine Flagge geklaut werden, wie im Fall der holländischen Oranje-Fahne nach einer Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande.

Eine Flagge wird jedoch nie am Mast am Ostbusch hängen: die vom BVB. Schwarz-Gelb ist nicht nur bei der Landesregierung in Düsseldorf out, sondern käme für Otto und Hendrik Timmerberg als Fans von Bayern und Schalke ohnehin nicht in Frage.

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