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Extrem-Wanderin aus Welver erklimmt Schicksalsberg in Neuseeland

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Maria Elfe Weinmann genießt die Aussicht vom Kraterrand des Mount Ngauruhoe. © Weinmann

Welver/Wellington – „Wir sind ausgerutscht und gestürzt, waren schlammdurchtränkt, erschöpft und haben mehrfach daran gedacht, die Reise abzubrechen.“ Wen die Schilderungen von Maria Elfe Weinmann an die beschwerliche Reise von Frodo und Sam zum Schicksalsberg erinnert, liegt nicht völlig daneben.

Schließlich führte die Wanderung von Maria Elfe Weinmann durch Neuseelands Norden. Und Neuseeland war Drehort für die Verfilmung von J. R. R. Tolkiens „Herr der Ringe“. Tatsächlich war die Extremwanderin, die seit über einem Jahr in Welver wohnt, gemeinsam mit ihrem Partner David Kleber auf besagtem Schicksalsberg. „Wir haben aber keinen Ring in den Krater geworfen“, sagt sie mit einem Schmunzeln, denn auch sie kennt die Trilogie, die einer ihrer Lieblingsfilme ist. „Aber leider haben wir – auch wenn der Mount Ngauruhoe nach wie vor ein aktiver Vulkan ist, dort keine brodelnde Lava gesehen.“ 

Dafür haben die beiden jede Menge andere Dinge gesehen. „Die Eindrücke, die wir vom Te Araroa mitgebracht haben, sind einfach unglaublich vielfältig“, erzählt David Kleber. „Wir sind durch Flüsse und kilometerweit entlang einsamer Strände gewandert, haben Vulkanlandschaften und Regenwälder durchquert, schneebedeckte Berge erklommen und waren mehrere Tage lang mit dem Kanu auf dem Whanganui River unterwegs. Die Landschaft ist großartig und die Tier- und Pflanzenwelt einfach unbeschreiblich.“ 

Leistenbruch beendet die Tour

Doch „der lange Pfad“, wie der über 3000 Kilometer Fernwanderweg übersetzt bedeutet, war doch etwas zu lang für das eingespielte Team. „Wir haben den Te Araroa stark unterschätzt und eher belächelt. Mit seinen Regenwäldern hat er uns aber sehr schnell in unsere Grenzen verwiesen“, gibt Maria Elfe Weinmann selbstkritisch zu. „Trotzdem hätten wir auch gerne noch die Südinsel gesehen, mussten die Tour allerdings aufgrund meines Leistenbruchs leider nach nur drei Monaten abbrechen und haben daher nur den Norden durchwandert.“ Warum die beiden den „Te Araroa“ unterschätzt haben, wird beim Durchstöbern des Blogs der Tierärztin schnell klar. 

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Die geplante Wanderung auf der Südinsel fiel aus, immerhin reichte es zu einem Abstecher mit dem Flugzeug zum Franz Josef Glacier in der Nähe des Mount Cook. © Weinmann

Denn vor sieben Jahren wanderte Maria Elfe Weinmann 4300 Kilometer alleine durch den Westen der USA. Rund sechs Monate brauchte sie für den „Pacific Crest Trail“ (PCT), der im Süden Kaliforniens auf der Grenze zu Mexiko beginnt und sie bis auf die Grenze von Kanada führte. Der höchste Punkt der Route liegt auf über 4000 Metern. 

Angefangen hat alles 2010

Angefangen aber hat alles, als sie 2010 zwischen zwei Jobs einige Monate Zeit hatte und diese sinnvoll nutzen wollte. So kündigte sie ihre Wohnung, verkaufte ihr Hab und Gut und machte sich von ihrer damaligen Wohnung in Paderborn aus zu Fuß auf den Weg Richtung Santiago de Compostela. „Ich war mehrere Monate unterwegs und die Erlebnisse und Erfahrungen auf diesem Weg waren so prägend, dass mich die Begeisterung für das Fernwandern nicht mehr losgelassen hat.“ 

5.000 Kilometer durch die USA

Längst infiziert von dieser Art, die Welt zu entdecken, wanderte die 47-Jährige nur drei Jahre nach dem PCT auf dem „Continental Divide Trail“ (CDT). Dieser zweite, 5000 Kilometer lange Langstreckentrail der USA läuft unter anderem entlang der Rocky Mountains. „Bei dieser Wanderung haben wir uns kennengelernt“, erinnert sich David Kleber, der aus Norton (Massachusetts) in der Nähe von Boston kommt. „Genauer gesagt war das im The Toaster House in Pie Town in New Mexico, einer kostenlosen Unterkunft für Wanderer, an deren Eingangstor viele ausgediente Toaster befestigt sind.“ 

"Das kann kein echter Wanderer sein"

Bei dem Gedanken an das erste Aufeinandertreffen müssen beide lachen. „Ich kam verschwitzt und staubig an und er war frisch rasiert und hatte ein sauberes, weißes T-Shirt an und kochte. Da war mir klar, dass das niemals ein echter Wanderer sein kann und daher jemand sein musste, der zum Haus gehört.“ Dabei war der Kfz-Mechaniker einfach nur einen Tag vorher angereist. 

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Einen Luftsprung machen Maria Elfe Weinmann oberhalb von Wellington, als sie die Wanderung über die Nordinsel fast geschafft haben. © Weinmann

Und das Kochen hat für den Amerikaner einen besonderen Stellenwert. „Ich habe beim Wandern immer einen Gaskocher dabei, denn ich schätze eine warme Mahlzeit.“ Marie Elfe Weinmann setzt dagegen andere Prioritäten. „Am wichtigsten sind mir mein GPS-Gerät und natürlich meine Kamera – die habe ich immer im Gepäck, wobei ich mich über eine warme Mahlzeit natürlich auch freue.“ 

Wander-Freunde werden zum Paar

Zunächst beschlossen beide, aus Sicherheitsgründen zusammen zu wandern, um die schneebedeckten Berge Colorados gemeinsam zu bewältigen. Doch aus Tagen wurden Monate und aus Freundschaft wurde mehr. „Daher wandern wir nicht mehr nur auf den Trails, sondern auch gemeinsam durchs Leben mit all seinen Hindernissen“, sagt Maria Elfe Weinmann. 

Die nächsten Pläne gibt es schon

Und vielleicht auch bald durch den Süden Neuseelands. „Oder von Norwegen nach Italien“ ergänzt Maria Elfe Weinmann, „oder durch Kanada und Chile – ach, es gibt noch einige eindrucksvolle Fernwanderwege, die wir gerne absolvieren möchten.“

Vortrag beim "Frauentreff"

Wer mehr über den aufregenden Alltag beim „Fernwandern in Neuseelands Norden“ erfahren möchte, kann sich den gleichnamigen Bildvortrag von Maria Elfe Weinmann anschauen. Zu diesem lädt der Abendkreis „Frauentreff“ der Evangelischen Frauenhilfe Welver / Recklingsen für Mittwoch, 24. April, ins Albanus-Gemeindehaus Welver, Reiherstraße 14, ein. Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. 

Die Evangelischen Frauenhilfe Welver/Recklingsen freut sich über Spenden für ihre Arbeit. Anmeldung sind bei der Vorsitzenden Hildesuse Sommerfeld unter Telefon 02384/2035 möglich.

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