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Energiemonitor stellt der Gemeinde ein gutes Zeugnis aus

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Von: Dirk Wilms

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Christina Tigges, Klimamanagerin im Rathaus, sieht die Gemeinde in Sachen Energiegewinnung gut aufgestellt, sieht aber noch große Potenziale.
Christina Tigges, Klimamanagerin im Rathaus, sieht die Gemeinde in Sachen Energiegewinnung gut aufgestellt, sieht aber noch große Potenziale. © wilms

Wenn es nach Christina Tigges gehen würde, nähme die Energiewende deutschlandweit richtig Fahrt auf. „Nach meiner Meinung könnten noch viel mehr Windkraftanlagen gebaut werden“, erhofft sie sich eine schnellstmögliche Umsetzung der Pläne, den Weg zu finden weg von den Heizungen und Kraftwerken, deren Emissionen zum Klimawandel beitragen. Weg von Kohle, Öl und Gas, hin zu Windkraft, Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energien. Das ist der Wunsch der Klimamanagerin der Gemeinde Welver.

Welver – Dabei ist die Kommune in der Niederbörde schon sehr weit in Sachen Energiewende. Das zeigt die Auswertung der ersten Wochen, in denen die Daten von Welver im Energiemonitor von West-energie nachzulesen sind. „Wir sind an manchen Tagen bei 100 Prozent“, so die Analyse von Christina Tigges. Am 22. Februar startete der Energiemonitor für Welver, zeigte etliche Tage auf mit dieser positiven Bilanz.

Die Windenergie spielt dabei die herausragende Rolle. 28 Anlagen sorgten zum Beispiel am Gründonnerstag in der Viertelstunde nach 16 Uhr für 727 Kilowattstunden (kWh). Am Tag zuvor, beim Gesprächstermin mit der Klimamanagerin im Rathaus, herrschte hingegen vormittags Flaute, zeigte der Energiemonitor exakt null kWh an. So sieht es naturgemäß nachts auch bei der Photovoltaik aus, die aber tagsüber vor Ostern von dem Sonnenschein profitierte. Da wurden in der Viertelstunde nach 16 Uhr von den 754 Anlagen in der Gemeinde 1013 kWh produziert.

Schließlich tragen noch zwei weitere erneuerbare Energiequellen zur positiven Bilanz Welvers bei, die am Donnerstagnachmittag kontinuierlich weit über 100 Prozent lag. So gibt es zwei Biomasseanlagen, die in der genannten Viertelstunde 59 kWh lieferten. Und die Wasserkraftanlage an der Schwannemühle produzierte 2 Kilowattstunden. Das ist auf dem Dashboard des Energiemonitors sehr transparent dargestellt.

Auf der Benutzeroberfläche sind die Angaben fortlaufend abrufbar, zeigen auch auf, wie viel Strom gerade verbraucht wird. Am Donnerstag waren es in der Viertelstunde nach 16 Uhr 466 kWh in Industrie und Gewerbe, 91 kWh in kommunalen Einrichtungen und 681 kWh in privaten Haushalten. Dank der Eigenproduktion von Strom wurden am Donnerstag bis zum Nachmittag fast 35 Tonnen CO2 eingespart.

Die Daten sind nur eine Momentaufnahme. Frühmorgens im Winter werden ganz andere Strommengen abgerufen, wenn es kalt ist und die Schulbetriebe laufen. Gleichwohl ist der Trend für Welver eindeutig; an 13 Tagen seit Beginn der Aufzeichnungen für Welver waren die 100 Prozent erreicht. Tiefpunkt war der 9. März mit nur 53 Prozent Eigenproduktion.

Insgesamt war im Durchschnitt eine Eigenversorgung von fast 90 Prozent erreicht. Davon waren knapp 82 Prozent durch Windkraft, 13,8 Prozent durch Photovoltaik, 4,1 Prozent durch Biomasse und 0,15 Prozent durch Wasserkraft erzeugt worden. Stärkste Tage waren der 13. und 25. März, an denen es ganz besonders windig war. An 83 Prozent der Tage wurde von Welvers Anlagen ins Netz eingespeist, und zwar 2113 Megwattstunden zwischen dem 22. Februar und dem 5. April. Bezogen wurden nur 435 MWh, was 17 Prozent entspricht.

Ausgezeichnete Werte, wie Christina Tigges findet, ohne aber einen Aspekt aus den Augen zu verlieren. „Da geht noch mehr“, sieht sie auch bei der Photovoltaik noch jede Menge Potenziale. „Es sind noch viele Dächer frei“, betont sie. Dabei könne und wolle die Kommune einen Vorbildcharakter einnehmen. Im Zuge energetischer Sanierungen könne auch Photovoltaik Berücksichtigung finden“, richtet sie den Blick auf die Schulen. Freiflächenanlagen kommen hinzu; zwei Projekte werden in der Gemeinde bei Klotingen und Borgeln vorangetrieben.

Eine der 754 Photovoltaik-Anlagen in der Gemeinde Welver ist auf diesem idyllisch gelegenen Hof in Eineckerholsen zu finden.
Eine der 754 Photovoltaik-Anlagen in der Gemeinde Welver ist auf diesem idyllisch gelegenen Hof in Eineckerholsen zu finden. © wilms

Privatleuten soll im Rahmen einer Beratung durch die Gemeinde die Installation von PV-Anlagen schmackhaft gemacht werden. Nachdem unlängst eine Informationsveranstaltung mit der Verbraucherberatung zum Thema energetische Sanierung gut gelaufen sei und auch andere Beratungsangebote auf eine positive Resonanz gestoßen seien, sind neue Termine für den Mai vorgesehen. Vielleicht kann auch das Thema kleiner PV-Anlagen für Balkone angesprochen werden.

Das größte Potenzial aber birgt der Ausbau der Windkraft. „Das liegt in Hand der RWE“, verweist Tigges auf die Zuständigkeiten, die im Rathaus im Bauamt liegen. Hier ist vom sogenannten Repowering die Rede. Dabei würden die jetzigen, weitgehend über 20 Jahre alten Anlagen durch weitaus größere Windräder ersetzt, die aber deutlich mehr Strom produzieren können.

Tigges sieht auch Chancen in der Gründung einer Bürgergenossenschaft, wie sie von verschiedenen Seiten in den vergangenen Wochen ins Gespräch gebracht worden ist. „Wir sollten da an einem Strang ziehen“, setzt sie darauf, dass die Kräfte in Welver für dieses wegweisende Projekt zusammenarbeiten. Auf diese Weise könne der Gedanke vorangetrieben werden, dass Welver dazu beiträgt, städtische Räume mit Strom zu versorgen, wo eben keine Windräder aufgestellt werden können.

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