Wie bei der Infoveranstaltung vor einigen Wochen während der laufenden Bauarbeiten wohnte dem bewegenden Moment erneut eine große Schar von Bürgern aus Dinker und vielen anderen Ortsteilen der Gemeinde bei. Sie waren Zaungäste, als Achim Berger und Birgit Dalhoff von der Wasserwirtschaft des Kreises Soest die Schaufeln in die Hand nahmen, um eine Rinne in den Damm zu buddeln, die den bisherigen Lauf der Ahse von der neuen Schlinge trennte.
Dabei hatten Berger und Dalhoff tatkräftige Hilfe. Denn Felix Hennemann aus Meyerich, der mit seinem Opa, einem passionierten Angler, schon das ein oder andere Mal die Baustelle besucht und beim Sammeln und Retten der Muscheln geholfen hatte, war Feuer und Flamme, mit anzupacken. Gemeinsam schaufelten sie einen Weg frei für das Wasser der Ahse, das sich prompt als zunächst kleines Rinnsal einen Weg in den neuen Lauf bahnte.
Dann durfte auch Thomas Luhmann von der Firma Schulte aus Bad Sassendorf in Aktion treten. Mit seinem Bagger schaffte er zunächst einen Damm mitten durch den bisherigen Lauf der Ahse, sodass sich das Wasser anstaute. Danach fuhr er zur neuen Schleife und machte den Weg für das Wasser frei, das sich in Minutenschnelle in das Becken ergoss. Nach getaner Arbeit an dieser Stelle ging es rasch herüber zu der Stelle, wo die neue Schleife in den bisherigen Lauf mündet. Auch hier war die Barriere im Nu beseitigt, der neue Lauf der Ahse war fertig.
Birgit Dalhoff hatte vor diesen finalen Arbeiten der Renaturierung die vergangenen Monate ein wenig Revue passieren lassen, hatte von der Idee der Angler berichtet, die den Stein für das rund 650 000 Euro teure Projekt ins Rollen gebracht hatten. Über die Wiederherstellung des einst durch die Niederbörde mäanderndes Baches herrschte in der Politik Einvernehmen, um jene Sünden an der Natur zu revidieren, die in früheren Jahrzehnten an der Tagesordnung waren.
Gemeinsam mit dem Regierungsbezirk Arnsberg wurden die Anlieger mit ins Boot genommen, Gelände durch die öffentliche Hand entweder erworben oder getauscht. Nach der detaillierten Planung ging es im Sommer los, es wurden rund 10 000 Kubikmeter Erdreich bewegt, drei Schleifen zwischen dem Hündlingser Bach und dem Stockey geschaffen, dazu ein Altarm nahe Dinker reaktiviert. „Wir haben durch eine Rückverlegung des Deichs auch dafür gesorgt, dass das Vorland vernässt wurde“, erklärte Berger den interessierten Zuschauern.
Zwei Schleifen waren schon jüngst geflutet worden, vor der Flutung des mittleren Abschnitts traten die Angler auf den Plan, sammelten durch Elektrobefischung eine Vielzahl von Bachbewohnern ein. „Wir haben 15 Arten gefunden“, so Siegfried Kuss. Vor allem Bitterlinge, Rotaugen, Stichlinge und Schmerlen wurden gesammelt, aber auch Bach-Neunaugen und Aale. Sie wurden bachabwärts wieder eingesetzt, damit sie nicht in Zonen geraten konnten, in denen sie durch die Baggerarbeiten hätten umkommen können.
In Kürze werden sie sich ihr neues Terrain erobern, wären dabei über jede Menge Nass von oben froh. Denn der Wasserstand der Ahse ist derzeit schon arg niedrig. Das gilt umso mehr für die trocken gefallenen Gewässer im Umfeld, wo die Arbeiten bis in den Dezember noch fortgesetzt werden. Weihnachten werden die Bagger abgezogen sein, die Natur bleibt dann sich selbst überlassen.
Vielleicht wird in Zukunft etwas weiter flussabwärts ebenfalls etwas für die Renaturierung getan. „Das wäre ein Traum“, hat Achim Berger durchaus schon Ideen im Köcher, wie es den Fischen ermöglicht werden könnte, vom mittleren Lauf der Ahse bei Dinker auf Hammer Gebiet schwimmen zu können und umgekehrt. Da ist aber das Wehr an der Schwannemühle im Weg.
„Da müsste man sich mit dem Besitzer einigen, vielleicht ein Umgehungsgewässer anlegen“, so der Landschaftsplaner. Der Wasserstand in diesem angestauten Bereich müsste gleichwohl gehalten werden, auch wegen der Gräben rund um den früheren Clotinghof nahe der St.-Othmar-Kirche und wegen der Angelteiche. Würde dieser Traum Wahrheit werden, wäre Achim Berger gewiss ähnlich gerührt wie am Sonntag.