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Neue Besen kehren gut

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Von: Dirk Wilms

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Bauhofleiter Hans Wilms (von links), Willi Coerdt als Allgemeiner Vertreter sowie Hartmut Vogelsang, Nico Schmeltekopf und Alex Zimbelmann vom Bauhof stellten die neue Kehrmaschine vor.
Bauhofleiter Hans Wilms (von links), Willi Coerdt als Allgemeiner Vertreter sowie Hartmut Vogelsang, Nico Schmeltekopf und Alex Zimbelmann vom Bauhof stellten die neue Kehrmaschine vor. © Dirk Wilms

Einfach nur reinsetzen und losfahren wie mit dem neuen Auto, das funktioniert nicht. Hartmut Vogelsang muss das Gefährt erst einmal näher kennenlernen, ehe er alle Raffinessen raus hat, die es ihm bietet.

Welver - Der Welveraner hat in der Woche vor Weihnachten damit begonnen, um alsbald die Straßen und Wege in der Gemeinde Welver vom Unrat zu befreien. Er ist im Bauhof als Chauffeur der neuen Kehrmaschine auserkoren worden, die nach einstimmigen Beschluss des Rates für gut 150 000 Euro angeschafft und kurz vor Jahresende in Dienst gestellt wurde.

Noch vor Weihnachten gab es eine erste theoretische Einführung. Denn im Cockpit des etwa fünf Meter langen Fahrzeugs sind so viele Knöpfe und Schalter, dass man erst einmal einen Überblick gewinnen muss. Im Januar geht es mit einem Praxis-Lehrgang weiter. „Das ist absolutes Neuland“, weiß Vogelsang, dass er gewiss einige Wochen benötigen wird, ehe er die neue Maschine aus dem Eff-Eff kennt.

Konzept erarbeiten

Die Zeit wird auch benötigt, um einen Plan zu erstellen, wann das Fahrzeug wo eingesetzt wird. Schließlich ist die Gemeinde mit ihren 84 Quadratkilometern und 21 Ortsteilen nicht im Handumdrehen sauber zu halten. Bauhofleiter Hans Wilms wird das Konzept gemeinsam mit seinem Mitarbeiter erarbeiten. „Vielleicht können wir rund ums Rathaus einmal in der Woche fahren. Das wird die Erfahrung aus den ersten Wochen und Monaten zeigen.“

Die Kehrmaschine soll mit einem Mann Besatzung die Arbeit erledigen, für die sonst eine ganze Kolonne nötig war. Damit werden Arbeitskräfte frei, die sonst hinter dem Trecker mit seiner Unkrautbürste hergelaufen sind, um den Unrat per Hand auf den Anhänger zu befördern. „So können wir die Streckenkontrollen intensivieren“, so Hans Wilms.

Für einen zweiten Mann bietet die serienmäßig mit Klimaanlage und Geräusch- und Vibrationsdämmung ausgestattete Kabine aber dank zweier vollwertiger Sitze Platz. Die Rundumsicht ist dank großflächiger Front- und Seitenscheiben, die bis zum Boden reichen, außerordentlich großzügig. So kann das Fahrer seinen Arbeitsbereich perfekt beobachten.

Zwei Kubikmeter

Mit drei Rundbürsten, die jeweils einen Durchmesser von 85 Zentimetern aufweisen, werden die Straßen, Gossen und Bürgersteige von Laub, Unkraut und Schmutz befreit, wobei die mittlere Bürste besonders beweglich ist und damit einen Bereich von 2,6 Meter Breite säubern kann. Der Kehricht wird zur Mitte hin zusammengefegt, wo ein großer Staubsauger den Unrat in den zwei Kubikmeter großen Kehrgutbehälter befördert.

Der Sauger ist höhenverstellbar, um im Herbst auch größere Laubmengen bewältigen zu können. Mittels eines Schlauches können auch die Gullys vom Laub befreit werden. Das Fahrzeug ist mit zwei Wassertanks ausgestattet, einem Umlaufwassertank und einem Sprühwassertank. Damit soll im Falle staubiger Straßen das Material angefeuchtet werden, um es besser einsammeln zu können. Das geht nach Angaben des Herstellers sogar bis 3 Grad unter null.

Das Fahrzeug ist dank einer im Kehrbetrieb zuschaltbaren Allradlenkung außerordentlich wendig, weist einen Wendekreis von nur 6,8 Metern auf. Die Arbeitsgeschwindigkeit des Hecktrieblers beträgt 12 km/h, die Kraftübertragung erfolgt über ein stufenloses Automatikgetriebe. Mit einem Tempomat kann die Geschwindigkeit konstant gehalten werden.

Der 84 PS starke 3-Liter-Dieselmotor kann das Fahrzeug auf maximal 50 km/h beschleunigen. „Wir haben uns für den Diesel entschieden, weil die Kosten für ein Elektrofahrzeug zu hoch gewesen wären“, so Hans Wilms.

Außerdem muss das Gefährt ziemlich weite Strecken meistern, denn der Unrat wird in der Regel zur Deponie nach Werl gefahren. „Es handelt sich oft um Sondermüll, da es durch Ölrückstände und Reifenabrieb stark verschmutzt ist“, handelt es sich Hartmut Vogelsang zufolge keineswegs um reinen Bio-Abfall, der kompostiert werden könnte.

Bürger in der Pflicht

„Wir wollen die Straßen und Wege in Welver sauberer halten, was die Bürger aber nicht aus ihrer Pflicht nimmt, gemäß der Straßenreinigungssatzung selber das Laub zu kehren“, verdeutlicht Hans Wilms. „Das ist ein zusätzlicher Service durch die Gemeinde. Die Bürger sollten im Herbst nicht darauf warten, dass die Kehrmaschine kommt“, weist er auf die Vorschriften hin. Außerdem kann die Kehrmaschine ohnehin nicht in wenigen Tagen von Vellinghausen bis Schwefe, von Borgeln bis Scheidingen das gesamte Gemeindegebiet abdecken.

Für Hartmut Vogelsang bedeutet die neue Aufgabe auch eine zusätzliche Verantwortung. Denn jeden Tag muss die Kehrmaschine gründlich gereinigt werden. Vor allem die Siebe müssen durchgespült werden, um nicht in Kürze zu verstopfen. Um den technischen Support zu gewährleisten, wird ein fünf Jahre währender Wartungsvertrag abgeschlossen.

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