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An der Berwicker Straße ist weiterhin Geduld gefragt

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Von: Dirk Wilms

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Die Ortsdurchfahrt in Berwicke, hier der Blick aus der Merschstraße, bereitet angesichts des zunehmenden Verkehrs Kopfzerbrechen.
2oweldwBerwickeOD.JPG © Dirk Wilms

 Es mutet bisweilen lebensgefährlich an, sich als Fußgänger am Rande der Berwicker Straße zu bewegen. Die am stärksten befahrene Straße in der Gemeinde Welver, die L670, die Hamm und Soest verbindet, verläuft durch Berwicke. 40-Tonner donnern durch das Dorf am Soestbach ebenso wie eine Vielzahl von Autos. „Wir können von Glück sprechen, dass noch nichts passiert ist“, mahnt Friedrich Bußmann.

Berwicke - Als Ortsvorsteher weiß der CDU-Ratsherr, wie brenzlig es gerade in der Kurve werden kann, wo die Richtung Stocklarn führende Merschstraße in die Berwicker Straße mündet. Von der Soestbachbrücke bis zum Ortsausgang in Richtung Soest sind Fußgänger, aber auch Radfahrer nahezu Freiwild für den motorisierten Verkehr. Auch die Schulkinder, die an einer Haltestelle auf ihren Bus warten, sind großen Gefahren ausgesetzt.

Auf der Prioritätenliste von Straßen NRW nimmt die engste aller Ortsdurchfahrten zwischen Hamm und Soest aber nur Platz 26 ein. „Das kann sich aber auch noch ändern“, verweist Bauamtsleiterin Katrin Hofma darauf, dass die Straßenbaubehörde das ganze Bundesland im Auge hat. Da mag beim Blick aus Ballungsräumen ein Dorf in der Soester Börde eher nur als Randproblem erscheinen.

Eine zeitnahe Umsetzung eines Umbaus der Landstraße ist daher nicht in Sicht. Dabei hatte Bußmann Hoffnung, dass in absehbarer Zeit etwas passiert. „Vielleicht hätte sich was machen lassen im Zuge der Kanalisierung, wenn schon mal die Bagger rollen“, sprach er im Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Planung, Natur und Klimaschutz die anstehende Umsetzung des Abwasserbeseitigungskonzepts in seinem Dorf an. In Berwicke müssen demnächst Kanäle für die Abwässer gezogen werden, die momentan noch in Kleinkläranlagen laufen.

Gefährliche Situation

Daraus wird aber nichts. Die Kanäle müssen weitaus früher verlegt werden, als ein Umbau der L670 denkbar ist. Daher kommt auch ein Provisorium für einen Bürgersteig nicht in Frage. Der endet derzeit von Hamm aus kommend nach der Brücke über den Soestbach. „Ein Provisorium wäre ohne Absicherung kontraproduktiv, nichts Halbes und nichts Ganzes“, so der Ortsvorsteher.

„Ich hoffe aber, dass die Pläne nicht im Sand verlaufen“, pocht Friedrich Bußmann darauf, dass das Ziel nicht aus den Augen verloren wird. Auf keinen Fall soll die Umsetzung so lange auf sich warten lassen wie in Schwefe. Da gingen Jahrzehnte ins Land, ehe 2021 und 2022 die L747, also die Durchgangsstraße, erneuert wurde.

Daher begrüßte auch Ordnungsamtsleiter Detlev Westphal den Beschluss des GPNK, der sich grundsätzlich für eine möglichst zeitnahe Schaffung eines Gehwegs entlang der Berwicker Straße ausgesprochen hat. Damit könne die Gemeinde die Dringlichkeit des Problems bei Straßen NRW deutlich machen.

Die gefährliche Situation hat das Planungsbüro Menzel aus Bad Sassendorf im Auftrag der Gemeinde beleuchtet. Aus der Analyse geht hervor, dass die Fahrbahn nur zwischen gut fünf Metern und 5,85 Metern breit ist, im Mittel 5,45 Meter. Im Bereich der Einmündung der Merschstraße, wo die Berwicker Straße einen Bogen schreibt, wurden Breiten von bis zu 5,75 Meter gemessen. An den Seiten gibt es nur schmale Bankettstreifen mit zum Teil nur 25 Zentimetern Breite, an die sich direkt Mauern und Hecken anschließen.

Insbesondere in der Kurve gegenüber der Einmündung der Merschstraße ist es eng, wenn es zu Begegnungsverkehr kommt. Da die L670 vom immer stärker zunehmenden Schwerlastverkehr bisweilen als Ausweichroute genutzt wird und auch der öffentliche Nahverkehr mit langen und breiten Bussen hier unterwegs ist, sind solche Begegnungen keine Ausnahmefälle.

Normalerweise sind auf so viel befahrenen Straßen 6,50 Meter in der Breite für einen gefahrloseren Begegnungsverkehr vorgesehen. Eine Gehweganlage käme noch hinzu. Die Experten schreiben von einer Mindestbreite von 2,50 Meter, um zum Beispiel Kollisionen mit ausscherenden Lkw und deren Spiegel zu vermeiden.

Die aktuelle Situation stellt sich aber eben so dar, dass ein Haus in der Kurve so nah an der Straße liegt, dass nur noch 30 Zentimeter Platz zwischen der Gehwegkante und der Hausecke bleiben – ein wahres Nadelöhr. Das zu beseitigen, erfordert aber eine Ausweitung der Fahrbahn sowie des Gehwegs auf derzeit privaten Grund. Ein vorzeitiger Grunderwerb kommt aber nicht in Frage.

Forderung nach Tempo 30

Ortsvorsteher Bußmann bringt auch die Option ins Spiel, den Gehweg auf der anderen Straßenseite verlaufen zu lassen. Hier wäre es möglich, zwischen Ortseingang und Merschstraße durch Grunderwerb genügend breite Flächen zu bekommen. Es müsste ein Graben verrohrt, eine Hecke beseitigt werden. Ein Knackpunkt bliebe aber der Bereich zwischen Merschstraße und Soestbachbrücke.

Daher bringt Bußmann noch eine Variante ins Spiel, um eine erhöhte Verkehrssicherheit zu erzielen. „Man könnte doch Tempo 30 in der Ortsdurchfahrt vorschreiben.“ Das liegt aber wieder in der Hand von Straßen NRW, der Behörde, die letztlich ohnehin entscheidet, wie es in Sachen Ausbau der L 670 weitergehen soll. dw

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