Das soll in der Fusion passieren. Pastoral beziehungsweise seelsorgerisch werde sich dadurch mittelfristig nichts ändern, führte Gudermann aus. Paulushaus und Petruskirche bleiben mit ihren Namen, dort werden auch weiterhin Gottesdienste gefeiert. Der Pfarrgemeinderat beider Gemeinde tagt seit Jahren sowieso schon gemeinsam und da St. Petrus immer nur Pfarrvikarie war, hatte der Kirchenvorstand die Vermögensbildung schon immer für beide Gemeinden in der Hand (siehe Infokasten).
Auch die Messdiener beider Gemeinden halten längst gemeinsam ihre Gruppenstunden ab, fuhr Birgit Severin fort. Die Caritas-Aufteilung von früher gebe es auch nicht mehr, Chor und Gastgebergemeinschaft von St. Petrus sind aufgelöst, der Kinderkrypta-Club ist geschlossen, einzig den Spielnachmittag und die Pfadfinder gibt es noch im Paulushaus: „Die Fusion macht sich im Alltag nicht bemerkbar. Aber es ist die logische Konsequenz aus dem Gemeindeleben.“
Die Fusion beschließen werden noch im Sommer Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, besiegeln wird sie dann der Erzbischof von Paderborn. Offiziell könnte es schon zu Beginn des neuen Kirchenjahres am ersten Advent sein. Gudermann: „Dann ist die 48-jährige Geschichte vorbei, es wird auch ein gewisser Abschied sein, der dann begangen werden muss.“
Und auch wenn die Fusion mittelfristig keine Folgen haben wird, so wird es langfristig vermutlich nicht die einzige Änderung im Pastoralen Raum bleiben. Alleine, weil die Stelle von Lukas Schröder, der Warstein im August verlässt, nicht nachbesetzt wird. Es wird neue Gottesdienstpläne geben, das gesamte Gemeindeleben im Stadtgebiet müsse in Zukunft auf den Prüfstand gestellt werden, so Schrewe: „Die Realitäten haben uns überholt, die Gesellschaft lebt etwas anderes.“
Klar aber auch, so waren sich alle einig: Die Sehnsucht nach Spiritualität und Gemeinschaft bleibt: „Kirche ist nicht überflüssig. Die alten Strukturen brechen auf, um etwas Neues daraus wachsen zu lassen.“
Einzig offen blieb am Mittwochabend eine Frage. Die nach dem Namen: Erhält St. Pankratius bald den Zusatz St. Petrus, bleibt es „wie vorher“ bei St. Pankratius alleine oder soll es ein ganz neuer Name sein? Letzteres bleibt offen, ist aber doch fraglich bei der jahrhundertelangen Pankratius-Tradition.
Die St. Petruskirche wurde 1968 als Filialkirche zur St. Pankratius-Kirche gebaut, quasi „mitten ins Feld“ wie Klaus Schrewe als Vorsitzender vom Kirchenvorstand erläuterte. Sie sollte Kirche für die wachsenden Siedlungen im Bereich Schoren, Bergenthalpark, Haspeler Ring und Co. werden. Anfang der 1970er Jahre erhielt die St. Petruskirche auch einen eigenen Vikar, das Gemeindeleben nahm erste Formen an. „Unbelastet von vielen St. Pankratius-Traditionen“, so Schrewe, da viele Bewohner der nördlichen Siedlungen Zugezogene waren, Kirche ganz anders lebten: „Es entstand ein impulsives Gemeindeleben.“ Nach „zähem Ringen“ in den Gremien wurde St. Petrus 1974 offiziell zur Pfarrvikarie. Nie aber eigene Pfarrei, sondern quasi Exklave von St. Pankratius.
Das Paulushaus wurde dann 1977 fertiggestellt. Es gründeten sich ein eigener Chor, eigene Messdienergruppen, die Pfadfinder und viele mehr. Später folgten sogar eigene Veranstaltungen und Prozessionen, Hochfeste wie Weihnachten und Ostern wurden selbstständig in St. Petrus gefeiert: „Die Gemeinde hatte ein hohes Maß an Selbstständigkeit.“ Das eigentliche Ziel, vollkommen eigenständig zu werden, eine eigene Pfarrei mit Kirchenvorstand und Vermögen zu sein, erreichte St. Petrus aber nie. Waren es 1995 noch rund 1800 Mitglieder, sind es in 2022 nur noch knapp über 1000 Mitglieder in St. Petrus. Das aktive Gemeindeleben der 1970er und 1980er Jahre ist nach und nach zum Erliegen gekommen, seit 2004 gibt es auch keinen eigenen Pfarrvikar mehr. Auch ein eigenes Pfarrbüro gibt es nicht mehr.