Elf Windräder am Rennweg genehmigt

Warstein/Soest – Der Kreis Soest hat zu Beginn dieser Woche den Bau von insgesamt elf Windräder am Rennweg im Wald bei Allagen genehmigt. Das erklärte Kreis-Pressesprecher Wilhelm Müschenborn am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung. Vier weitere Standorte, die der Zusammenschluss von Waldbauern und Investoren unter Federführung der Paderborner „Westfalenwind“ beantragt hatten, fielen im Zuge des Genehmigungsverfahrens durch – in drei Fällen aufgrund artenschutzrechtlicher Bedenken insbesondere wegen des Schwarzstorches, ein weiterer aus „forst- und waldrechtlichen Gründen“. Ein Baubeginn ist dennoch nicht abzusehen. Zum einen behält sich die Bürgerinitiative rechtliche Schritte vor – und will die Baugenehmigung zunächst einmal gründlich prüfen. Zum anderen aber muss die Genehmigung erst einmal modifiziert werden. „Den beantragten Typ von Windkraftanlagen gibt es gar nicht mehr“, sagte Heinrich-Wilhelm Tölle, Geschäftsführer der Projekt Windpark Rennweg GmbH. Weil sich das Verfahren in die Länge gezogen habe, müsse das Projekt nun mit anderen, ähnlichen Modellen realisiert werden. Er rechnet damit, dass die Änderung der Genehmigung wieder ein halbes Jahr dauern wird. Tölle: Dann müssten Lieferzeiten berücksichtig werden. Seine Prognose: „Wir werden vor Mitte bis Ende nächsten Jahres nicht mit dem Bau beginnen können.“ Dabei sind Zeitverzögerungen durch eine juristische Auseinandersetzung nicht berücksichtigt – wenn es denn dazu kommen sollte und wenn diese aufschiebende Wirkung haben sollten.
Die Bürgerinitiative hatte in ihrer Kritik stets auf die Dimensionen der beantragten Anlagen vom Typ Siemens SWT DD 142 mit einem Rotordurchmesser von 142 Metern und einer Nabenhöhe von 165 Metern verwiesen. Die Rotorspitze erreicht damit 236 Metern und würde alle Bauwerke in der Region – und sogar den Kölner Dom und den Dortmunder Fernsehturm überragen.
Hubert Struchholz, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Nicht mit uns – Kein Windpark im Arnberger Wald“, nahm die Nachricht am Dienstag zur Kenntnis, will aber zunächst die schriftliche Genehmigung gründlich prüfen. „Wir müssen erst einmal klären, ob alles sauber gelaufen ist“, sagte er. Die Entscheidung kommt für ihn und seine Mitstreiter nach dem Ratsbeschluss zur Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens nicht überraschend. „Der Bürgermeister und einige Ratsmitglieder sind umgefallen“, sagt er. „Da hat sich der Kreis gesagt, dann können wir es auch genehmigen“, glaubt er – und ist zudem sicher, dass zukünftig die Einflussnahme auf lokaler Ebene nicht mehr gegeben sein wird. „Das wird die letzte Genehmigung sein, demnächst läuft das alles über die Bezirksregierung und dann ist es wie vor Gericht und auf hoher See: Man ist in Gottes Hand.“ Dass die Begehrlichkeiten für weitere Anlagen gewaltig sein werden, davon ist er überzeugt. Das sehe man schon jetzt an den vielen Anfragen: „Demnächst haben wir dann hier 200 Windräder stehen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“ Seine BI habe „die Hausaufgaben gemacht. Wir haben alles versucht, aber wenn es politischer Wille ist, den Regenwald zu schützen und den Wald hier zu vernichten, dann ist das so“, sagte Struchholz.

Heinrich-Wilhelm Tölle verwies darauf, dass er vor exakt zehn Jahren den ersten Brief an die Stadt Warstein geschrieben habe. „Ich bin sehr froh, dass wir das endlich erreicht haben.“ Zweimal ließ die Stadt Warstein das Genehmigungsverfahren ruhen, um den Flächennutzungsplan zu ändern – was nicht gelang. Nunmehr liegt für elf Großanlagen die Genehmigung vor. Heinrich-Wilhelm Tölle erklärte, dass die gemachten Zusagen weiter Gültigkeit hätten. „Unsere Zusage an die Bürger steht“, sagte er. Es werde einen verbesserten Strompreis für Haushalte in der Stadt Warstein geben und die Bürgerstiftung werde finanziell unterstützt. Zudem werde den Bürgern einer der elf jetzt genehmigten Standorte für ein Genossenschaftsmodell zur Bürger-Beteiligung mit gleichen Pacht-Kondition wie bei den anderen Windrädern angeboten, so seine Zusage. Drei Standorte gehen an die Westfalenwind in Paderborn, die mit ihrer langjährigen Erfahrung die Projektierung und Verfahrensdurchführung betrieben hatte.