„Sollten wir für diese neue Partei eine Warsteiner Ortsgruppe aufmachen?“ Diese Frage stellte sich ihnen am Anfang. Werner Braukmann erinnert sich: „Ich glaube, ich liebäugelte mit dieser Idee.“ Aber Paul Köhler habe Bedenken gehabt. Dann müsse man ja „bei jedem gefällten Baum eine Presseerklärung herausgeben“, war seine Sorge. So gründeten die Jung-Politiker erst einmal einen „politisch-kulturellen Verein“ namens „Sowieso“, um überhaupt erst einmal eine links-alternative Öffentlichkeit herzustellen. Und mit einer Alternativzeitung „Abseits“, mit „Republi(c)kanischen Abenden“, mit überaus erfolgreichen „Spätsommerfesten“ sowie Theater- und Kabarett-Fahrten. In dieser Form machte sich eine neue politische Bewegung deutlich bemerkbar.
Die Warsteiner Brauerei plante ab Ende der 70er Jahre eine Talsperre im Langenbachtal, um den wachsenden Bedarf an Wasser aus dem Langenbachtal decken zu können. Die Talsperre sollte einen halben Kilometer lang werden, 100 Meter breit und einen 27 Meter hohen Damm bekommen. Die politischen Aktivisten gründeten gegen diesen Plan eines aus ihrer Sicht „ökologisch unnützen Flächenverbrauchs“ eine Bürgerinitiative und traten damit in der Fernsehsendung „Mittwochs in Warstein“ überraschend an die Öffentlichkeit. „David gegen Goliath“, so erinnert sich Werner Braukmann. Und David hatte am Ende die Nase vorn. Überraschend trat die eingeschaltete Landesregierung auf den Plan, und Landesumweltminister Matthiesen stoppte das Vorhaben. „Wow, das hatte es noch nie gegeben: dass der damals großen und mächtigen Brauerei ein Vorhaben versagt wurde“, erinnert sich Werner Braukmann. Rat und Verwaltung hatten die Notwendigkeit des Projekts zuvor gar nicht richtig geprüft. Und die Warsteiner Liste hatte ihre ersten kommunalpolitischen Schritte getan und damit sogar Erfolg gehabt.
Gut vier Jahrzehnte später sagt der aus dem Rat abgetretene Werner Braukmann, dass er gar nicht so sehr davon überzeugt sei, viele und große Dinge in all den Jahren im Rat erreicht zu haben. Ja, er habe den Antrag auf die Namensgebung „Synagogengässchen“ gestellt – und das sei angenommen worden, zeigt er sich bis heute sogar noch ein bisschen verblüfft über ein so schnell erreichtes, konkretes Ziel. Das habe es in den vielen Jahren aber nicht sehr oft gegeben.
Was ihm aber schon sehr bewusst: „Wir haben damals sicherlich die Verhältnisse aufgebrochen!“ Und in der Tat war 1989 die Vorherrschaft der CDU in der Stadt Warstein erst einmal vorbei. Georg Juraschka wurde erster SPD-Bürgermeister der Stadt. Die WAL war eine der treibenden Kräfte. Mit dem Aufkommen der „CDU-Lokomotive Gödde“, so Werner Braukmann, ging diese Mehrheit aber wieder verloren.
Wobei es nicht nur um das Bürgermeisteramt und die Ratsmehrheit geht. Werner Braukmann liebte und liebt auch das Agieren außerhalb des Rates. „Man muss initiativ sein“, ist eine seiner Grund-Überzeugungen. Bei den Bürgerinitiativen zum Erhalt des Naturschutzgebietes Oberhagen oder zum Trinkwasserschutz spielte er eine entscheidende Rolle. Ratsarbeit ist für ihn nur eine von mehreren Formen des politischen Miteinanders.
Was ihn motiviert hat, als über Jahrzehnte führende Kraft der WAL sich besonders intensiv den Warsteiner Belangen zu widmen? „Das war mir immer eine Herzensangelegenheit“, sagte er auch bei seiner Verabschiedung im Rat. Diesen Satz hatte er auch als Wortspiel gemeint – mit Blick auf seine Herz-OP, die dem 70-Jährigen nunmehr signalisierte, sich in Zukunft auf weniger Aktivitäten zu fokussieren.
Und das unternimmt er jetzt mit Blick auf die Kultur. Bei der Ki wirkt er mit Ehefrau Anne tatkräftig mit. Das Kunstvilla-Projekt im alten Direktorenhaus in der Lindenstraße dürfte sein hauptsächliches Kultur-Engagement, das stets mit dem politischen Schaffen einher ging, schlüssig weiterführen.
Seine Stimme im Rat, die seit Jahren regelmäßig mehr Diskussionen und Debatten um die wichtigen politischen Ziele der Stadt anmahnte, wird als Ratsherr nicht mehr zu hören sein. Doch Werner Braukmann hat noch längst nicht alles gesagt. Seine Form des öffentlichen Wirkens dürfte auch in Zukunft immer wieder für Überraschung sorgen.