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Wegen Gas-Knappheit: Ansturm auf Belecker Brennholz-Händler

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Von: Alexander Lange

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Volker Bültmann und ein Mitarbeiter an der Spaltmaschine auf dem Gelände im Belecker Gewerbepark Nord: Die hat er im vergangenen Sommer angeschafft, sie spaltet das Holz in Brennholzstücke zwischen 25 und 50 Zentimeter.
Volker Bültmann und ein Mitarbeiter an der Spaltmaschine auf dem Gelände im Belecker Gewerbepark Nord: Die hat er im vergangenen Sommer angeschafft, sie spaltet das Holz in Brennholzstücke zwischen 25 und 50 Zentimeter. © Alexander Lange

Gazprom liefert wieder Gas durch Nordstream 1, allerdings nur 20 Prozent der Kapazität. Viele sehen sich zum Heizen nun nach Alternativen um und setzen unter anderem auf Brennholz. Was Händler Volker Bültmann dazu sagt und wie nun auch die Stadt Warstein reagiert.

Belecke – Der russische Staatskonzern Gazprom liefert seit Mittwoch wie angekündigt wieder Gas durch die Pipeline Nordstream 1 nach Deutschland. Allerdings nur 20 Prozent der möglichen Kapazität. Zwar ist die deutsche Gasversorgung aktuell nicht gefährdet, im Sommer wird bekanntlich weniger Gas zum Heizen genutzt. Der Blick auf die anstehenden Herbst- und Wintermonate sorgt allerdings für tiefe Sorgenfalten. Denn mit nur 20 Prozent der Gaskapazität wird das Füllen der deutschen Gasspeicher wohl zum Problem. Und die Bundesregierung will, dass die Tanks bis zum 1. November zu 95 Prozent voll sind.

Einige hoffen auf auf eine Entspannung der Gaslage. Andere setzen auf Alternativen zum Heizen. Zum Beispiel Brennholz. „Es ist fast schon eine Katastrophe“, sagt Volker Bültmann, Inhaber des gleichnamigen Forstbetriebs im Belecker Gewerbepark Nord: „In den vergangenen sechs Wochen sind die Nachfragen nach Brennholz quasi explodiert, wir können uns davor kaum noch retten.“

Brennholz-Anzeige aus dem Internet gelöscht

Die Anzeige zum Brennholz-Verkauf, die der Unternehmer im Internet geschaltet hatte, hat er schon wieder gelöscht: „Das war kaum noch händelbar, da kamen täglich 20 Anfragen rein – und das neben den ganzen anderen Anfragen, die wir bekommen.“ Viele kämen aus dem Warsteiner Stadtgebiet, teilweise aber sogar aus Dortmund und Bielefeld, weil andernorts die Ressourcen knapp werden: „Was Fichtenbrennholz angeht, haben wir noch Bestände, bei der Buche ist es schon begrenzt.“

Wo vor Wochen noch 500 Paletten Brennholz standen, stehen jetzt nur noch etwa 50.
Wo vor Wochen noch 500 Paletten Brennholz standen, stehen jetzt nur noch etwa 50. © Alexander Lange

Nach den Stürmen der vergangenen Jahre und mit dem Beginn der Borkenkäferplage entschied sich der gebürtige Suttroper Volker Bültmann – „ich komme aus der Gaststätte“ – auf Forstarbeiten umzuschwenken und gründete seinen eigenen Betrieb. Sein Holz holt er aus dem Warsteiner und Briloner Raum. Inzwischen besitzt er drei Harvester, drei Rückezüge, zwei Langholzmaschinen und eine eigene Spaltmaschine, die die Stämme zu Brennholz verarbeitet: „Als wir die Maschine im vergangenen Jahr gekauft haben, haben uns alle für verrückt gehalten. Aber die Maschine läuft von morgens 6 Uhr bis nachmittags um 17 Uhr. Mein Sohn meinte schon, dass die Maschine eigentlich rund um die Uhr laufen müsste bei den Anfragen.“

Container mit Lüftungszugängen

Hinzukommen ein LKW und zwei Container, in denen über zwei Lüftungszugänge das Holz durch die Wärme einer Biogasanlage getrocknet wird: „Das gute an dem Borkenkäferholz ist, dass es relativ stammtrocken ist. Wir haben momentan keine Standzeiten. Das Holz bleibt nicht lange auf dem Gelände, sondern ist schnell verkauft. Das hilft uns natürlich bei der Produktivität.“ Vor einigen Wochen standen noch fast 500 Paletten mit etwa 1,7 Schüttraummetern Brennholz auf dem Gelände. Jetzt sind es noch etwa 50 Paletten – „aber die sind auch schon fast alle verkauft, die Kunden müssen ein wenig Geduld mitbringen“. Der Schüttraummeter Buche koste etwa 115 Euro, bei der Fichte liege man bei knapp der Hälfte, rechnet Bültmann vor: „Von der Fichte braucht man zum Heizen vielleicht etwas mehr, da muss man mal einen Korb mehr ins Haus holen, dafür ist sie aber auch deutlich günstiger. Ich stopfe zuhause nur mit Fichte.“

Ein Container mit Lüftungsvorrichtung für das Holz.
Ein Container mit Lüftungsvorrichtung für das Holz. © Alexander Lange

Wie es mit der Energiekrise, dem Gas und dem Brennholz weitergeht? „Kein Ahnung“, sagt Bültmann. Dass die Anfragen weniger werden, danach sieht es allerdings aktuell nicht aus: „Niemand will im Winter in einer kalten Wohnung sitzen.“

Stadt plant neues Brennholzkonzept

Auch die Stadt Warstein veräußert Brennholz. „Wir haben immer viele Nachfragen, aktuell natürlich auch“, sagt Carsten Höltermann, Leiter des Fachbereichs Zentrale Dienste. Bislang wurde nur Fichtenbrennholz verkauft, das wolle man aber zukünftig auch auf weitere Baumarten ausweiten. Das entsprechende Brennholzkonzept soll am 24. August im Forstausschuss verabschiedet werden und dann am 1. September in Kraft treten: „Passend zur dann beginnenden Heizperiode, damit sich dann auch entsprechend eingedeckt werden kann. Wir haben aktuell auch nur noch eine kleine Menge Fichtenholz.“

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