Große Energieverluste entstehen im Schmiedebetrieb in der Nacht, da die Öfen aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht stark herunter gefahren werden können. Sie müssen für Stahlverarbeitung auf 1200 Grad erhitzt werden. Das Herunterfahren mache nur beim Stillstand von einigen Tagen Sinn, schildert Korinna Schwittay. Deshalb hat die Geschäftsführerin eine Ausnahmegenehmigung für drei Monate beantragt, bei der nun werktags auch in der Nacht gearbeitet wird – um im Gegenzug dafür an mehreren Tagen hintereinander den Betrieb komplett ruhen zu lassen.
Die Beeinträchtigung der Nachtruhe für viele Belecker ist Korinna Schwittay sehr bewusst. Doch um den Energiebedarf deutlich zu reduzieren, sieht sie aktuell keine andere Lösung. „Wir verbrauchen in etwa so viel Energie wie das gesamte Möhnetal im Stadtgebiet Warstein zusammen“, macht sie die Dimensionen der Herausforderungen deutlich.
Und sie schildert auch, was die aktuelle Lage für die Siepmann-Werke bedeutet: „Aufgrund der immensen Kostensteigerung bei Energie und Material kämpfen wir um den Erhalt von rund 700 Arbeitsplätzen in der Region: Wir haben Verantwortung für unsere 450 Mitarbeiter und deren Familien sowie für die Arbeitsplätze die direkt oder auch indirekt mit uns verbunden sind.“
Mit der Bitte um Verständnis wendet sich Korinna Schwittay an die unmittelbaren Nachbarn der Schmiede. In einem gestern verteilten Schreiben heißt es: „Aufgrund der außergewöhnlichen Umstände haben wir erstmalig in der Firmengeschichte die Genehmigung für drei Monate „Not-Nachtbetrieb“ an Werktagen ab dem 11.04.2022 erhalten. Wir werden alles tun, um die Belastung so gering wie möglich zu halten. Im Nachtbetrieb werden schwerpunktmäßig Arbeiten in den Werkhallen ausgeführt. Außenarbeiten, Fahrbewegungen etc. werden so weit wie möglich vermieden. Zudem laufen Überlegungen, wie wir Prozesse so umstellen können, um die Schallausbreitung nachts weiter zu reduzieren.