Der Vortrag von Dr. Udo Engelhardt stellt die komplexen Verknüpfungen globaler Ereignisse dar und zeigt deren Relevanz für die zu erwartenden klimatischen Entwicklungen in Europa und in Deutschland. Für Engelhardt hat der neue Rekordhitzesommer 2022 erneut bestätigt, dass die Klimakrise „weiter ungebremst eskaliert“. Die weltweite Ausbreitung und Häufigkeit von Extremwetterereignissen, wie Dürren, Überflutungen und Stürmen, habe eine noch nie dagewesene Dimension und Intensität erreicht. Daraus resultierendes menschliches Leid und ökologische Zerstörung nähmen global zu und das in einem Maße, welches die Prognosen der Wissenschaft sogar noch überschreitet. Engelhardt: „Klimatische Kipp-Punkte geraten immer mehr ins Wanken. Unsere Lebensgrundlagen, wie die Wasser- und Nahrungsmittel-Versorgung sind zunehmend gefährdet – das Klima-Endspiel hat begonnen!“ Nur das Bedienen der großen Stellschrauben könne das Klima jetzt noch stabilisieren und das Überschreiten kritischer Kipp-Punkte noch vermeiden. Was genau diese großen Stellschrauben sind und was wir jetzt nicht nur tun können, sondern und auch tun müssen, will er in seinem Vortrag erklären. „Wir wissen was zu tun ist, um im Klima-Endspiel zu bestehen - es ist Zeit zu handeln!“
Dr. Fabian Humpert versteht sich als Verls Klimaschutzmanager in Klimaschutzbelangen als die zentrale Anlaufstelle für die Stadtverwaltung, aber auch für die Bürger. Daher betreibt er aktiv Öffentlichkeitsarbeit, um für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Er sieht die Energiewende als ebenso wichtig an wie die Verkehrswende. Seine Erfahrung bei der Aktivierung der Bürger erläuterte er in einem veröffentlichten Interview: „Viele sind total überfordert, wenn es um Themen des Klimaschutzes geht. Von außen bekommen wir immer nur herangetragen, dass Klimaschutz Verzicht bedeutet. Das überfordert die Menschen. Wir müssen Lösungen aufzeigen und ihnen die Angst vor den Themen nehmen. Natürlich hat jeder eine persönliche Verantwortung, aber wir dürfen uns davon nicht überwältigen lassen.“ Hier sieht er eine ganz wichtige Aufgabe für eine Behörde wie die Stadtverwaltung.
„Ich muss als Vorreiter voran gehen und darauf achten, dass die Stadt ihrer Vorbildfunktion nachkommt.“ Dabei geht es für den Einzelnen auch um Fragen wie „Wie ernähre ich mich gesund?“ Dr. Humpert: „Indem man weniger Fleisch esse und mich regional und saisonal ernähre. Beim Sport ist es ähnlich: Wenn ich mich mehr auf das Fahrrad setze anstatt ins Auto, tue ich gleichzeitig etwas für meine Gesundheit. So überwindet man nicht nur den Schweinehund, sondern tut auch etwas für das Klima. Man muss von dem Gedanken wegkommen, dass Klimaschutz nur Verzicht bedeutet.“ Dabei sieht er auch die sozialen Aspekte, die Klimaschutz aus Kostengründen oft schwierig machen. Dr. Humpert: „Da müssen Regelungen von oben kommen, die entsprechende Bedingungen schaffen, damit es lukrativ wird, sich klimaschonend zu verhalten. Aber auch bei zahlungskräftigen Konsumenten muss ein Umdenken stattfinden. Muss ich mir wirklich einen SUV kaufen, um meine Kinder zur Schule zu fahren? Oder betreibe ich sogar lieber Car-Sharing?“
Bürgermeister Dr. Thomas Schöne wird auf den hohen Stellenwert hinweisen, den der Klima- und Naturschutz in der Stadt Warstein einnimmt – nicht erst seit Ausrufen des Klimanotstandes im Jahr 2019. Um die Entwicklungen zusätzlich voranzutreiben, hat die Stadt Warstein den „Runden Tisch Klima- und Naturschutz“ aber auch den Arbeitskreis „Fahrradfreundliche Stadt Warstein“ ins Leben gerufen. Hier werden Ideen und Anregungen von Institutionen, aus der Bürgerschaft, Politik und Verwaltung gesammelt. Eine lange Maßnahmenliste soll nach und nach umgesetzt werden. Gern verweist Dr. Schöne darauf, dass Warstein die Stadt mit der höchsten Dichte an Ladesäulen für E-Autos in Deutschland ist – allein bezogen auf die Einwohnerzahl. Formell findet sich die Zuständigkeit für Klima-Themen auf der Agenda des wichtigsten städtischen Ausschusses, der seit Beginn der Legislaturperiode nunmehr „Haupt-, Finanz- und Klimaausschuss“ heißt. Die Einstellung eines hauptamtlichen Klimamanagers für die Stadt Warstein wurde mehrfach diskutiert, ist aus Sicht des Bürgermeisters und der Mehrheit des Rates aber nicht finanzierbar.
Einladung: Zur Diskussion am Dienstag, 19.15 Uhr, im Forum des Europa-Gymnasiums sind alle herzlich eingeladen.