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Warsteiner Spielplätze auf dem Prüfstand: Welcher ist ein Aushängeschild? Wo gibt es Mängel?

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Von: Christian Clewing

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Bei drei Spielplätzen im Stadtgebiet gibt es Handlungsbedarf: Einer davon ist Unterm Haane in Belecke.
Bei drei Spielplätzen im Stadtgebiet gibt es Handlungsbedarf: Einer davon ist Unterm Haane in Belecke. © Clewing, Christian

Grundsätzlich haben die Spielplätze im Warsteiner Stadtgebiet eine „gute Qualität“. Trotzdem gibt es Handlungsbedarf. Welcher Spielplatz der beste ist und wie es um Bewertungen und Vandalismus-Probleme steht.

Warstein – Sie haben viel diskutiert, sich viel angeschaut und viel selbst ausprobiert: Nach „einigen Monaten Arbeit“ präsentierten Kerstin Westermann und Andreas Plenge vom Jugendamt der Stadt Warstein im Jugendhilfeausschuss die „Spielflächenbedarfsplanung 2022-2027“. Das Fazit: „Wir sind gut aufgestellt“, so Plenge, doch trotz „guter Qualität“ gibt es natürlich Handlungsbedarf und viele Ideen, um die zusammen 122 864 Quadratmeter großen Spielflächen für die aktuell mehr als 4 000 Kinder und Jugendlichen zu optimieren und so auch in der Zukunft attraktiv zu halten. Und zwar nicht nur für sie, sondern auch beispielsweise für ältere Nutzer.

Ein weiterer Problemfall: Mühlengelände-Ostwaldpark in Sichtigvor.
Ein weiterer Problemfall: Mühlengelände-Ostwaldpark in Sichtigvor. © Clewing, Christian

In einem ersten Schritt definierte der gebildete Unterausschuss – neben den Stadt-Mitarbeitern Kerstin Westermann und Andreas Plenge gehörten zu ihm auch noch Dagmar Hanses (WAL/Grüne), Heike Kruse (SPD, Vorsitzende Jugendhilfeausschuss), Vera Leniger (SPD), Christian Lenze (CDU) und Elisabeth Liß (BG) – so genannte Sozialräume im Stadtgebiet fest, unterm Strich sechs Stück. „Dort sollen ähnliche Angebote stattfinden“, so die Prämisse mit Blick auf Angebote und Qualitätskriterien. Zu diesen gehören, legte der Unterausschuss fest, unter anderem „altersgerechte, anregende, multifunktionale und möglichst wohnungsnahe Spiel-, Sport-- und Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche“ zu schaffen – und das „unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und individuellen Möglichkeiten“. Dabei sollen auf der einen Seite auch „Trendsportarten wie Skaten, Dirtbiken, Klettern“ in die Spielraumgestaltung einfließen, auf der anderen Seite aber auch „Treffpunkte“ für Cliquen bzw. Gleichgesinnte „abseits organisierter Strukturen und Verbindlichkeiten“ möglich gemacht werden In jedem der sechs Sozialräume soll zukünftig auch ein Spielplatz „als intergenerativer und inklusiver Begegnungsort gestaltet werden“, hat der Unterausschuss beschlossen. „Wir wollen auch Menschen mit Beeinträchtigung die Teilhabe ermöglichen“, erläuterte Andreas Plenge die Hintergründe.

Wie funktioniert eine Rollstuhlwippe

Damit sei zwar das Ziel klar, der Weg dahin bedürfe aber einer „intensiven Auseinandersetzung“. Wie funktioniert eine Rollstuhlwippe? Welche Grundbelag ist für Rollstuhlfahrer erforderlich? Was ist bei Sinnesbeeinträchtigungen? Wie müssen dann Bepflanzungen und Boden gestaltet werden, damit genug Kontraste vorhanden sind? „Wir haben das selbst mal aus anderer Sicht erfahren“, gab Kerstin Westermann Einblicke in mehrere Fortbildungen, bei denen man beispielsweise durch eine spezielle Brille „nahezu blind“ war. Die Spielplätze sollen zudem auch „Orte der Begegnung verschiedener Altersgruppen und Generationen“ werden, also das Treffen von Jung und Alt ermöglichen. „Wir haben gelernt, dass Ältere Angebote nicht nutzen, wenn Kinder dabei sind“, berichtete Andreas Plenge im Ausschuss. Die einfache Erklärung: „Sie schämen sich“, daher sei für die unterschiedlichen (Spiel)Zielgruppen auch eine räumliche Trennung erforderlich für „ein unbeschwertes Ausprobieren“.

Ein weiterer Problemfall: Der Spielplatz an der Rangestraße in Warstein.
Ein weiterer Problemfall: Der Spielplatz an der Rangestraße in Warstein. © Clewing, Christian

Außerdem entstand die Idee, in jedem Sozialraum einen themengebundenen Spielplatz zu gestalten. „Das Thema sollte zu Warstein und falls möglich zum jeweiligen Sozialraum passen“, so das Anliegen. Stein, Wasser oder Wald könnten da Entwicklungsansätze sein. Für das „Image der Stadt erstrebenswert“ seien zudem Spielplätze mit einer touristischen Magnetwirkung, die von Auswärtigen angesteuert werden: „Der Waldspielplatz im Bilsteintal ist bereits eine Visitenkarte für die Stadt Warstein“, so der Ausschuss. Früher habe beispielsweise der Spielplatz in Belecke im Eichenweg eine große Bedeutung als „Waldspielplatz“ gehabt. Dort in der Hamecke mache es „Sinn, diesen wieder in seiner Attraktivität zu steigern und als Themenspielplatz Wald hervorzuheben“. Anbieter von Spielgeräten sollten die Planung ebenso einbezogen werden wie Anwohner. Gerade im Bereich „naturnahe Spielräume“ habe Warstein Entwicklungspotenzial, Wald- bzw. Baumbestand oder Fließgewässer könnten bei der Gestaltung von Spielflächen integriert werden. Rund 45 000 Euro wurden im Haushalt 2022 für Neu- und Ersatzbeschaffungen eingeplant, ein solcher Ansatz sei auch weiterhin jährlich erforderlich, „um Spielflächen zu erhalten und attraktiv zu gestalten“.

Als Aushängeschild wird in der Spielflächenbedarfsplanung der Waldspielplatz im Wildpark, betrieben durch den Naturpark, bezeichnet. Die Verwaltung regt an, durch Themen-Spielplätze neue Anziehungspunkte zu schaffen.
Als Aushängeschild wird in der Spielflächenbedarfsplanung der Waldspielplatz im Wildpark, betrieben durch den Naturpark, bezeichnet. Die Verwaltung regt an, durch Themen-Spielplätze neue Anziehungspunkte zu schaffen. © Clewing, Christian

Insgesamt 57 Spielflächen (Spielplätze, Bolzplätze, Skateanlagen, Schulhöfe) wurden für die Bedarfsplanung analysiert und per Punktesystem bewertet. „Im Stadtgebiet Warstein weist keine der Spielflächen einen akut sanierungsbedürftigen Zustand auf“, so das positive Fazit. 28 Mal zeigte die Bewertung einen „guten Zustand“ (grün), 24 Mal hieß es „zufriedenstellend“ (gelb), fünf Mal gab es ein „ausreichend“ (orange). „Gewisse Qualitätsmängel“ weisen die Spielflächen Unterm Haane in Belecke, Kirchweg II (Schule/Jugendraum) in Niederbergheim, Mühlengelände-Ostwaldpark in Sichtigvor, Lönsstraße in Suttrop und Rangestraße/Rangewiese in Warstein auf. Diese seien „weiterhin bespielbar“, so das Ergebnis, aufgrund des bestehenden „Optimierungspotenzials“ sollen sie „bei zukünftigen Planungen vorrangig berücksichtigt werden.

Vandalismus

„Spielplätze werden schnell zum Anziehungspunkt für Jugendliche als Aufenthaltsort, der dann zweckentfremdet wird“, hat Marcus Schiffer, Schulleiter der Sekundarschule, beobachtet und fragte nach einem „Maßnahmenkatalog zur Prävention“, um „Vandalismus etc.“ vorzubeugen. Gemeinsam würden bereits seit einiger Zeit Polizei und Ordnungsamt bei gemeinsamen Streifen „Präsenz an Brennpunkten“ zeigen, erläuterte Josef Pieper, Fachbereichsleiter Bürgerdienste. Dies sei allerdings „kein Allheilmittel“. Einige Verfahren seien als Folge bereits eingeleitet worden. Jugendamtsleiter Jörg Lewe berichtete, dass „Vandalismus auf Spielplätzen kein großer Kostenfaktor“ sei. Schon bei der Auswahl der Spielgeräte achte man heute darauf, wie Vandalismus-sicher diese seien – und daher seien auch „schon einige rausgefallen“. Wenn es Meldungen über eine „andere Nutzung“ gebe, müsse man „in Gespräche gehen“ mit den Jugendlichen, um sie „wieder einzufangen“: „Auch sie brauchen ihren Raum.“ Aufgabe sei es, „für alle jungen Menschen einen Raum zu schaffen, wo sie sich wohl fühlen“.

Spielplatzkontrollen

Die DIN EN 1176-7/1177 regelt die „sicherheitstechnischen Anforderungen“ an Spielgeräte ebenso wie die Kontrolle und Wartung. Darauf basierend hat die Stadt Warstein eine eigene Richtlinie für die Spiel-, Sport- und Bolzplätze aufgestellt. Danach finden Sichtkontrollen einmal wöchentlich statt. Funktionskontrollen werden monatlich durchgeführt. Generalinspektionen inklusive Bodenüberprüfungen finden im jährlichen Rhythmus statt. Wichtig: Spielgeräte dürfen in ihrer Grundstruktur nicht eigenmächtig verändert werden, um mögliche Gewährleistungsansprüche des Herstellers nicht zu verletzen. Zuständig für die regelmäßigen Kontrollen und die Instandsetzung ist der städtische Betriebshof.

An den Spielplätzen gibt es auf den Hinweisschildern übrigens QR-Codes, über die man mit einem Smartphone beispielsweise Hinweise auf Beschädigungen direkt an die Stadtverwaltung senden kann.

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