1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Warstein

Warsteiner Krankenhaus „Maria Hilf“ als „lokales Traumazentrum“ rezertifiziert

Erstellt:

Von: Alexander Lange

Kommentare

Freuen sich über die Rezertifizierung: Qualitätsmanagerin Andrea Dreeke (von links), Geschäftsführer Achim Schütz, Projektleiterin Susanne Gremme und Chefarzt Dr. Abdelrahman Qazzaz im Schockraum des Krankenhauses. Es fehlen die Oberärzte Wolfgang Kasper und Gregor Strosing sowie Martina Arnskötter als Leiterin der Aufnahme. Die Mund-Nasen-Schutze wurden für das Foto abgesetzt.
Freuen sich über die Rezertifizierung: Qualitätsmanagerin Andrea Dreeke (von links), Geschäftsführer Achim Schütz, Projektleiterin Susanne Gremme und Chefarzt Dr. Abdelrahman Qazzaz im Schockraum des Krankenhauses. Es fehlen die Oberärzte Wolfgang Kasper und Gregor Strosing sowie Martina Arnskötter als Leiterin der Aufnahme. Die Mund-Nasen-Schutze wurden für das Foto abgesetzt. © Alexander Lange

Im Notfall, beispielsweise nach einem Verkehrsunfall, muss es schnell gehen. Trotzdem muss die gesundheitliche Versorgung stimmen. Dass das in Warstein der Fall ist, beweist die Rezertifizierung als „lokales Traumazentrum“. Was dahinter steckt und was das für Patienten bedeutet.

Warstein – Im Notfall muss es schnell gehen. Das weiß Dr. Abdelrahman Qazzaz nur zu gut. Er ist Chefarzt am Krankenhaus „Maria Hilf“, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, genauso Handchirurg und Notfallmediziner. Umso glücklicher ist er, die Rezertifizierung des Krankenhauses als „Lokales Traumazentrum“ durch die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) bekannt geben zu dürfen: „Das ist unheimlich wichtig. Für das Krankenhaus, für den Standort Warstein, aber vor allem natürlich für die Unfallpatienten, die zu uns kommen.“ Doch was bedeutet diese Zertifizierung? Und wie profitieren die Patienten?

Vorweg: Es gibt überregionale Traumazentren – in erster Linie sind das Großstadt-Krankenhäuser, wo die komplette Bandbreite der medizinischen Versorgung von Schwerverletzten beispielsweise nach Verkehrsunfällen gewährleistet wird. Dann gibt es regionale Traumazentren, wo lediglich einzelne Fachbereiche nicht niedergelassen sind, beispielsweise die Neurochirurgie. Und an dritter Stelle kommen die lokalen Traumazentren, wie es das Warsteiner „Maria Hilf“ ist. Dort wird die medizinische Grundversorgung Schwerverletzter sichergestellt.

Und die nun erfolgte Rezertifizierung des Traumazentrums nach der Gründung vor vier Jahren sei ungemein wichtig, sagt Qazzaz: „Vor allem für ein vergleichsweise kleines Krankenhaus wie Warstein. Wir können hier so die bestmögliche Versorgung von Unfallpatienten ermöglichen.“

Stringente und klare Schemata

Unfallpatienten kamen natürlich auch schon ins „Maria Hilf“, als es noch kein Traumazentrum war. Doch in Traumazentren läuft die Versorgung von der Aufnahme am Unfallort, über den Transport per Rettungsdienst, die Versorgung im Schockraum, weitere Diagnosen, operative Eingriffe und Co. noch stringenter und nach klaren Schemata, so Qazzaz: „Es gibt definierte Punkte, denen man folgt. Das spart wichtige und manchmal auch entscheidende Sekunden und vereinfacht die Zusammenarbeit aller.“ Jeder wisse immer genau, was er zu tun habe. Das komme am Ende dem Unfallpatienten und dessen Behandlung zugute. „Als Team funktionieren wir hier wirklich gut, die Abläufe stimmen. Auch die Bewertungen, die uns der Rettungsdienst gibt, sind immer sehr gut.“

Aus dem Rettungswagen geht es direkt in den Schockraum.
Aus dem Rettungswagen geht es direkt in den Schockraum. © Alexander Lange

Ein Auditor bewertet alle drei Jahre die Traumazentren, begutachtet die technische (CT, Labor usw.), die räumliche (Hubschrauberlandeplatz, Schockraum usw.), wie personelle Ausstattung und deren Qualifikationen, genauso die Zahl der behandelten Patienten.

Innerhalb der drei Jahre müssten es mindestens fünf Schwer- oder Schwerstverletzte sein, die im Traumazentrum behandelt werden, rechnet Qazzaz vor: „Hier in Warstein waren es über zwanzig.“ Unfallpatienten in dreistelliger Zahl kämen hinzu, die dort behandelt wurden, am Ende aber nicht in die Statistik der Schwer- oder Schwerstverletzten fielen. Klar sei dadurch aber: Der Bedarf in Warstein ist vorhanden.

Chefarzt ist voll des Lobes für sein Team

„Der Auditor hat uns ganz genau auf die Finger geschaut“, so Qazzaz schmunzelnd: „Aber das ist wirklich sehr straff für ein solch kleines Krankenhaus wie Warstein. Wir haben das gut gemacht.“ Eingebunden ist das Warsteiner „Maria Hilf“ in ein Netzwerk von Traumazentren, dazu gehören unter anderem auch das Uniklinikum Münster und das Klinikum Lünen.

Qazzaz ist dabei voll des Lobes für das gesamte Team, das an der Rezertifizierung mitgearbeitet hat und genauso tagtäglich alles dafür tut, dass es auch so bleibt: „Wir wollen das Krankenhaus auch weiterbringen, denn es ist essenziell für Warstein. Und am Ende geht es ja immer um den Patienten.“ Man wolle auch wieder das Vertrauen der Warsteiner Bevölkerung gewinnen: „Und das geht am besten über eine gute Versorgung.“ Und Qazzaz fühlt sich in Warstein wohl, erklärt lachend: „Ich verlasse das Krankenhaus erst wieder, wenn ich in Rente gehe, sterbe oder mich das Krankenhaus kündigt.“

Weniger schlimme Verkehrsunfälle

„Früher waren die Autos schlechter gebaut und damit waren auch die Folgen von Unfällen schlimmer“, erklärt Dr. Abdelrahman Qazzaz, der seit zwei Jahren Chefarzt am Krankenhaus „Maria Hilf“ ist und vorher in Bremerhaven arbeitete: „Die heutigen Autos sind sicherer und stabiler, dafür wird es manchmal schwieriger, die Leute aus den Autos zu befreien.“ Auch die Unfallzahl sei gesunken, dazu würden auch Gesetze und Industrie mit entsprechenden Sicherheitssystemen und -vorschriften beitragen. Das gelte nicht nur für Autounfälle, sondern auch für Motorradunfälle: „Wer gut behelmt ist, Motorradkleidung und Protektoren trägt, ist eindeutig weniger betroffen von möglichen Unfallfolgen.“

Auch interessant

Kommentare