Und die nun erfolgte Rezertifizierung des Traumazentrums nach der Gründung vor vier Jahren sei ungemein wichtig, sagt Qazzaz: „Vor allem für ein vergleichsweise kleines Krankenhaus wie Warstein. Wir können hier so die bestmögliche Versorgung von Unfallpatienten ermöglichen.“
Unfallpatienten kamen natürlich auch schon ins „Maria Hilf“, als es noch kein Traumazentrum war. Doch in Traumazentren läuft die Versorgung von der Aufnahme am Unfallort, über den Transport per Rettungsdienst, die Versorgung im Schockraum, weitere Diagnosen, operative Eingriffe und Co. noch stringenter und nach klaren Schemata, so Qazzaz: „Es gibt definierte Punkte, denen man folgt. Das spart wichtige und manchmal auch entscheidende Sekunden und vereinfacht die Zusammenarbeit aller.“ Jeder wisse immer genau, was er zu tun habe. Das komme am Ende dem Unfallpatienten und dessen Behandlung zugute. „Als Team funktionieren wir hier wirklich gut, die Abläufe stimmen. Auch die Bewertungen, die uns der Rettungsdienst gibt, sind immer sehr gut.“
Ein Auditor bewertet alle drei Jahre die Traumazentren, begutachtet die technische (CT, Labor usw.), die räumliche (Hubschrauberlandeplatz, Schockraum usw.), wie personelle Ausstattung und deren Qualifikationen, genauso die Zahl der behandelten Patienten.
Innerhalb der drei Jahre müssten es mindestens fünf Schwer- oder Schwerstverletzte sein, die im Traumazentrum behandelt werden, rechnet Qazzaz vor: „Hier in Warstein waren es über zwanzig.“ Unfallpatienten in dreistelliger Zahl kämen hinzu, die dort behandelt wurden, am Ende aber nicht in die Statistik der Schwer- oder Schwerstverletzten fielen. Klar sei dadurch aber: Der Bedarf in Warstein ist vorhanden.
„Der Auditor hat uns ganz genau auf die Finger geschaut“, so Qazzaz schmunzelnd: „Aber das ist wirklich sehr straff für ein solch kleines Krankenhaus wie Warstein. Wir haben das gut gemacht.“ Eingebunden ist das Warsteiner „Maria Hilf“ in ein Netzwerk von Traumazentren, dazu gehören unter anderem auch das Uniklinikum Münster und das Klinikum Lünen.
Qazzaz ist dabei voll des Lobes für das gesamte Team, das an der Rezertifizierung mitgearbeitet hat und genauso tagtäglich alles dafür tut, dass es auch so bleibt: „Wir wollen das Krankenhaus auch weiterbringen, denn es ist essenziell für Warstein. Und am Ende geht es ja immer um den Patienten.“ Man wolle auch wieder das Vertrauen der Warsteiner Bevölkerung gewinnen: „Und das geht am besten über eine gute Versorgung.“ Und Qazzaz fühlt sich in Warstein wohl, erklärt lachend: „Ich verlasse das Krankenhaus erst wieder, wenn ich in Rente gehe, sterbe oder mich das Krankenhaus kündigt.“
„Früher waren die Autos schlechter gebaut und damit waren auch die Folgen von Unfällen schlimmer“, erklärt Dr. Abdelrahman Qazzaz, der seit zwei Jahren Chefarzt am Krankenhaus „Maria Hilf“ ist und vorher in Bremerhaven arbeitete: „Die heutigen Autos sind sicherer und stabiler, dafür wird es manchmal schwieriger, die Leute aus den Autos zu befreien.“ Auch die Unfallzahl sei gesunken, dazu würden auch Gesetze und Industrie mit entsprechenden Sicherheitssystemen und -vorschriften beitragen. Das gelte nicht nur für Autounfälle, sondern auch für Motorradunfälle: „Wer gut behelmt ist, Motorradkleidung und Protektoren trägt, ist eindeutig weniger betroffen von möglichen Unfallfolgen.“