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Warsteiner Kirchen werden wegen Energiekrise nicht mehr geheizt: „Man sitzt wie im Kühlschrank“

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Von: Alexander Lange

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In der St. Pankratius-Kirche werden weiterhin Gottesdienste stattfinden – auch bei 8 Grad Celsius. Ein Grund dafür ist auch das eingerichtete Streaming-Angebote, mit dem die Gottesdienste live im Internet verfolgt werden können.
In der St. Pankratius-Kirche werden weiterhin Gottesdienste stattfinden – auch bei 8 Grad Celsius. Ein Grund dafür ist auch das eingerichtete Streaming-Angebote, mit dem die Gottesdienste live im Internet verfolgt werden können. © Alexander Lange

Wegen der anhaltenden Energiekrise werden die Warsteiner Kirchen nicht mehr geheizt. Es sei denn, die Temperatur fällt unter acht Grad. Welche Messen deshalb in Pfarrheime verlegt werden und was das für Weihnachten bedeutet.

Warstein – Wer sich in der bevorstehenden Advents- und Winterzeit auf den Weg zum Gottesdienstbesuch macht, der wird nicht nur ans Gesangbuch denken, sondern wohl auch an Handschuhe, Schal und dicke Socken. Die Energiekrise zwingt auch die katholische Kirche zum Sparen. Wobei die Kosten gar nicht der erste Grund sind. „Der erste Grund ist das solidarische Handeln, das allgemeine Sparen von Strom und Energie“, sagt Markus Gudermann als Leiter des Pastoralen Raumes Warstein: „Mit unseren zahlreichen und zum Teil energetisch ungünstigen Gebäuden können wir einen nicht unerheblichen Beitrag dazu leisten.“ Zum Vergleich: In 2020 lag der Gasverbrauch der St. Pankratius-Kirche bei 133 000 kWh, was Heizkosten von rund 8 000 Euro ergab.

Im Klar- und Kontext heißt das jetzt: Die Kirchen im Pastoralen Raum werden in den Wintermonaten nicht mehr beheizt. Erst dann, wenn die Temperatur unter acht Grad Celsius sinkt oder die Luftfeuchtigkeit über 70 Prozent steigt. Für Orgeln und Kunstgegenstände wird das nicht zum Problem, sagt Gudermann: „Für sie sind eher Temperaturschwankungen das Problem.“

Deutsche Bistümer empfahlen Temperatur von fünf Grad

Dass es für die Kirchenbesucher bei den Temperaturen aber durchaus „unangenehm“ werde, sei ihm bewusst: „Man sitzt wie im Kühlschrank. Die Deutschen Bistümer haben sogar eine Temperatur von fünf Grad empfohlen, aber das ist mit unserer Anlage gar nicht möglich. Dann müsste ein Techniker erst alles umprogrammieren.“

Das persönliche Temperaturempfinden hänge aber natürlich auch immer von der Außentemperatur ab, so Gudermann: „Wenn es draußen Frost gibt, sind acht Grad angenehm. Aber bei zehn Grad draußen ist es wieder etwas anderes.“ Im Gegensatz zu den Kirchen werden die Pfarrheime und -büros auf 19 Grad geheizt. Wie auch in der evangelischen Gemeinde – dort finden alle Gottesdienste von Januar bis März im Philip-Melanchthon-Haus statt – gibt es daher auch für die katholischen Gottesdienste Neuregelungen.

Gudermann fürchtet weitern Besucher-Rückgang

Die Gottesdienste in Mülheim, Sichtigvor, Suttrop und Hirschberg wandern aus den Pfarrkirchen in die Pfarrheime. In Allagen, Niederbergheim und Waldhausen bleibt man in den Kirchen, ebenso in St. Pankratius Warstein – der Mittwochsgottesdienst findet im Gemeindezentrum statt – und in der Belecker Propsteikirche. Abgesehen von der Weihnachtszeit finden auch die Gottesdienste der St. Petrus-Gemeinde im Paulushaus und die Gottesdienste aus der Belecker Heilig-Kreuz-Gemeinde in der Propsteikirche statt. Wann die jeweiligen Wechsel stattfinden, werde rechtzeitig kommuniziert, so Gudermann: „Wir bleiben auch in St. Pankratius in Warstein aufgrund des Streaming-Angebotes.“ In einigen Kirchen werden warme Decken parat liegen, Besucher seien aber auch angehalten, entsprechende mitzubringen. Auf die Frage, ob die Temperatursenkung gleichzeitig auch einen weiteren Besucherrückgang bedeuten könne, antwortet Gudermann: „Ich fürchte schon.“ Aber auch deshalb biete man Alternativen an, die Gottesdienste in den Pfarrheimen seien mit 19 gegenüber acht Grad wesentlich wärmer, so Gudermann.

Die nun festgezurrten Regeln sollen vorerst auch für die „großen“ Messen an Heiligabend und Weihnachten Bestand haben. „Wir bleiben erst einmal dabei und schauen dann auch, wie kalt der Winter wird“, sagt Gudermann und appelliert im Pfarrbrief an die Mitglieder des Pastoralen Raumes: „Wir wissen, dass diese Maßnahmen nach den Corona-Einschränkungen weitere Zumutungen für uns bedeuten, bitten aber dennoch um Ihr Verständnis.“

Neue Gottesdienstordnung ab 1. Advent

„Aufgrund der zurückgehenden Priesterzahlen müssen wir unsere Gottesdienstordnung anpassen“, teilt Markus Gudermann mit: „Die aktuelle stammt noch aus einer Zeit, als sechs aktive Priester in unserem Raum Dienst taten. Mittlerweile sind es nur noch drei Priester im aktiven Dienst und drei im Ruhestand. Eine Vorgabe des Erzbistums sagt, dass jeder Priester im aktiven Dienst am Wochenende nicht mehr als drei Messe feiern sollte (hinzu kommen oftmals weitere Gottesdienste wie Hochzeiten, Schützenmessen, Beerdigungen, Taufen, …). So kommen wir für unseren Pastoralen Raum rechnerisch auf neun Eucharistiefeiern. Zurzeit sind es aber noch elf. Gestrichen werden ab dem 1. Advent deshalb die Sonntagabendmesse in Belecke und jeweils eine weitere verteilt auf die einzelnen Gemeinden. Diese werden zu den gewohnten Uhrzeiten ersetzt durch Wort-Gottes-Feiern mit Kommunionausteilung (am 1. Sonntag im Monat in Waldhausen, am 2. in Niederbergheim, 3. Hirschberg, 4. Suttrop und falls es einen 5. Sonntag gibt, wechselweise die Vorabendmesse in St. Petrus oder St. Pankratius Belecke).“

Gudermann sei dankbar, dass sich die große Gruppe von ausgebildeten und vom Erzbischof beauftragten Wort-Gottes-Feier-Leiterinnen und Leitern bereit erklärt habe, die Dienste am Sonntag zu übernehmen: „Ich bitte Sie herzlich, auch diese neue Gottesdienstform anzunehmen. Wir möchten als Kirche „in der Fläche“ bleiben und unsere Gotteshäuser gerade am Sonntag nicht verwaist lassen. Auch werktags wird es Veränderungen geben (die hier nicht genannten Messzeiten bleiben unverändert bestehen): In Hirschberg wird die heilige Messe montags um 19 Uhr gefeiert, in Suttrop dienstags um 8 Uhr als Schulgottesdienst oder heilige Messe. Mittwochs wird in der Propsteikirche Belecke, donnerstags in St. Petrus um 8 Uhr ein Schulgottesdienst oder eine heilige Messe gefeiert, freitags um 8.15 Uhr in Mülheim/Sichtigvor eine Eucharistiefeier. Hinzukommen unregelmäßig stattfindende Senioren- oder Frauenmessen sowie weitere Schul- und Sondergottesdienste. Bitte beachten Sie die Gottesdienstordnung in diesen Pfarrnachrichten! - Wir hoffen, dass sich die neue Ordnung gut einspielt und bitten auch hier um Ihr Verständnis“, so Gudermann abschließend.

Bereits vor mehreren Wochen kündigte der Pastorale Raum an, dass Kirchengebäude aufgrund der Energiekrise nicht mehr angestrahlt werden. Den Text dazu gibt es hier.

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