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Warsteiner Brauerei mit 200-Millionen-Investition: Neues Pils, Super Bowl-Werbespot und Lohnbrauen

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Von: Reinhold Großelohmann

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Ein neuer Werbespot erlebt seine Premiere bei der Übertragung des Super Bowl am 12. Februar „auf allen relevanten Bewegtbildkanälen“, so die Brauerei.
Ein neuer Werbespot erlebt seine Premiere bei der Übertragung des Super Bowl am 12. Februar „auf allen relevanten Bewegtbildkanälen“, so die Brauerei.  © Warsteiner

Die Warsteiner Brauerei hat in den kommenden Monaten und Jahren eine Menge vor. Es gibt unter anderem ein neues Produkt namens „Warsteiner Extra“, einen neuen Werbespot zum Super Bowl und Lohnbrauen wird möglich. Was dahinter steckt.

Warstein – Fast drei Jahrzehnte ist es her, dass die Warsteiner Brauerei mit dem Überschreiten eines Bier-Ausstoßes von 6 Millionen Hektoliter auf dem Deutschen Biermarkt Furore machte. Auch wenn die Brauerei für 2022 ein ordentliches Plus von 9,2 Prozent vermeldete, so werden aktuell im Langenbachtal gerade einmal ein Drittel dieses Rekordwertes produziert. Die Brau- und Abfüll-Kapazitäten sind aber nach wie vor deutlich größer. Um eine bessere Auslastung zu erzielen, geht die Brauerei, genauer die Warsteiner Gruppe, neue Wege. Mit Hilfe einer frisch gegründeten Tochtergesellschaft soll auch für andere Marken gebraut und abgefüllt werden – und zwar nicht nur Bier, sondern die gesamte Getränkepalette.

Unter Helmut Hörz als Vorsitzendem der Geschäftsführung will sich die Brauerei auf diesem Weg neu erfinden. Dazu greift Inhaberin Catharina Cramer tief in die Investitions-Tasche. Die Haus Cramer Gruppe werde in den nächsten „zwei Jahren rund 200 Millionen Euro in neue Mitarbeiter, die Marken, eine zukunftsweisende IT Infrastruktur und in Maschinen und Beton investieren“, so gestern die Ankündigung aus der Brauerei-Zentrale.

„Wir verstehen uns künftig nicht mehr als reine Bier-Company, sondern öffnen uns für alle Geschäftsbereiche, die in der Gastronomie und vom Konsumenten benötigt werden“, wird Helmut Hörz in einer Pressemitteilung zitiert. Das Geschäft werde zukünftig „mehr als die Herstellung und den Vertrieb von Biermarken beinhalten“, heißt es. Der unternehmerische Fokus werde auf weitere Getränkesortenausgeweitet. Er umfasse dann auch Kooperationen mit anderen starken Marken und ziele auf eine höhere Auslastung der eigenen Braustätten sowie eine weitere Stärkung des Auslandsgeschäfts ab.

Neue Gesellschaft soll sich als „autarke Geschäftseinheit“ etablieren

Daneben bietet die Gruppe unterschiedliche Dienstleistungen – auch für Fremdfirmen – an. Des Weiteren werden Investitionen in vielversprechende Start-ups geprüft und Kooperationen mit anderen Firmen zur Hebung von Synergien eingeleitet.

Bereits in wenigen Tagen soll auch bundesweit ein Zeichen für die Aufbruchstimmung bei der Warsteiner Brauerei, die zukünftig ihre gesamten Aktivitäten unter dem Begriff Warsteiner Gruppe bündeln möchte, gegeben werden. Ein neuer Werbespot geht beim zum Super Bowl am 12. Februar an den Start – auf allen relevanten Bewegtbildkanälen.

Mit der Neugründung der H.C. Drinks Solutions GmbH hat die Warsteiner Gruppe bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Angeboten werden von dieser Tochtergesellschaft sowohl die Abfüllung von Getränken als auch die Verpackung sowie die Auslieferungsdienstleistung. Für Letztere kann eine Zusammenarbeit mit der Logistiktochter BOXX Intermodal Logistics angeboten werden, die sich bekanntlich unter anderem der Brauerei-Bahnverladung mit anschließendem Schienentransport bedient.

Die neue Gesellschaft soll sich als „autarke Geschäftseinheit“ etablieren. Sie steht unter Führung von Adriano Leo, der seit dem vergangenen Jahr als „Direktor Business Development“ bei der Warsteiner Gruppe tätig ist.

Standortauslastung bis 2024

Das Angebot der neuen Gesellschaft sei „modular aufgebaut“, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Kunde kann seinen individuellen Bedürfnissen entsprechend auswählen, welche Dienstleistung er bei Warsteiner in Anspruch nehmen möchte. „Das bedeutet für unsere Kunden nicht nur Effizienz durch Einsparung von Kosten und Ressourcen des eigenen Unternehmens, sondern auch Nachhaltigkeit und langfristige Planungssicherheit und Stabilität“, wird Adriano Leo zitiert.

Helmut Hörz ist seit Mitte 2021 an der Spitze der Geschäftsführung und holt nun zum großen Wurf aus.
Helmut Hörz ist seit Mitte 2021 an der Spitze der Geschäftsführung und holt nun zum großen Wurf aus. © Warsteiner

In einem Interview mit der „Wirtschaftswoche“ hatte Helmut Hörz zu Beginn seiner Tätigkeit in Warstein Mitte 2021 bereits eine „Standortauslastung bis 2024“ angekündigt. Nunmehr wird der Startschuss für diese Entwicklung gegeben. „Diversifizierung des Familienunternehmens“, hat Helmut Hörz als neuen Oberbegriff für die von ihm angestrebte Entwicklung geschaffen. Etwas blumiger wird er in der Pressemitteilung zitiert: „Die Haus Cramer Gruppe befindet sich erst am Anfang einer weiten Reise. Verglichen mit einem Marathon würde ich sagen: Wir haben gerade die ersten Kilometer zurückgelegt und freuen uns jetzt schon sehr auf die nächsten Schritte.“

Werbespot zum Super Bowl und neues „Warsteiner Extra“

Die Warsteiner Brauerei nimmt viel Geld in die Hand, um ihren Markenauftritt „grundlegend zu verändern“, wie es in einer am Donnerstag verbreiteten Pressemitteilung heißt. Ein neuer Werbespot hat bei der Übertragung des Super Bowl am 12. Februar Permiere. Gezeigt wird im Fernsehen ein 43 Sekunden langer Film, in dem sich „die Marke Warsteiner von ihrer emotionalen Seite zeigt“, so erklärt die Pressemitteilung. In dem Video wandert der Protagonist durch eine Kühlschranktür und erlebt anschließend zahlreiche unterhaltsame und gesellige Momente. „Die Lebensfreude und der Spaß an neuen Entdeckungen kommt in der neuen Markenkampagne zum Ausdruck“, so die Brauerei. Die Kernaussage lautet: „Gebraut für Deine Momente“.

„Für unsere Konsumenten ist das Leben schön und voller Möglichkeiten“, erklärt Andreas von Grabowiecki, Marketing Direktor der Haus Cramer Gruppe, den Inhalt. Der Film sei „aufwendig inszeniert“. Ausgestrahlt werde der Spot auf allen relevanten Bewegtbildkanälen: im klassischen Fernsehen, Online Video, Online Streaming, Mobile, Social Media und im Kino. Die Kampagne stelle eine „Weiterentwicklung der bisherigen Markenkommunikation“ dar, so verweist Warsteiner auf einen Bekanntheitsgrad in Deutschland von über 90 Prozent. Das sei „kaum mehr zu steigern“.

Künftig rücke die Brauerei deshalb die Menschen in den Mittelpunkt und zeigt, dass Lebensfreude und ein kühles Warsteiner in vielen Momenten untrennbar miteinander verbunden sind. Auf allen Musik-Events und Festivals, bei denen die Warsteiner Brauerei Sponsor ist, wie Parookaville oder Rock am Ring, soll dem Kühlschrank aus dem Spot „eine Bühne bereitet werden als Tür zu neuen Erlebnissen“. Geplant sei auch, von dem eigens komponierten Song, ein Video zu veröffentlichen. Zeitgleich mit der veränderten Positionierung und dem neuen Markenauftritt bringt die Warsteiner Brauerei ein neues Pils auf den Markt: „Warsteiner Extra“ – mit einem Alkoholgehalt von nur 2,5 Prozent. „Die Menschen werden immer ernährungsbewusster. Zwei Drittel aller Konsumenten wünschen sich Getränke mit weniger Alkohol“, erklärt Andreas von Grabowiecki als Markenverantwortlicher. „Damit werden wir auf dem Biermarkt auch neue Impulse setzen.“

Schritte zur „Diversifizierung“ der Brauerei

Die neue Abfüll-Dienstleistung für externe Kunden ist für die Warsteiner Brauerei ein nächster Entwicklungsschritt zur Diversifizierung des Unternehmens. Zuvor war bereits die Logistiktochter „BOXX Intermodal Logistics“ für das Feld der Bahnverladung gegründet worden. Für Helmut Hörz als Vorsitzenden der Geschäftsführung der Warsteiner Gruppe ist auch die Beteiligung von Warsteiner an einer Einkaufsgenossenschaft in Zusammenarbeit mit dem Karlsberg Getränkeverbund in diesem Zusammenhang zu sehen.

Warsteiner habe nicht nur seine „Getränkeauswahl erweitert“ – vertrieben wird inzwischen auch das nordspanische Estrella Galicia, die Spezialitätenbiere der irischen Rye River Brewing Company sowie die Produkte des Berliner Brauers BrewDog und des Start-ups hye. Eine große Dienstleistungs-Vielfalt wird angestrebt.

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