Genauere Einzelheiten zu dem Tatverdächtigen konnte der ermittelnde Arnsberger Staatsanwalt Ümit Görgün am Donnerstag noch nicht öffentlich nennen. Doch konnte er mit zwei Gerüchten aufräumen, die im Laufe der Brandstiftungsserie die Runde im Ort machten: Es handelt sich nicht um einen Patienten der LWL-Klinik und nicht um einen Feuerwehrmann. Görgün unterstrich, dass Fälle von zündelnden Einsatzkräften zwar durchaus vorkommen. Doch bestätigte er, dass diese Fälle äußerst selten sind, in der Öffentlichkeit aufgrund ihrer Besonderheit eben viel stärker wahrgenommen werden. „Bei Brandstiftern handelt es sich in den stark überwiegenden Fällen um ganz normale Bürger.“ Er stärkte den Feuerwehrleuten den Rücken: „Mit welch besonderem Herz und Rückgrat Feuerwehrleute zur Hilfe eilen, erkennen viele Menschen erst, wenn sie selbst betroffen sind.“
Zur Erleichterung über die Festnahme des Brandstifters gesellt sich in der Stadt nun die große Frage nach dem Warum. Der 42-Jährige habe in seiner Vernehmung eingeräumt, dass er sich am späten Dienstagabend in dem Mehrfamilienhaus an der Hauptstraße aufgehalten habe, das wenig später in Flammen stand. Zudem habe er ausgesagt, dass er „den Brand möglicherweise verursacht haben“ könne. Was genau den Verdächtigen zu dieser ungewöhnlichen Aussage bewegte, ließ er offen. „Wir sind dabei, Näheres festzustellen“, so der Staatsanwalt. Auf das Warum haben die Ermittler noch keine Antwort: „Er selbst hat keine Angaben zu möglichen Motiven gemacht“, kommentierte Görgün.
Fest steht: Der Wohnhausbrand von Dienstagabend ist nicht die einzige Brandstiftung, die auf das Konto des 42-Jährigen gehen soll: „Er ist ebenfalls tatverdächtig, sowohl die Brände in den öffentlichen Toiletten gelegt zu haben als auch die Brände in der vergangenen Zeit in Warstein“, hieß es in einer Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Welche Brände dabei genau auf das Konto des Mannes gehen sollen, ist derzeit Gegenstand der Ermittlungen – dabei wird es auch um Beweisstücke gehen, die bei der Durchsuchung seiner Wohnung sichergestellt wurden. Noch könne die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen, was da genau beschlagnahmt wurde. Nach Informationen unserer Redaktion wurde aber unter anderem das Handy des Verdächtigen sichergestellt.
Dass der Warsteiner das Gesicht hinter den Bränden an der nördlichen Hauptstraße mit nun insgesamt zehn Verletzten sein dürfte, legt vor allem die Tatsache nahe, dass die Ermittler ihn schon vor dem Brand am Mittwoch im Visier hatten. „Wir hatten gegen die Person schon im Vorfeld den Verdacht hinsichtlich mehrerer Brandstiftungen. Es liefen schon umfangreiche Ermittlungsmaßnahmen gegen ihn. Die genauen Maßnahmen kann ich aus ermittlungstaktischen Gründen noch nicht nennen“, berichtete Ümit Görgün.
So ist davon auszugehen, dass die Ermittler nur darauf warteten, dass der 42-Jährige den einen entscheidenden Fehler begehen würde. Das tat er, als er am Dienstagabend offenbar das nächste Haus an der Hauptstraße anzündete. Nachdem die Feuerwehr mit Rettungsmaßnahmen und Löscharbeiten fertig war, übernahmen die Experten der Kripo. Die sicherten bis zum Mittwochmorgen Spuren und waren letztlich sicher, dass das lebensgefährliche Feuer auf Brandstiftung zurückzuführen ist. „Das hätte wirklich schlimmer ausgehen können“, verdeutlichte der Staatsanwalt. „Durch die Ermittlungen kamen wir zu der Schlussfolgerung, dass der Brand von unserem Verdächtigen gelegt worden sein könnte.“
In einer Anklage dürfte später auf jeden Fall mit den Vorwürfen der schweren Brandstiftung und Körperverletzung zu rechnen sein. Doch kommt auch ein versuchter Mord in Betracht? „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Verdachtsmomente auf ein versuchtes Tötungsdelikt.“ Und das, obwohl durchaus Mordmerkmale erfüllt wären: Das Tatmittel Feuer sei ein heimtückisches und gemeingefährliches Mittel. Doch um einen Tötungsvorsatz unterstellen zu können, gebe es „gewisse Hürden“. Doch zu diesem frühen Ermittlungszeitpunkt heiße das noch nichts: „Der jetzige Ermittlungsstand hindert uns nicht daran, den Tatvorwurf zu erweitern – oder aber auch, ihn zu schrumpfen. Das wird sich zeigen.“
Görgün kann nachvollziehen, dass die Festnahme des Verdächtigen für große Erleichterung in Warstein sorgt: „Wir und insbesondere die Warsteiner Polizei haben diese Vorfälle, diese Serie sehr ernst genommen. Es war sehr akribische Arbeit, Eifer und Ernst nötig.“