Einen anderen Kampf muss die Polizei führen – und zwar mit dem Verkehr. Damit es auf der B55 und der B516 nicht zu einem Riesen-Stau kommt, ermöglichen die Einsatzkräfte schnell, dass der Verkehr an der Unfallstelle vorbeigeleitet wird. Wie man es irgendwann in der Fahrschule gelernt hat, gilt ab diesem Moment: Die Polizei hat das Sagen, die Ampel darf und muss sogar ignoriert werden.
Das will mancher Autofahrer aber nicht akzeptieren: „Die Ampel sagt mir, was ich zu tun habe“, entgegnet ein Autofahrer, der auf Signal eines Polizisten nicht losfahren will. Eine kurze Diskussion muss die Situation klären. Schlimmer sind diejenigen Autofahrer, die die Anweisungen der Polizei vollends ignorieren und einfach losfahren. So kommt es zu Szenen, in denen ein eigentlich ruhiger Beamter laut werden muss. Mancher Autofahrer, der den Beamten ignoriert hat, steht auf einmal in der Unfallstelle, gefährdet dadurch alle, die gerade dabei sind, die Folgen des Crashs zu beseitigen, damit die Straße schnell wieder normal befahrbar ist.
„Unverständnis“, sagt einer der Beamten nach der Unfallaufnahme auf die Frage, was ihm in solchen Momenten durch den Kopf geht. „Man steht auf der Kreuzung, zeigt den Leuten an, dass sie nach links fahren sollen und sie biegen rechts ab. Sie werden damit zur Gefahr für Polizisten, Feuerwehrleute, Rettungsdienstmitarbeiter und vielleicht auch für Unfallbeteiligte, die gerade noch gerettet werden“, mahnt der Beamte. Seiner Erfahrung nach handele es sich dabei um kein neues Problem. Er selbst ist schon einige Jahre im Dienst: „Es ist in den Jahren zwar nicht schlimmer, aber auch nicht wirklich besser geworden“, sagt er. Viele Autofahrer seien überfordert, sobald sie Blaulicht sehen würden. „Andere wollen einfach nur mit einem Tunnelblick ihrem Weg folgen, vor allem wenn sie den Feierabend und das Wochenende im Kopf haben. Getreu dem Motto: Nach mir die Sintflut.“
Nach rund anderthalb Stunden ist die Kreuzung am Freitagnachmittag wieder frei, der Verkehr kann wieder ungehindert fließen. Angesichts geschilderter Szenen wird mancher Einsatzkraft durch den Kopf gehen, ob eine Vollsperrung mit langen Wartezeiten für alle Autofahrer beim nächsten Mal nicht doch die sicherere Wahl wäre.
Zum Jahresbeginn haben wir mit mehreren Rettungskräften gesprochen, die ihre Eindrücke über sinkenden Respekt schilderten. Erst am Dienstagmorgen hatte es einen schweren Unfall gegeben, bei dem die Kräfte der Feuerwehr Stadt Warstein gefordert wurden.