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Über 35 Grad: So erlebte Warstein den bislang heißesten Tag des Jahres

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Von: Alexander Lange

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DWK-Bauleiter Patrick Wüllner (vorne) ist mit seinem Team in dieser Woche auf der Baustelle vor der neuen Feuerwache im Einsatz. Am heutigen Mittwoch wird asphaltiert. Bei den hohen Temperaturen hilft da nur viel zu trinken und Zwischenpausen im Schatten einzulegen.
DWK-Bauleiter Patrick Wüllner (vorne) ist mit seinem Team in dieser Woche auf der Baustelle vor der neuen Feuerwache im Einsatz. Am heutigen Mittwoch wird asphaltiert. Bei den hohen Temperaturen hilft da nur viel zu trinken und Zwischenpausen im Schatten einzulegen. © Alexander Lange

Die einen sprechen von einem „schönen Sommertag“, die anderen von „Hitze“. Wie die Warsteiner den bislang heißesten Tag des Jahres erlebten, wo es besonders heiß und besonders kühl war.

Warstein – Der bislang heißeste Tag des Jahres in Nordrhein-Westfalen war der gestrige Dienstag. Zwar durchbrachen die Warsteiner Thermometer nicht die 40-Grad-Marke, heiß wurde es aber trotzdem. Doch während sich die Dachdecker beispielsweise früh in den Feierabend verabschiedeten und die Straßenbauer sich zwischendurch im Schatten abkühlten, hatten es andere den ganzen Tag über kalt. Und zwar richtig kalt. So unter anderem in der Kühlkammer im Edeka-Center Dumke oder in der Tropfsteinhöhle im Bilsteintal.

Dachdecker Rüth

Wer im Büro eine Klimaanlage hat, der weiß sie wohl besonders an Tagen wie dem gestrigen Dienstag zu schätzen. Vielleicht hilft auch ein Ventilator. Wer aber draußen arbeitet, der hat bei Hitze wenig zu lachen – so wie Dachdeckerinnen und Dachdecker zum Beispiel. Da wird der Traumjob ruckzuck zum Albtraum. „Deswegen haben wir auch schon Feierabend“, sagte Dachdecker Leon Rüth am Dienstagmittag und lachte. Bis 11.30 Uhr haben seine Jungs gearbeitet, so Rüth: „Wir haben gesagt, wenn’s nicht mehr geht, sollen sie aufhören. Das konnten sie frei entscheiden.“

Edeka-Center Dumke

Während also ganz Deutschland mit der Hitze kämpfte, haben es Flutschfinger, MiniChoc und Co. im Edeka-Center Dumke richtig frisch: Bei minus 21 Grad lagern sie im Kühlhaus. Richtig nebelig ist es hier durch die Kälte. Insgesamt gibt es im Warsteiner Markt neun Kühlhauser, weiß Inhaber Olav Dumke, die wärmste hat plus vier Grad, minus 21 Grad ist die kälteste.

„Allein schon unser Sortiment verlangt, dass wir bestimmte Kühlflächen haben“, sagt Olav Dumke. Dazu gehören die Kühlmöbel im Laden – Truhen, die Frischetheke oder Kühlschränke für Milchprodukte zum Beispiel – und für die Ware, die sie auf Lager haben, wie Eis und Tiefkühlpizza, aber auch Teichlinge und Rohlinge für den Backshop, die Kühlhäuser. Der Energieverbrauch dafür steigt mit den hohen Außentemperaturen übrigens nicht, das Problem liegt woanders: „Die Wärme macht nur der Maschine zu schaffen“, so Dumke. Für den Kühlverbund gibt es oben auf dem Dach des Marktes nämlich einen Maschinenraum mit entsprechenden Gerätschaften für Plus- und Minustemperaturen. Die haben eine Maximaltemperatur. Aber auch dafür gibt es kleine Tricks, Abkühlung schafft zum Beispiel ein Rasensprenger. Auswirkungen auf den Energieverbrauch hat allerdings das Auf- und Zumachen im Geschäftsbetrieb, denn dann muss sich der Temperaturverlust im Möbel ausgleichen.

Von der Sommerhitze kriegt das Eis im Edeka-Center von Olav Dumke nichts mit: Bei minus 21 Grad wird es im Kühlhaus gelagert.
Von der Sommerhitze kriegt das Eis im Edeka-Center von Olav Dumke nichts mit: Bei minus 21 Grad wird es im Kühlhaus gelagert. © Hannah Löseke

„Sonntags entspannt sich die Anlage ein bisschen“, weiß Dumke. Damit Kühlketten niemals unterbrochen werden, gibt es eine permanente Temperaturüberwachung am Computer, die die genauen Gradzahlen angibt. „Sobald es Abweichungen gibt, werden wir sofort informiert“, sagt Dumke. Dann steht dem Abkühlungs-Eis für die Kundinnen und Kunden an solchen Tagen wie dem Dienstag auch nichts mehr im Wege.

Tropfsteinhöhle

Nicht ganz so kalt wie bei den Flutschfingern, aber doch viel kälter als in der prallen Sonne ist es in der Bilsteinhöhle. 8,9 Grad Celsius zeigt das Thermometer tief in der Höhle an – da, wo Ein- und Ausgang weit entfernt sind und auch Menschengruppen nicht direkt vorbeikommen, damit die Temperatur möglichst realistisch gemessen wird. „Die Sommertemperatur hat so langsam Einzug gehalten“, sagt Lena Hoffeld, Agraringenieurin und Wildpark-Mitarbeiterin im Bilsteintal. Acht Grad ist normalerweise die Standardtemperatur in Höhlen – wegen des Gesteins. Weil es in der Höhle aber ein paar Umbauarbeiten gab, um sie begehbar zu machen – der Eingang wurde zum Beispiel verlegt, ein kleines Stück Weg ergänzt und der Ausgang verbreitert – schwankt es hier ein bisschen: Zwischen 7,9 und 9,4 Grad lagen die Temperaturen im vergangenen Jahr. „Das ist für eine Höhle viel, aber für uns fühlt sich das ziemlich gleich an“, sagt Lena Hoffeld. Im Frühjahr ist es am kältesten, erklärt sie, dann haben sich die Wintertemperaturen überall durchgeschoben; im Spätsommer oder Herbst ist es dann am wärmsten, weil sich die Sommertemperaturen durchgeschoben haben.

Mit 8,9 Grad ist es in der Bilsteinhöhle herrlich frisch: Wildpark-Mitarbeiterin Lena Hoffeld und Mischlingsrüde Curry finden die Abkühlung ganz hervorragend.
Mit 8,9 Grad ist es in der Bilsteinhöhle herrlich frisch: Wildpark-Mitarbeiterin Lena Hoffeld und Mischlingsrüde Curry finden die Abkühlung ganz hervorragend. © Hannah Löseke

Bei so hohen Temperaturen ist es eine richtig schöne Abkühlung, den rund 400 Meter langen Weg durch die Bilsteinhöhle entlang zu schlendern. Richtig viel los ist an solchen Tagen meist aber nicht: „Mittelgutes bis schlechtes Wetter ist Höhlenwetter“, sagt Lena Hoffeld. Aber so richtig könne man den Besucheranklang sowieso nicht vorhersagen: Manchmal rechne man mit wenig Andrang und es kämen richtige Besuchermassen, manchmal rechne man mit großem Ansturm und es herrsche gähnende Leere. Ein paar Führungen gab es Dienstag aber trotzdem: So war zum Beispiel Stefan Enste mit einer Gruppe unterwegs, auf Lena Hoffeld wartete später eine weitere. Die zieht übrigens dafür immer eine Jacke an: Ist man länger bei gut 9 Grad Temperatur unterwegs, wird’s im T-Shirt schließlich ziemlich kalt.

Straßenbaustelle

Für Patrick Wüllner und seine Kollegen von der Tief- und Straßenbaufirma DWK ist das Arbeiten bei hohen Temperaturen nichts Neues. Und doch immer wieder eine Belastung. Wüllner ist Leiter der Baustelle vor der neuen Feuerwache am südlichen Warsteiner Ortsausgang. Dort wird die B 55 halbseitig erneuert, weshalb seit dem zurückliegenden Montag eine Ampelanlage den Verkehr regelt (wir berichteten). Am Montag wurde gefräst, am Dienstag gereinigt, am heutigen Mittwoch wird asphaltiert. Dann wird es noch einmal heißer als am Dienstag. „Von unten kommen dann 180 Grad Hitze“, sagt Wüllner. Da hilft es nur viel zu trinken und kurze Zwischenpausen im Schatten einzulegen, am besten immer auch eine Kopfbedeckung zu tragen.

Denn auf der Straße „steht“ die heiße Luft: „Viele meinen ja, dass es mittags am wärmsten ist. Die wirkliche Hitze kommt aber um 16 oder 17 Uhr. Deshalb versuchen wir an solchen Tagen auch früher anzufangen und eher Feierabend zu machen.“ Weil die Warsteiner Baustelle aber so eng getaktet ist – am Freitag soll bei Möglichkeit der Verkehr wieder beidseitig freigegeben werden – wird aus dem verfrühten Feierabend nichts. „Es hilft nichts, die Termine stehen“, trägt es Wüllner mit Fassung.

Bank

Schicker Anzug, perfekt sitzende Krawatte, Seriosität in jedem Nadelstreifen: Kleider machen Leute, besonders unter anderem in der Bank. Auch bei über 30 Grad? Nein, sagt Stefan Kleine von der Volksbank Hellweg: „Wir haben den Mitarbeitern mitgegeben, auf die Temperaturen Rücksicht zu nehmen.“ Der Vorstand habe also erlaubt, auf die Krawatte zu verzichten und das Hemd – das durchaus auch kurzärmelig sein kann – aufzuknöpfen. „Das ist zu heiß heute“, betont er. Während es im Kundenbereich der Volksbankfilialen wohltemperiert ist, haben nicht alle Räume in der internen Abteilung das Glück, eine Klimaanlage zu haben. Deshalb dürfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus diesem Bereich entweder auf die Randstunden ausweichen, in denen es nicht so heiß ist – oder ganz zu Hause bleiben und im Homeoffice arbeiten. Und, das fügt er schmunzelnd hinzu: „Die ein oder andere Abteilung kühlt sich auch mit einem Eis ab.“

Eiscafé Cortina

Eis müsste man sein. Denn Vanille, Schokolade, Heidelbeere und Co. haben es in der Theke des Eiscafés Cortina am Belecker Wilkeplatz mit minus 15 Grad besonders kühl. „Hierhinter ist es schon wesentlich wärmer“, verriet Annemarie Scigliano, die das Eiscafé gemeinsam mit ihrem Vater Ferruccio führt.

Annemarie Scigliano (links), die das Eiscafé Cortina am Belecker Wilkeplatz gemeinsam mit ihrem Vater Ferruccio führt, konnte gemeinsam mit Mitarbeiterin Sedra Mohammad den Gästen Abkühlung in den Geschmacksrichtungen Vanille, Heidelbeere, Stracciatella und Co. anbieten.
Annemarie Scigliano (links), die das Eiscafé Cortina am Belecker Wilkeplatz gemeinsam mit ihrem Vater Ferruccio führt, konnte gemeinsam mit Mitarbeiterin Sedra Mohammad den Gästen Abkühlung in den Geschmacksrichtungen Vanille, Heidelbeere, Stracciatella und Co. anbieten. © Alexander Lange

Der große Ansturm blieb bis zum frühen Nachmittag noch aus, „die meisten kommen mit Sicherheit nach Feierabend“. Besonders beliebt neben den Klassikern sei in diesem Jahr die Eissorte „Cookies“, so Scigliano: „Wir haben in diesem Jahr ganz neu Hanuta und Zabaione, das kommt auch gut an.“

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