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Trockenheit in Warstein: Feuerwehr zieht Waldbrand-Fazit, auch Landwirte sind in Sorge

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Von: Alexander Lange

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Der Waldbrand vom Dienstag zwischen Sichtigvor und Allagen war „einer der größten“ der vergangenen Jahre. Die Löscharbeiten dauerten bis in die Abendstunden, auch eine Brandwache blieb bis zum Mittwoch vor Ort.
Der Waldbrand vom Dienstag zwischen Sichtigvor und Allagen war „einer der größten“ der vergangenen Jahre. Die Löscharbeiten dauerten bis in die Abendstunden, auch eine Brandwache blieb bis zum Mittwoch vor Ort. © Alexander Lange

Seit Tagen bleibt der Regen aus. Das sorgt für eine große Trockenheit im Warsteiner Stadtgebiet, die am Dienstag beim Waldbrand offenbar wurde. Aber auch Landwirte sind in Sorge.

Warstein – Die gelben Enten beim Entenrennen am Spargelsonntag waren bereits ein Vorbote. Weil in den vergangenen Tagen und Wochen Niederschläge ausblieben, war der Wasserstand der Wäster so niedrig, dass die Enten einige Minuten länger brauchten, um den Zieleinlauf Bullerteich zu erreichen. Nicht mehr als eine Randnotiz beim Anblick dessen, was Trockenheit und ausbleibende Niederschläge am Dienstag zwischen Sichtigvor und Allagen anrichteten, als auf rund 1 200 Quadratmetern der Wald brannte. Es sei fast zu erwarten gewesen, kommentierte vor Ort noch Forstamtschefin Lena Arens. Die Trockenheit ist zum Problem, zur realen Gefahr geworden. Nicht nur im Wald, doch dort wurde sie jetzt erstmals offenbar.

Waldbrandeinsatz in Sichtigvor

Noch bis in den Mittwoch dauerte der Einsatz für die Kräfte der Feuerwehr, eine Brandwache blieb über Nacht. Seit Dienstagmittag kämpften sie gegen den Waldbrand und dessen Glutnester zwischen Sichtigvor und Allagen. Am Mittwochmorgen war Feuerwehrchef Donat Ahle mit der Warsteiner Forstbehörde sowie Wald & Holz erneut im heimischen Forst unterwegs. Wieder ging es um das Thema Waldbrand: „Wir gehen die Wege ab und begutachten unter anderem auch die Löschteiche im Wald. Das machen wir jedes Jahr, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.“

Der Waldbrand am Dienstag sei „schon einer der größeren“ gewesen, so Ahle. Glücklicherweise gut für die Fahrzeuge zu erreichen: „In anderen Einsatzstellen im Wald wäre das nicht so einfach gegangen.“ Waldbrände würden zur realen und regionalen Gefahr, erklärt Ahle. Das sei kein Thema aus den Weltnachrichten, sondern werde auch Warstein zukünftig immer betreffen.

Polizeipressesprecher Wolfgang Lückenkemper erklärte, dass eine Brandstiftung bei solchen Bränden immer im Raum stehe, es aber schwierig werden dürfte, nach einem solchen Großeinsatz noch nutzbare Spuren zu finden.

Bio-Landwirt Christian Kroll-Fiedler

Die Trockenheit stellt auch Bio-Landwirt Christian Kroll-Fiedler aus Belecke vor Schwierigkeiten, die Risse im Boden sind deutlich zu erkennen: „Die fünf Liter, die vor zwei Wochen runtergekommen sind, waren viel zu wenig.“ Beeinträchtigungen im Getreideanbau blieben da nicht aus, auch Mindererträge in der Ernte sind zu befürchten: „Bis jetzt geht es noch, aber dann müsste der Regen jetzt auch kommen. Das dramatische ist aber, das er nicht in Sicht ist.“ Der aktuelle Vorteil gegenüber beispielsweise dem Dürrejahr 2018 sei noch, dass es in den Nächten deutlich herabkühle. Auch der Februar sei feucht gewesen. Wenn aber nicht langsam der Regen komme, „kommt wieder eine Katastrophe auf uns zu“.

Biolandwirt Christian Kroll-Fiedler begutachtet die deutlichen Risse, bedingt durch die Trockenheit.
Biolandwirt Christian Kroll-Fiedler begutachtet die deutlichen Risse, bedingt durch die Trockenheit. © Alexander Lange

Extra Möglichkeiten zur Bewässerung gebe es im Bereich der Haar keine, sagt Kroll-Fiedler: „Ich müsste hier für einen Brunnen 70 Meter tief bohren.“ Man müsse langfristig über die Strategien nachdenken, ob beispielsweise die Milchviehaltung auf den Weiden der Haar Sinn ergebe, wenn die Wiesen so unter der Trockenheit leiden. Auch bei den Pflanzen müsse man vielleicht stärker auf solche setzen, die die Winterfeuchtigkeit besser speichern, sagt Kroll-Fiedler. „Zum Glück hat der Klimawandel in 2021 hier pausiert, sodass wir gute Futtervorräte haben. Ein trockenes Jahr sollte man verkraften können, mehrere würden aber schwierig.“

Betriebshof der Stadt Warstein

Weil der Niederschlag ausbleibt, übernehmen die Mitarbeiter des Betriebshof den Regen und bewässern die Grünanlagen im Stadtgebiet – „in erster Linie natürlich die Pflanzen, die wir frisch gepflanzt haben“, sagt Betriebshofleiter Ingo Schaup: „Wir müssen vor allem bei den Beeten in der Stadt aufpassen. Der warme Asphalt und der Fahrtwind, das beeinträchtigt die Pflanzen durchaus.“

Auch die Pflanzen im Stadtgebiet, vor allem die frischgepflanzten, leiden unter der Trockenheit.
Auch die Pflanzen im Stadtgebiet, vor allem die frischgepflanzten, leiden unter der Trockenheit. © Alexander Lange

Das sei aktuell aber noch gut zu stemmen, aufwendiger würde es, wenn auch in den kommenden Wochen kein Regen kommt.

Waldbrandindex stufte gefahr nur als „gering“ ein

Der Deutsche Wetterdienst führt einen Waldbrandgefahrenindex, der in Form von fünf Stufen die regionale Waldbrandgefährdung darstellt. In den vergangenen Tagen wurde die Gefahr in Warstein und Umgebung noch als „gering“ bis „mittel“ eingestuft. Grund dafür dürfte allerdings sein, dass Warstein keine eigene Messstation hat, die nächsten Punkte unter anderem in Bökenförde, Eslohe oder Neheim liegen – dort gab es aber mehr Niederschläge als in Warstein selber.

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