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Tina Turner besuchte 1996 Warstein – „Eine tolle Persönlichkeit ohne Star-Allüren“

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Von: Reinhold Großelohmann

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Das erste Glas lief über, dann habe sie gefühlvoll weiter gezapft, so erinnert sich Catharina Cramer an den Besuch Tina Turner. Brauerei-Inhaber Albert Cramer schaute ihr dabei genau zu und gab ihr Tipps. Links daneben Werner Jesse, damaliger Gastronomie-Chef.
Das erste Glas lief über, dann habe sie gefühlvoll weiter gezapft, so erinnert sich Catharina Cramer an den Besuch Tina Turner. Brauerei-Inhaber Albert Cramer schaute ihr dabei genau zu und gab ihr Tipps. Links daneben Werner Jesse, damaliger Gastronomie-Chef. © Anzeiger-Archiv

Die verstorbene Rock-Ikone Tina Turner besuchte im Jahr 1996 Warstein und traf die damals 17-jährige Catharina Cramer, heute Inhaberin der Warsteiner Brauerei.

Warstein – Es waren die Jahre, in denen die Warsteiner Brauerei auf dem Höhepunkt ihres Erfolges war. Die Ausstoßzahlen erreichen sechs Millionen Hektoliter und die Geschäfte liefen blendend. „Warsteiner“ wurde mit Abstand größte deutsche Biermarke und der Standort Warstein überholte beim Bierausstoß die alte Bierstadt Dortmund. Und Warsteiner hatte das Geld, sich mit den teuersten „Promis“ zu schmücken. Da kam Tina Turners Tournee „Wildest Dreams“ gerade recht, um dem „Einzig Wahren“ als Werbeplattform zu dienen. Es gelang der Warsteiner Brauerei nach intensiven Verhandlungen, Sponsor der legendären Deutschlandtournee zu werden. Die Brauerei ließ sich die Zusammenarbeit mit dem Weltstar einen hohen sechsstelligen D-Mark-Betrag kosten.

Tina Turners Schriftzug fand sich auf Flaschen, Bierdosen und Verpackungen. Und der Warsteiner Schriftzug seinerseits schmückte Tina Turners Tourbus. Eine halbe Million begeisterte Fans kamen zu 36 Konzerten in Deutschland – „präsentiert von Warsteiner, Partner von Tina Turner“, wie die Brauerei in ihren Pressemitteilungen stolz schrieb.

„Mit Warsteiner und Tina Turner haben sich zwei Partner gefunden, die in vielen Punkten Parallelen aufweisen. Die ungebrochene Dynamik und Exklusivität von Warsteiner korrespondieren in geradezu idealer Weise mit der Kraft und der Ausstrahlung des Weltstars Tina Turner“, so schrieb die Brauerei im Jahrbuch 1996 /97.

Tina Turner besuchte 1996 Warstein – „Eine tolle Persönlichkeit ohne Star-Allüren“

Und es gab für die Brauerei nicht nur Kontakt zum Management, sondern auch zu der damals 57-Jährigen Tina Turner direkt. Daran erinnert sich bis heute Inhaberin Catharina Cramer. Die damals 17-Jährige war gerade von ihrem Auslandsjahr in den USA zurück gekommen. „Ich war zuhause und mein Vater rief an und fragte: Willst Du gleich nicht mal vorbei kommen? Erst da erfuhr sie, dass Weltstar Tina Turner nach Warstein kommen würde. Damals schon war die 17-Jährige ein Fan ihrer Musik und hielt sie auch als Persönlichkeit für eine „tolle Frau“. Und ihr Vater Albert wollte sie unbedingt dabei haben. Denn: „Du sprichst doch gut Englisch“, habe er gesagt.

Ein Gänsehautmoment sei für sie gewesen, als Tina Turner durch die Drehtür gekommen und die Verwaltung betreten habe. „Die Mitarbeiter standen alle auf der Empore, sie kam rein und zeitgleich haben alle geklatscht“, schildert sie die Ereignisse, die ihr trotz des Zeitabstandes von 27 Jahren bestens in Erinnerung sind. Tina Turners sympathische Art habe von Anfang an auf alle, die in ihre Nähe durften, ausgestrahlt und beeindruckt.

Warsteiner-Werbepartner unter sich: Franz Beckenbauer, Markus Wasmeier, Jens Weißflog und Andy Wenzel (von rechts) trafen Tina Turner in München.
Warsteiner-Werbepartner unter sich: Franz Beckenbauer, Markus Wasmeier, Jens Weißflog und Andy Wenzel (von rechts) trafen Tina Turner in München. © warsteiner

Nach dem Besuch der Verwaltung ging es zur Brauereibesichtigung und anschließend in die Domschänke. „Mein Vater wusste, dass sie Buddhistin war“, erinnert sich Catharina Cramer. Alkohol und Fleisch mochte man ihr deshalb nicht servieren. So wurde in der Domschänke zu Kaffee und Kuchen geladen. „Es gab Bienenstich von Nolte“, erinnert sich Catharina Cramer. Und da Noltes bekanntlich nicht die kleinsten Stücke liefern, teilte sich Catharina Cramer ihr Stück mit Tina Turner. „Ich habe ihr übersetzt, was Bienenstich bedeutet“, so Catharina Cramer. In die gemütliche Plauderrunde hinein sei dann von Tina Turner die Bemerkung gekommen, dass sie nun endlich ein Bier probieren wolle. Der verblüffte Albert Cramer habe sie dann persönlich zur Theke gebeten – und Tina Turner zapfte das erste Warsteiner ihres Lebens.

Beim anschließenden Konzert in Dortmund war Catharina natürlich dabei. „Sie trug ein ganz tolles kurzes Glitzerkleid, ich glaube es war von Versace“, erinnert sie sich an Tina. Der niederländische Star-Fotograf Anton Corbijn habe sie damit fotografiert. Das spektakuläre Schwarzweiß-Foto aus Dortmund ist ihr in Erinnerung geblieben.

Beim „Meet & Greet“ zum Konzert in München gab´s später ein großes Treffen mit Stars aus dem Sport-Bereich, die sich die Brauerei damals als Partner leistete. Franz Beckenbauer, Markus Wasmeier, Jens Weißflog und Andy Wenzel ließen sich mit Tina Turner ablichten.

„Sie war eine tolle Persönlichkeit ohne Star-Allüren“, sagt Catharina Cramer im Rückblick. „Und sie war eine Kämpferin.“ Wie alle ihre Fans ist sie betroffen über ihren Tod. „Ich denke sehr gerne an ihren Besuch in unserer kleinen Stadt zurück. Es waren unvergessliche Momente in meinem Leben.“

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