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Suttroper Franz Bracht baut seit 50 Jahren Schützenvögel: König war er aber noch nie

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Von: Alexander Lange

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Franz Bracht beim Anstrich der diesjährigen Schützenvögel. Rund 100 „Tiere“ haben bereits seine Werkstatt verlassen.
Franz Bracht beim Anstrich der diesjährigen Schützenvögel. Rund 100 „Tiere“ haben bereits seine Werkstatt verlassen. © Alexander Lange

Sein Lieblingslied ist „Auf die Vogelwiese ging der Franz“. Und das passt. Denn seit 50 Jahren baut der Suttroper Franz Bracht Schützenvögel. Und einer hängt sogar am Chiemsee.

Suttrop – Wenn die Suttroper Schützen und amtierenden Königspaare zur Vogeltaufe in der Werkstatt von Franz Bracht aufschlagen, dann wünscht er sich immer ein Lied: „Auf die Vogelwiese ging der Franz. Das passt einfach, da freue ich mich dann immer, wenn sie das singen“, sagt er mit einem Lächeln. Dazu gibt es dann Hausmacherwurst auf frischem Brot. „Die Wurst mache ich selber, das habe ich mir beigebracht“, sagt Bracht. „Aber wir kaufen auch noch andere Wurst, nicht jeder mag ja heute Blut- und Leberwurst“, fügt Frau Elisabeth an.

Der Suttroper Schützenvorstand mit den amtierenden Königspaaren bei der Taufe der von Franz Bracht gebauten Vögel am Samstagabend: Auf den Namen „Jan der Bezwingbare“ hat das Königspaar Christopher und Katharina Kleinschnittger seinen Vogel getauft. Das Jungschützenkönigspaar Luisa Leppich und Calvin Nonn gab seinem Vogel den Namen „Der Nonnische Frauenbomber aus Ampen“.
Der Suttroper Schützenvorstand mit den amtierenden Königspaaren bei der Taufe der von Franz Bracht gebauten Vögel am Samstagabend: Auf den Namen „Jan der Bezwingbare“ hat das Königspaar Christopher und Katharina Kleinschnittger seinen Vogel getauft. Das Jungschützenkönigspaar Luisa Leppich und Calvin Nonn gab seinem Vogel den Namen „Der Nonnische Frauenbomber aus Ampen“.  © Sascha Weber

Das mit der Hausmacherwurst und dem Singen in der Werkstatt, das hat schon einige Jahre Tradition. Doch die Vogelbauer-Tradition im Hause Bracht ist noch älter. „Ich mache das in diesem Jahr seit genau 50 Jahren. 1973 habe ich den ersten Vogel alleine gebaut“, erklärt Bracht: „Vorher hat das mein Vater gemacht. Der hieß auch schon Franz.“ Und der habe damit schon vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen: „Er war Stellmacher-Meister, hat zum Beispiel Räder für Holzwagen gebaut. Und sein Bruder Fritz, also mein Onkel, hat ihm geholfen. Der hat früher Holzschlitten, Schaukelpferde und Puppenstuben gebaut.“

Auflagen für Vögel und Schützen strenger geworden

Als der Vater dann 1973 verstarb, übernahm Sohn Franz als gelernter Autoschlosser komplett – „ja, vorher hatte ich ihm schon geholfen. Früher als Kinder haben wir den Vogel auch zwei Tage vor dem Schützenfest zum Anstreicher gebracht. Aber als Jugendlicher hatte man auch mal andere Sachen im Kopf“. Heute greift Bracht selber zum Pinsel. Generell habe er sich über die Jahre eine eigene Art und Weise des Vogelbaus angeeignet. Wenngleich die vielen Auflagen ihren Einfluss haben und die Arbeit nicht unbedingt erleichtern, sagt er: „Aber ich habe gesagt, dass ich es gerne weiter mache. Jetzt schon 50 Jahre.“

Die Krone der diesjährigen Vögel stammt aus dem 3D-Drucker von Stefan Bracht.
Die Krone der diesjährigen Vögel stammt aus dem 3D-Drucker von Stefan Bracht. © Alexander Lange

Früher habe er zum Beispiel harte Hölzer verwendet, von Apfelbäumen oder Birken: „Mit den neuen Vorschriften muss man Weichholz nehmen, zum Beispiel Fichte, Pappel oder Linde. Früher wurde das nicht so genau genommen.“ Auch die Größe sei genormt. Der Rumpf des Vogels mit 14, die Spannweite mit 120 Zentimetern: „Das macht es ja nicht einfacher.“ Aber auch bei der Munition gebe es strenge Auflagen.

Meistens brauchen die Vögel 100 Schuss

Knapp 100 Holzvögel werden es sein, die Bracht schon gebaut hat, schätzt er. Nicht nur für die Suttroper Schützen und Jungschützen. Auch nach Kallenhardt gingen Vögel, zu befreundeten Vereinen im Osten Deutschlands, einer hängt auch am Chiemsee. Und ein kleiner in der Gartenhütte von Franz Bracht: „Meistens brauchen die Vögel um die 100 Schuss. Vielleicht auch einmal 180, aber viel zu früh ist er in den 50 Jahren eigentlich noch nie heruntergekommen. Aber das liegt natürlich auch immer an den Schützen selber, wie lange das dauert.“ Tipps, wie man die Brachtschen Vögel am besten bezwingt? Nein, die will er nicht geben.

Schon Franz Bracht senior baute Schützenvögel.
Schon Franz Bracht senior baute Schützenvögel. © Privat

Ob es nicht schade sei, dass das, was er schaffe, innerhalb von wenigen Stunden zerstört werde? „Nein“, lacht Bracht: „Dafür mache ich es ja.“ Und obwohl er Suttrops Ornithologe in der Holzklasse ist, hat sich Bracht nie in der Liste der Könige eingetragen. Für seine Frau sei das nichts, das sei aber auch in Ordnung. Vielleicht ja mal Sohn Stefan. Der soll die „Ära Bracht“ auch fortsetzen, hilft schon beim Vogelbau. So wie es Vater Franz bei dessen Vater machte. „Die Krone für die diesjährigen Vögel hat er sogar mit dem 3D-Drucker gefertigt“, sagt Franz Bracht. Zehn Stunden Arbeit stecken in einem Vogel. Aber es mache schon Freude. Vor allem dann, wenn bei der Taufe das Lied vom Franz auf der Vogelwiese erklingt.

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