Als der Vater dann 1973 verstarb, übernahm Sohn Franz als gelernter Autoschlosser komplett – „ja, vorher hatte ich ihm schon geholfen. Früher als Kinder haben wir den Vogel auch zwei Tage vor dem Schützenfest zum Anstreicher gebracht. Aber als Jugendlicher hatte man auch mal andere Sachen im Kopf“. Heute greift Bracht selber zum Pinsel. Generell habe er sich über die Jahre eine eigene Art und Weise des Vogelbaus angeeignet. Wenngleich die vielen Auflagen ihren Einfluss haben und die Arbeit nicht unbedingt erleichtern, sagt er: „Aber ich habe gesagt, dass ich es gerne weiter mache. Jetzt schon 50 Jahre.“
Früher habe er zum Beispiel harte Hölzer verwendet, von Apfelbäumen oder Birken: „Mit den neuen Vorschriften muss man Weichholz nehmen, zum Beispiel Fichte, Pappel oder Linde. Früher wurde das nicht so genau genommen.“ Auch die Größe sei genormt. Der Rumpf des Vogels mit 14, die Spannweite mit 120 Zentimetern: „Das macht es ja nicht einfacher.“ Aber auch bei der Munition gebe es strenge Auflagen.
Knapp 100 Holzvögel werden es sein, die Bracht schon gebaut hat, schätzt er. Nicht nur für die Suttroper Schützen und Jungschützen. Auch nach Kallenhardt gingen Vögel, zu befreundeten Vereinen im Osten Deutschlands, einer hängt auch am Chiemsee. Und ein kleiner in der Gartenhütte von Franz Bracht: „Meistens brauchen die Vögel um die 100 Schuss. Vielleicht auch einmal 180, aber viel zu früh ist er in den 50 Jahren eigentlich noch nie heruntergekommen. Aber das liegt natürlich auch immer an den Schützen selber, wie lange das dauert.“ Tipps, wie man die Brachtschen Vögel am besten bezwingt? Nein, die will er nicht geben.
Ob es nicht schade sei, dass das, was er schaffe, innerhalb von wenigen Stunden zerstört werde? „Nein“, lacht Bracht: „Dafür mache ich es ja.“ Und obwohl er Suttrops Ornithologe in der Holzklasse ist, hat sich Bracht nie in der Liste der Könige eingetragen. Für seine Frau sei das nichts, das sei aber auch in Ordnung. Vielleicht ja mal Sohn Stefan. Der soll die „Ära Bracht“ auch fortsetzen, hilft schon beim Vogelbau. So wie es Vater Franz bei dessen Vater machte. „Die Krone für die diesjährigen Vögel hat er sogar mit dem 3D-Drucker gefertigt“, sagt Franz Bracht. Zehn Stunden Arbeit stecken in einem Vogel. Aber es mache schon Freude. Vor allem dann, wenn bei der Taufe das Lied vom Franz auf der Vogelwiese erklingt.