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Strom und Gas in Warstein: WVG-Geschäftsführer will Preise schnellstmöglich senken

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Von: Reinhold Großelohmann

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Benjamin Pehle mit einem Großteil seines 14-köpfigen WVG-Teams, mit dem er nicht nur die Kundinnen und Kundinnen, sondern auch die Stadt als Mehrheits-Eigentümerin der Warsteiner Verbundgesellschaft durch die historische Energiekrise führt.
Benjamin Pehle mit einem Großteil seines 14-köpfigen WVG-Teams, mit dem er nicht nur die Kundinnen und Kundinnen, sondern auch die Stadt als Mehrheits-Eigentümerin der Warsteiner Verbundgesellschaft durch die historische Energiekrise führt.  © Großelohmann, Reinhold

Die Warsteiner Verbundgesellschaft ist nach Aussage ihres Geschäftsführers Benjamin Pehle wirtschaftlich stabil aufgestellt. Und auch die Kunden sollen profitieren, die Preise für Strom und Gas sollen „so schnell es geht“ sinken.

Warstein – Es sind zwei gute Nachrichten, die Benjamin Pehle zu Beginn dieses Jahres mitzuteilen hat, während die historische Energiekrise sich ein wenig beruhigt hat. „Wir haben es gut hingekriegt und stehen wirtschaftlich solide da“, sagt der WVG-Geschäftsführer, der seit fast genau einem Jahr im Amt ist. Und für die Kunden noch wichtiger: „Wir wollen runter mit dem Preis so schnell es geht.“ Unabhängig von den durch die Bundesregierung veranlassten Preisbremsen sollen die Tarife für Strom und Gas wieder günstiger werden. Sein „sobald es wirtschaftlich vertretbar ist“ konkretisiert er auf Nachfrage. Vielleicht gelinge das im Monat April. „Das hängt aber auch vom Witterungsverlauf ab.“

Das Zeitfenster für Preissenkungen, das sich der Chef eines guten Dutzend Mitarbeiter an der Energieversorgungsfront in Warstein schon in wenigen Wochen erhofft, ist auch aus seiner Sicht dringend notwendig. Bundesweit fangen Discounter gerade an, wieder Kunden mit günstigeren Angeboten und vor allem mit Preisbindungs-Klauseln zu ködern. Wegen geringerer Industrieverbräuche und Energiespareffekte hätten einige Anbieter Überkapazitäten und gingen auf Kundenfang, obwohl es noch nicht lange her ist, dass es fast unmöglich war, zu einigermaßen akzeptablen Tarifen überhaupt einen neuen Versorger für Strom und Gas zu finden. Aber Benjamin Pehle warnt. Wer sich jetzt womöglich über zwei Jare an einen Versorger binde, für den bestehe die Gefahr, dass er über die Laufzeit deutlich mehr bezahle als auf dem normalen Markt, der sich gerade entspannt. Genau das ist auch der Grund, warum die WVG aktuell nur noch mit dem Grundversorgungstarif arbeitet. Die 62,18 Cent pro Kilowattstunde Strom sowie 26,92 Cent pro Kilowattstunde Gas sind auch aus Sicht des Geschäftsführers ein hoher Preis, von dem die WVG sobald es geht wieder nach unten abrücken werde. „Im Januar und Februar sind die Abschläge hoch, danach werden wir sie auf das Niveau der Preisbremse reduzieren“, verspricht er. „Vorher geht das technisch leider nicht.“

Dabei hofft er auf Verständnis, dass die „kleine WVG“ die enormen Herausforderungen erst einmal in den Griff bekommen musste.

WVG hat Teil seiner Aufgaben an Dienstleister abgegeben

Geklappt hat die Abrechnungs-Umstellung auf den Stichtag 31. Dezember. „Hier kamen Berge von Ablesekarten an“, so Pehle. Zudem habe auch die Umsetzung der Dezember-Soforthilfe beim Gas mit dem Verzicht auf die Abbuchung im letzten Monat des Jahres 2022 gut funktioniert. Allerdings sei das alles für sein 14-köpfiges Team eine enorme Kraftanstrengung gewesen. Dennoch sei es für alle eine große Motivation, dass man den Kundinnen und Kunden eine persönliche und individuelle Beratung bieten könne.

Um das auf Dauer sicherzustellen, hat die WVG ein Teil der anderen Aufgaben an Dienstleister ausgelagert. So etwa die Beschaffung von Gas und Strom. Dabei wurde für die Zukunft ein weiteres Plus für die Versorgungssicherheit geschaffen. „Wir haben jetzt mehrerer Vorlieferanten und haben mit der Abschaffung der Ein-Lieferanten-Strategie das wirtschaftliche Risiko reduziert.“

Natürlich hat aus seiner Sicht auch der milde Winter zur Verbesserung der Lage beigetragen. „Ein kalter Winter hätte womöglich zu einer Gasmangellage geführt. Dann hätten wir ganz andere Auswirkungen.“ Dennoch sei der Markt weiter extrem nervös und unkalkulierbar. Was aber passiere, wenn ab dem Frühjahr die Kernkraftwerke und im Verlauf auch Kohlekraftwerke abgeschaltet würden, das könne er aktuell nicht sagen.

Aktuell keine Rücklagen für Bäderdefizit

Trotz aller Unwägbarkeiten zeigt ihm die aktuelle Marktlage, dass es mit den Preisen bei der Energie auch wieder nach unten geht. „Eigentlich sind von November bis Februar die Beschaffungskosten beim Gas hoch.“ Das sei derzeit anders – im Vergleich etwa noch zum vergangenen September/Oktober. „Da haben wir viel beschafft und hatten hohe Beschaffungspreise.“ Bei den Mengen, die nun gekauft würden, sehe dies anders aus.

Insgesamt hat er dennoch großes Vertrauen darin, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt auch die Vorteile einer Energieversorgung in Eigenregie erkennen – auch wenn aktuell nicht genügend Gewinn aus dem Mehrheits-Gesellschaftsanteil der Stadt erwirtschaftet werden kann, um die Stadtwerke finanziell zu unterstützen, die aus diesen Erlösen wiederum das Bäder-Defizit alljährlich reduzieren konnte. „Wir haben einen Energiekrieg. Das ist schwierig. Da braucht es auch Vertrauen, um das gemeinsam durchzustehen.“

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