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Stadt Warstein und Elternrat wünschen sich Fortführung der Alltagshelfer in Kitas

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Von: Alexander Lange

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Stadt und „Rappelkiste“-Elternrat wünschen sich eine Fortführung des „Alltagshelfer“-Programms. © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Alltagshelfer in Kitas helfen bei nicht-pädagogischen Aufgaben und werden vom Land NRW bezahlt. Allerdings soll damit zum 31. Juli Schluss sein. Warum der „Rappelkiste“-Elternrat für eine Fortführung kämpft und was das Jugendamt der Stadt dazu sagt.

Warstein – Sie helfen beim Kochen, beim Desinfizieren, unterstützen bei Ausflügen und beim Organisieren von Veranstaltungen. Die sogenannten Alltagshelfer in den Kitas der Stadt Warstein. Eingesetzt in der Corona-Zeit halfen und helfen sie, wie es ihr Name schon sagt, den Alltag trotz Pandemie-Einschränkungen am Laufen zu halten. Doch damit wird am 31. Juli Schluss sein. Dann stoppt das Land Nordrhein-Westfalen die Finanzierung. Wer weiter Alltagshelfer beschäftigen möchte, muss dann selber in die Tasche greifen.

Eine Entscheidung, die nicht nur der Elternrat des Sichtigvorer Familienzentrums „Rappelkiste“ bedauert – im Namen des Rates haben Nina Bühner und Cathrin Schulte ihre Bedenken aber nun deutlich gemacht. „Die Stelle der Alltagshelfer und -helferinnen in Kitas ist eine Corona-geschuldete, vom Land geschaffene und finanzierte Stelle, welche das Ziel hat, den Erziehern unter die Arme zu greifen“, erklären die beiden: „Corona-bedingt kam Mehrarbeit auf das Kita-Personal zu, sodass die Alltagshelfer beim Desinfizieren von Gegenständen unterstützen konnten und den Erziehern alltagsorganisatorische Dinge abnahmen. So konnte sich das Fachpersonal vermehrt der Pädagogik und dem Kinderbildungsgesetz widmen.“

Ein Ende der Pandemie ist noch nicht absehbar

Das könnte ab dem 31. Juli dann zum Problem werden, denn ein Pandemieende sei nicht absehbar, so die beiden, die Arbeit der Alltagshelfer daher immer noch notwendig. Hinzukäme der sowieso andauernde Fachkräftemangel, in einem Teufelskreis käme es zu Überarbeitungen, woraus wieder Krankheitsfälle entstehen und Öffnungszeiten eingeschränkt werden müssen: „Auch hier können Alltagshelfer zur Gesundheitsprävention beitragen. Somit fühlt sich das Fachpersonal unterstützt, vom Arbeitgeber ernstgenommen und vor allem nicht alleine gelassen.“

Zwar gäbe es die unterstützenden Poolkräfte, die im Krankheitsfall einspringen, sie würden aber nie zum festen Bezugspersonal, weil sie immer wieder in unterschiedlichen Einrichtungen eingesetzt werden: „Wenn wir nicht in die Bildung unserer Kinder investieren und somit auch in unsere Zukunft – worin dann?“

Alltagshelfer seien eine einfache Lösung mit viel Mehrwert. Mehrwert für Eltern, Erzieher und Kinder, machen Bühner und Schulte deutlich. Kitas dürften nicht zu „Kinderverwahranstalten“ werden, weil die Erzieher durch die Menge an Aufgaben, die sonst die Alltagshelfer übernehmen, der Pädagogik nicht nachkommen können. „Deshalb bitten wir unsere Stadt Warstein und unseren Landtag, die Stelle des Alltagshelfers weiter zu ermöglichen.“

Pressemitteilung des Landes: Programm 2020 gestartet

„Der Fokus des Programms liegt auf der Finanzierung von zusätzlichen und neu eingestellten Hilfskräften. Die neuen Beschäftigten können – wie bislang auch – nach dem Auslaufen des zusätzlich seitens des Landes finanzierten Programms aus dem Budget der Einrichtungen weiterfinanziert werden oder auch aus Mitteln, die nicht für die Finanzierung von Fachkräften eingesetzt worden sind. Stundenaufstockungen vorhandenen Personals, eine Erhöhung des Angebotes von Drittdienstleistern (z.B. Reinigungsfirmen) sowie Maßnahmen des Arbeitsschutzes und Hygienekosten sind aus den zur Verfügung stehenden Kindpauschalenbudgets zu finanzieren.

Die Regelung ist mit allen an kita-beteiligten Akteuren besprochen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Landes aus Dezember 2021. Gestartet war das Programm 2020 mit einem Budget von 200 Millionen Euro, wurde 2021 dann mit 46,3 Millionen Euro noch einmal verlängert.

Jugendamt hat nur positive Erfahrungen mit Alltagshelfern gemacht

Jörg Lewe, Leiter des Warsteiner Jugendamtes, erklärt, dass das vom Land finanzierte Projekt „Alltagshelfer“ in fast allen Einrichtungen in der Stadt Warstein genutzt wurde: „Die Alltagshelfer waren eine großartige Entlastung für die Fachkräfte in den Kitas. Gerade die Zeit der Gruppentrennung und der Bring- und Abholsituation an der Kita-Tür hat viele Ressourcen gebunden. Diese konnten durch die Alltagshelfer gut kompensiert werden. Wir haben zumindest für die städtischen Einrichtungen durchweg positive Erfahrungen gemacht. Auch die freien Träger haben hierzu positiv berichtet.“ In der aktuellen Sondierungsphase der neuen Landesregierung habe sich Lewe für eine Fortsetzung des Programms stark gemacht, erklärt er weiter: „Ich würde mir wünschen, die neue Landesregierung setzt dies auch um.“

Aus eigener Tasche die Alltagshelfer weiter zu beschäftigen würde allerdings schwierig, denn das Kinderbildungsgesetz KiBiz schreibe einen engen Rahmen vor, „der keine weiteren zusätzlichen Personalressourcen zulässt“, so Lewe: „Wir haben aber in den städtischen Kindertageseinrichtungen jeweils eine Hauswirtschaftskraft, die ähnliche Aufgaben übernimmt.“

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