1. Soester Anzeiger
  2. Lokales
  3. Warstein

Schüler des Warsteiner Europa-Gymnasiums besuchen Stollenbunker in Belecke

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Alexander Lange

Kommentare

Die Schülerinnen und Schüler des Europa-Gymnasiums besuchten am Dienstagmorgen den Stollenbunker in Belecke.
Die Schülerinnen und Schüler des Europa-Gymnasiums besuchten am Dienstagmorgen den Stollenbunker in Belecke. © Alexander Lange

Der Ukraine-Krieg bot den Schülerinnen und Schülern des Europa-Gymnasiums einen traurigen Anlass. Sie erlebten das Innere des Stollenbunkers in Belecke und lauschten Belecker Zeitzeugenberichten aus der Zeit des Weltkriegsendes.

Belecke – Sirenengeheul, bange Gebete und Beschuss. Wovon die Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs im Stollenbunker des historischen Ensembles Stütings Mühle in Belecke berichten, hat einen traurigen aktuellen Anlass. Der Krieg ist zurück in Europa. Plötzlich wird das, was schon viele Belecker während des Kriegsendes im April 1945 erlebten, für tausende Ukrainer zur Realität.

Gemeinsam mit Schulleiter Bernd Belecke und Geschichtslehrerin Heike Wolf besuchte die Klasse 9c des Europa-Gymnasiums Warstein am Dienstagmorgen den Stollenbunker im Schatten von Stütings Mühle. „Für die Schülerinnen und Schüler wird hier die Geschichte noch einmal greifbarer. Die Weltgeschichte wird quasi im Lokalen deutlich“, erläuterte Belecke beim Rundgang durch den Bunker.

25 Schülerinnen und Schüler des Europa-Gymnasiums

Der Stollenbunker im Propsteiberg, der laut Zeitzeugenberichten in den Herbst- und Wintermonaten 1943/44 vom heimischen Bauunternehmen Beele unter Einsatz von Zwangsarbeitern errichtet wurde, bot für rund 400 Personen Schutz. Bei Fliegeralarm wurde der Stollen Zufluchtsort für einen Großteil der Belecker Bevölkerung.

Knapp 25 Schülerinnen und Schüler waren es am Dienstag, die sich gemeinsam mit den Mitgliedern des Kultur- und Heimatvereins Badulikum in die Lage der Zeitzeugen und damit auch in die der Ukrainer hineinfühlen konnten. „Für die Schülerinnen und Schüler ist es eine ganz neue Lage, sich dann hier direkt in die Situation der Menschen in der Ukraine zu versetzen. Das Gefühl hier im Stollenbunker spiegelt das ja sehr gut wieder“, erläuterte Heike Wolf: „Die einzelnen Zeitzeugenberichte haben das noch einmal untermauert.“

Einige Teile des Bunkers sind nicht begehbar.
Einige Teile des Bunkers sind nicht begehbar. © Alexander Lange

Die Führung sei auch in derlei Hinsicht hilfreich gewesen, weil im Geschichtsunterricht häufig die Täterperspektive der Nationalsozialisten thematisiert werde, so Wolf: „Jetzt konnten sich die Schülerinnen und Schüler noch einmal ganz genau ein Bild davon machen, wie es den einfachen Bürgern vor Ort ergangenen ist. Die gar nicht im Kriegsdienst waren, sondern vor Ort blieben.“

Alles erlebte werde jetzt im Anschluss im Politik- und Geschichtsunterricht aufgearbeitet.

Lars Herholz (15).
Lars Herholz (15). © Alexander Lange

Lars Herholz (15): „Ich war zum ersten Mal in einem Bunker und fand die Führung sehr interessant. Trotzdem fällt die Vorstellung schwer, dass auch aktuell Menschen in der Ukraine in solchen Bunkern bei der Kälte ausharren müssen.“

Jara Welzel (14).
Jara Welzel (14). © Alexander Lange

Jara Welzel (14): „Der Besuch heute war emotional. Man konnte sich durch die vielen Zeitzeugenberichte aber gut in die damalige Zeit hineinversetzen. Es war gut für die Menschen damals, dass es solche Bunkeranlagen gab.“

Sarah Craes (14).
Sarah Craes (14). © Alexander Lange

Sarah Craes (14): „Die Führung durch den Stollenbunker fand ich auch emotional. Es macht schon etwas mit einem, wenn man plötzlich selber in einem Bunker sitzt. Dass es Menschen mitten in Europa aktuell genauso geht, ist schwer vorzustellen.“

Kostenlose Führungen für Schulklassen

Die Verantwortlichen des Kultur- und Heimatvereins Badulikum bieten für Klassen weiterführender Schulen kostenlose Führungen durch den Stollenbunker des Ensembles Stütings Mühle an. Der begehbare Teil des Bunkers hat eine Gesamtlänge von 127,1 m. Die Länge in Ost-West-Richtung beträgt 87,7 m, die Länge in Nord-Süd- Richtung 39,4 m. Der Bunker hat eine Gesamtfläche von 239,2 Quadratmetern und ein Gesamtvolumen von 445 Kubikmetern. Während der letzten Kriegstage (5. bis 7. April 1945) bot der Bunker einem großen Teil der Belecker Bevölkerung Schutz vor dem Artilleriebeschuss. Am 7. April 1945 akzeptierte Bürgermeister Vollmer am Nebenausgang am „Kleinen Speicher“ die Kapitulation Beleckes und verhinderte damit weitere Kriegshandlungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bunker noch eine Zeit lang als Lagerraum genutzt, später dann verschlossen und geriet in Vergessenheit. Weitere Informationen zu Führungen unter www.stuetings-muehle.de.

Auch interessant

Kommentare