Der Stollenbunker im Propsteiberg, der laut Zeitzeugenberichten in den Herbst- und Wintermonaten 1943/44 vom heimischen Bauunternehmen Beele unter Einsatz von Zwangsarbeitern errichtet wurde, bot für rund 400 Personen Schutz. Bei Fliegeralarm wurde der Stollen Zufluchtsort für einen Großteil der Belecker Bevölkerung.
Knapp 25 Schülerinnen und Schüler waren es am Dienstag, die sich gemeinsam mit den Mitgliedern des Kultur- und Heimatvereins Badulikum in die Lage der Zeitzeugen und damit auch in die der Ukrainer hineinfühlen konnten. „Für die Schülerinnen und Schüler ist es eine ganz neue Lage, sich dann hier direkt in die Situation der Menschen in der Ukraine zu versetzen. Das Gefühl hier im Stollenbunker spiegelt das ja sehr gut wieder“, erläuterte Heike Wolf: „Die einzelnen Zeitzeugenberichte haben das noch einmal untermauert.“
Die Führung sei auch in derlei Hinsicht hilfreich gewesen, weil im Geschichtsunterricht häufig die Täterperspektive der Nationalsozialisten thematisiert werde, so Wolf: „Jetzt konnten sich die Schülerinnen und Schüler noch einmal ganz genau ein Bild davon machen, wie es den einfachen Bürgern vor Ort ergangenen ist. Die gar nicht im Kriegsdienst waren, sondern vor Ort blieben.“
Alles erlebte werde jetzt im Anschluss im Politik- und Geschichtsunterricht aufgearbeitet.
Lars Herholz (15): „Ich war zum ersten Mal in einem Bunker und fand die Führung sehr interessant. Trotzdem fällt die Vorstellung schwer, dass auch aktuell Menschen in der Ukraine in solchen Bunkern bei der Kälte ausharren müssen.“
Jara Welzel (14): „Der Besuch heute war emotional. Man konnte sich durch die vielen Zeitzeugenberichte aber gut in die damalige Zeit hineinversetzen. Es war gut für die Menschen damals, dass es solche Bunkeranlagen gab.“
Sarah Craes (14): „Die Führung durch den Stollenbunker fand ich auch emotional. Es macht schon etwas mit einem, wenn man plötzlich selber in einem Bunker sitzt. Dass es Menschen mitten in Europa aktuell genauso geht, ist schwer vorzustellen.“
Die Verantwortlichen des Kultur- und Heimatvereins Badulikum bieten für Klassen weiterführender Schulen kostenlose Führungen durch den Stollenbunker des Ensembles Stütings Mühle an. Der begehbare Teil des Bunkers hat eine Gesamtlänge von 127,1 m. Die Länge in Ost-West-Richtung beträgt 87,7 m, die Länge in Nord-Süd- Richtung 39,4 m. Der Bunker hat eine Gesamtfläche von 239,2 Quadratmetern und ein Gesamtvolumen von 445 Kubikmetern. Während der letzten Kriegstage (5. bis 7. April 1945) bot der Bunker einem großen Teil der Belecker Bevölkerung Schutz vor dem Artilleriebeschuss. Am 7. April 1945 akzeptierte Bürgermeister Vollmer am Nebenausgang am „Kleinen Speicher“ die Kapitulation Beleckes und verhinderte damit weitere Kriegshandlungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bunker noch eine Zeit lang als Lagerraum genutzt, später dann verschlossen und geriet in Vergessenheit. Weitere Informationen zu Führungen unter www.stuetings-muehle.de.