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Schloss Mülheim komplett in Besitz der Familie Gründer

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Von: Jens Hippe

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In einer Hand: Der gesamte Komplex des Schloss Mülheim gehört jetzt der Familie Gründer.
In einer Hand: Der gesamte Komplex des Schloss Mülheim gehört jetzt der Familie Gründer. © Gründer

Es ist vollbracht. Nach insgesamt elf Zwangsversteigerungsterminen vor dem Amtsgericht Warstein ist der gesamte Komplex Schloss Mülheim jetzt im Besitz von Detlef Gründer und seinen Söhnen. Gründer ersteigerte am Freitag die letzten, fehlenden Grundstücke und den Pfosten der Brückenzufahrt – 26 Monate nachdem er im November 2018 in der ersten Zwangsversteigerung den Zuschlag für das Schlossgebäude bekommen hatte.

Warstein – Nachdem es bei vergangenen Zwangsversteigerungen teilweise Störfeuer von Gründer-Kontrahenten oder Bietergefechte mit ernsthaften Interessenten gegeben hatte, verlief der letzte Akt unaufgeregt. Die spannendste Frage: Wann kommt Detlef Gründer? Als die 30-minütige Bietzeit um 10.12 Uhr begann, fehlte von dem Immobilienexperten jede Spur. 21 Minuten später Erleichterung bei Kämmerer Stefan Redder und Stadtkassenleiter Henrik Schomaker: Der Lippstädter betritt den Raum und gibt sein Gebot ab. 1993,67 Euro sind es, einen Scheck reicht er gleich an das Gericht. Es war das geringst mögliche Gebot, der Betrag deckt nur die Gerichtskosten. Da es bereits der zweite Versteigerungstermin für die Grundstücke war, deren Wert 96062 Euro beträgt, waren die sonst üblichen Wertgrenzen entfallen.

Den Torbogen ersteigerte Detlef Gründer bei der Zwangsversteigerung am Freitag.
Den Torbogen ersteigerte Detlef Gründer bei der Zwangsversteigerung am Freitag. © Gründer

„Wir sind sehr froh, dass wir für das historische Schmuckstück in unserem Stadtgebiet endlich einen Abschluss gefunden haben. Die Stadt Warstein hat ihre Hausaufgaben gemacht. Jetzt ist die Familie Gründer am Zuge“, betont Stefan Redder.

Und die neue Komplettbesitzer-Familie ist bereits aktiv. „Der Förderantrag ist letzte Woche an die Bezirksregierung gegangen. Die Vorzeichen stehen auf grün“, berichtete Gründer nach der Versteigerung. 1,3 Millionen Euro aus dem Denkmalschutzprogramm des Bundes sind beantragt, unterstützt wird der Schlossbesitzer vom CDU-Bundestagsabgeordneten Hans-Jürgen Thies. „Mit dem Ausbau dürfen wir nicht anfangen, bis ein Bescheid da ist“, erläutert Gründer. Stefan Redder ergänzt: „Das wäre förderschädlich.“ Die Entscheidung, welche Projekte gefördert werden, wird im Mai oder Juni erwartet.

Beantragt ist die Förderung für den Umbau des Schlosses, in dem zwölf Wohneinheiten entstehen sollen. Gründer arbeitet hier mit Architekt Eckhard Lohmann aus Brilon zusammen, der 2016 eine Machbarkeitsstudie zur Schloss-Nutzung für die Stadt erarbeitet hatte. Attraktiv für Investoren seien die Wohnungen, weil bei der Sanierung von Denkmälern lukrative Möglichkeiten der Sonderabschreibungen für sogenannte denkmalbedingte Aufwendungen entstehen würden, so die Stadt Warstein. Gründer beziffert die Höhe der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeit auf bis zu 80 Prozent.

Unabhängig vom Schloss-umbau ist die Planung für die Rentei und die Nebengebäude. Hier arbeitet Gründer mit dem Warsteiner Architekturbüro Prien-Tepas zusammen. In der Rentei könnten in zwei Geschossen jeweils vier, in einem weiteren Nebengebäude ebenfalls vier Eigentumswohnungen entstehen.

Das weitere Vorgehen zum Gesamtkomplex will der Schlossbesitzer am Montag, 8. Februar, bei einem runden Tisch mit der Stadt und dem Denkmalamt besprechen.

Für die Stadt endet mit dem Zuschlag am Freitag ein sechs Jahre dauerndes Zwangsvollstreckungsverfahren. Eine zügige Lösung wurde durch die Haltung von Joachim Ney, Vorbesitzer des Schlosses, verhindert: Er habe die Verhandlungen mit Bedrohungen, Beleidigungen und Fehlinformationen gegenüber nahezu allen Beteiligten torpediert. Erst nach Zustellung einer Abmahnung und einer Unterlassungserklärung sei Ruhe eingekehrt. Stefan Redder: „Diese Zeit war für alle Beteiligten sehr nervenaufreibend!“

Gespannt ist die Stadt jetzt auf die weitere Entwicklung: Sie ist in Sanierung und Vermarktung nicht mehr involviert, „wird Detlef Gründer jedoch bei Förderanträgen unterstützen und bei Bedarf Interessenten für die Wohnungen vermitteln“.

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