Zwei oder drei Dinge könne man für das nächste Jubiläum – „das ich dann nicht mehr planen werde“ wirft Kemker lachend ein – ändern: Am Samstag sei man quasi überrannt worden, mit der Cafeteria sei es auch nicht so gelaufen wie geplant. „Aber im Ganzen war es gigantisch. Auch der Mittelaltermarkt war ja ein Magnet, genauso wie die 40 Stände. Ich habe nur gestrahlt wie ein Honigkuchenpferd, weil man gesehen hat, dass das Konzept funktioniert hat.“
Und ein bisschen Jubiläumsstimmung soll auch in 2023 bleiben. Das erwirtschaftete Plus aus er Jubiläumskasse soll bei der Helferfete am 22. April in der Schützenhalle genutzt werden.
Gute Nachrichten aus der Sicht von Susanne Kemker. Weniger gut steht es allerdings um das Mülheimer Schloss, auf das Kemker aus dem Küchenfenster blickt: „Wir sehen dabei zu wie es verrottet. Ich verstehe nicht, warum die Denkmalbehörde keine Möglichkeit hat, dort einzugreifen. Hier verfällt ein historisch so bedeutsames Gebäude.“
Vom Wind getrieben schlägt der Regen in die kaputten Fenster ein – „wir hatten vor Jahren den Gasthof Schöne am Kreisverkehr. Da konnte man auch beim Verfall zusehen. Ich befürchte, dass das Schloss einen ähnlichen Verlauf nimmt“. Hoffnungen gebe es wenige. Nach wie vor: „Wir Mülheimer identifizieren uns damit, das ist unser Wahrzeichen. Schlimm so zu sehen.“
Abgeschlossen sei inzwischen der Glasfaserausbau – „wenn auch nicht ganz rund gelaufen. Aber der Zweck heiligt die Mittel“. Wechselnde Baufirmen, Anschlussprobleme, „aber wir sind dran“. Dafür hätten auch die Vereine mit ihrer Werbung zum Erfüllen der Quote gesorgt.
Die Zusammenführung der Sichtigvorer und Mülheimer Löschgruppe inklusive eigenem Gerätehaus thematisierte bereits Sichtigvors Ortsvorsteherin Heike Kruse. „Ich habe Vermutung, wo es hinkommen könnte, aber ich weiß es nicht. Ich fände es schöner, wenn die Gruppen autark geblieben wären, aber das ist die Entwicklung.“
Apropos Bauplatzsuche: In Mülheim gebe es auch einige private Bauplatzsucher, sagt Kemker: „Aber die Grundstücke fehlen.“ Das sei ein Thema, das für 2023 auf der Agenda stehe: „Ich weiß auch von einem Mülheimer, der hier gerne ein Mehrfamilienhaus bauen würde. Aber es fehlt der Platz dafür.“
Was weiterhin gut frequentiert sei, zur Freude von Kemker, ist das Bauernstübchen inklusive Kegelbahn: „Ich hoffe, dass das auch bei den explodieren Preisen so bleibt. Aber da sind viele Vereine und Familien.“ Gefeiert wird in diesem Jahr das 95-jährige Jubiläum des Mülheimer Tambourcorps: „Da gibt es einen irischen Abend am 30. September. Das wird sicher interessant, neben der Helferfete eine zweite große Party.“
Wo ist Mülheim gut aufgestellt?
„Wenn man das Jubiläum nimmt: Das Engagement hat super geklappt, da haben alle mitgezogen. Aber das gibt es in anderen Ortsteilen auch. Aber der Vorteil von kleineren Ortsteilen: Hier sind die Kommunikationswege kürzer.“
Was kann sich Mülheim von anderen Ortsteilen abschauen?
„Schwierig. Ich finde es toll, dass das Vereinsleben in allen Ortsteilen funktioniert. Was wir hier nicht haben, das haben wir in Sichtigvor nebenan. Es verzahnt sich viel.“
Welche Schlagzeile über Mülheim soll 2023 in der Zeitung stehen?
„Gute Nachrichten zum Schloss – mal wieder (lacht).“
Wie haben Corona- und Energiekrise Mülheim verändert?
„Das Schützenfest war nicht so besucht wie in den Jahren vor der Pandemie. Aber ich glaube, dass zum Beispiel Karneval jetzt wieder gut angenommen wird. Wir lieben hier die Geselligkeit. Und wenn es einen Euro mehr kostet, dann geht man eben nicht mehr auf jedes Schützenfest.“
Ortsteil-Serie 1: Heike Kruse, Sichtigvor.
Ortsteil-Serie 2: Udo Koerdt, Suttrop.
Ortsteil-Serie 3: Stefan Toschinski, Hirschberg.
Ortsteil-Serie 4: Heiner Maas, Belecke.