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Reichlich Diskussion um Kirchenrenovierung in Hirschberg

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Thomas Wulf und Silke Gehrken informierten über die Planungen zum Kirchenumbau.
Thomas Wulf und Silke Gehrken informierten über die Planungen zum Kirchenumbau. © Richter

Hirschberg -  Zu einer Informationsveranstaltung über die anstehende Renovierung der St. Christophoruskirche hatten Dechant Thomas Wulf und der Pfarrgemeinderat die Kirchenmitglieder am Mittwochabend eingeladen. Dabei wurde auch deutlich, dass die Veränderungen im Gotteshaus nicht unumstritten sind. 200 Unterschriften sind gegen die Renovierung gesammelt und zum Erzbischof nach Paderborn gesandt worden. Trotzdem wird auch mit Blick auf die anstehenden Veränderungen im Pastoralverbund an den Plänen festgehalten.

„Was ist wichtig für die Zukunft der Hirschberger Kirche?“ Diese Frage, so Thomas Wulf, habe den Kirchenvorstand schon im vorletzten Jahr umgetrieben. In Zeiten des demografischen Wandels – die Zahl der Katholiken sei in Hirschberg um 11 Prozent zurückgegangen – seien Überlegungen nach Veränderungen immer wichtiger. Unter dem Motto „Gestern zu klein, heute zu groß, morgen vielseitig“ habe man ein Konzept für die Zukunft finden müssen. Nach vielen Besprechungen mit Fachleuten und dem Sammeln von Ideen lautete schließlich die Lösung: „Wir brauchen einen Kirchenraum, der nach Anlass groß und klein sein kann.“

Die wichtigsten Baumaßnahmen wurden an dem Informationsabend vor Ort in der Kirche vorgestellt, „damit Sie sich ein Bild machen können“, sagte der Dechant. Die Moderation übernahm Dekanatsreferentin Silke Gehrken. Das Architektinnenteam Clemens und Maas aus Arnsberg zeigte Grundriss-Entwürfe und Zeichnungen und beantwortete Fragen aus Reihen der Gemeindemitglieder.

Bei den im April beginnenden Maßnahmen handelt es sich um Reinigung der Gewölbe im Chorraum, Vergrößerung der Altarinsel, Neugestaltung von Altar und Ambo, Kürzung der Sitzbänke, Umsetzung eines neuen Beleuchtungskonzeptes, Umgestaltung unterhalb der Orgelempore, Aufwertung der Marienkapelle sowie Reinigung und Reparatur der Orgel.

Architektin Mechthild Clemens zeigte sich beeindruckt von der Schönheit der Christophoruskirche und machte in Wort und Bild deutlich, dass mit einem vielseitigen und variablen Konzept des Chorraumes – der Hochaltar soll um 50 Zentimeter nach vorne versetzt und um eine Stufe abgesenkt werden – „der Chorraum damit viel näher an die Gemeinde heranrückt“. Letztlich entstünde damit viel mehr Raum, der als „Werktagskapelle“ und für Gottesdienste und Totengebete genutzt werden könne. Das Gesamtbild solle mit einem neuen Altar mittig im Gewölbe und einem neuen Ambo ergänzt werden. Beide Entwürfe aus Stein stammen von dem Künstler Leonhard Eder. Als Beispiel für eine gelungene Kirchenrenovierung nannte sie die St. Alexanderkirche Schmallenberg..

Ein weiterer „Wunsch nach Aufräumen“ in der Hirschberger Kirche, den der Pfarrgemeinderat ins Auge gefasst hat, beinhaltet die Kürzung der Kirchensitzbänke bis zum jeweiligen Pfeiler. Damit sei dann, so Mechthild Clemens, ebenfalls mehr Raum im Kreuzgang mit Betonung der Linie Seiteneingang und der gegenüberliegenden Marienkapelle vorhanden. Die Anzahl der Sitzplätze liegt künftig zwischen186 bis 196.

Im Orgelbereich mit dem Taufbecken, jetzt durch ein Gitter getrennt, wird im Zuge der Renovierungsarbeiten auch mehr Licht und Raum entstehen: Die dortigen Bänke sollen entfernt und durch Stühle ersetzt werden, so dass Familien und Angehörige gemeinsam in einem Halbkreis sitzen können. „Die Anordnung der Bestuhlung ist variabel“, erklärte Mechthild Clemens. Dieser Ort sei künftig auch sehr gut für Meditationen geeignet.

Die Gesamtkosten der Arbeiten belaufen sich auf gut 600 000 Euro. 70 Prozent davon übernimmt das Erzbistum Paderborn, 30 Prozent muss die Hirschberger Gemeinde selbst aufbringen. Um den Kirchenmitgliedern Gelegenheit zu geben, ihre Meinung zur geplanten Renovierung kund zu tun, gab es reichlich Anlass, die ausgestellten Modelle und Entwürfe zu betrachten und sich in mündlicher und schriftlicher Form zu äußern.

In einer sich anschließenden lebhaften Diskussion schieden sich allerdings die Geister: Während etliche Anwesende das geplante Vorhaben mit Wohlwollen quittierten, gab es auch zahlreiche verärgerte Kirchenbesucher, die ihrem Unmut Luft machten. „Wir fühlen uns vor vollendete Tatsachen gestellt und wurden im Vorfeld nicht ausreichend informiert.“

Die Maßnahmen zur Vergrößerung der Altarinsel und die Verkürzung der Bänke können die Kritiker nicht nachvollziehen. Manch einer sah zudem grundsätzlich keinen Sinn in der Renovierungsaktion. „Die Kirche ist doch sowieso nur drei Mal im Jahr richtig voll, warum soviel Geld dafür ausgeben?“, so eine Wortmeldung.

In den vergangenen Wochen lagen in zwei Hirschberger Geschäften eine Informationsschrift mit Unterschriftenlisten aus. Insgesamt haben etwa 200 Hirschberger unterschrieben und damit gegen die Umgestaltung der Christophoruskirche protestiert. Diese Unterschriftenliste wurde von den Initiatoren inzwischen weiter geleitet – sowohl zu Dechant Wulf als auch zu Erzbischof Hans-Josef Becker nach Paderborn.

„Jetzt haben wir noch die Chance...“

Stefan Enste vom Pfarrgemeinderat widersprach dem geäußerten Vorwurf nach zu später Information. Er wies auf den Neujahrsempfang 2015 hin, wo die Gemeinde in die Umbaupläne eingeweiht worden sei. Thomas Wulf ergänzte: „Beim letzten Weihnachtsmarkt bestand die Gelegenheit, sich Modell und Grundriss im Rathaus anzusehen, mit ausführlichen Erklärungen durch ein Mitglied des Pfarrgemeinderats.“

Wulf gab zu verstehen, dass man im Pfarrgemeinderat die Entscheidung für die Renovierung im Hinblick auf die zu erwartenden Änderungen im Pastoralverbund 2019 – „Wir werden dann mit dem Möhnetal zusammengelegt“ – als sinnvoll und wichtig ansehe. „Jetzt haben wir noch die Chance, die Vermögenswerte für Hirschberg anzulegen, in zehn Jahren nicht mehr.“ Der Gottesdienst wird übrigens während der Bauphase von April bis Dezember im Pfarrheim stattfinden. - ri

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