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Papst nimmt Rücktrittsgesuch an - Erzbischof Hans-Josef Becker tritt in den Ruhestand

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Von: Reinhold Großelohmann

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Zum 725-jährigen Jubiläum von Stadt und Pfarrei Belecke feierte Erzbischof Hans-Josef Becker 2021 einen Gottesdienst
 in seiner Heimat.
Zum 725-jährigen Jubiläum von Stadt und Pfarrei Belecke feierte Erzbischof Hans-Josef Becker 2021 einen Gottesdienst in seiner Heimat. © Michael Sprenger

Papst Franziskus hat das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Erzbischof Hans-Josef Becker angenommen. Das wurde am Samstag um 12 Uhr zeitgleich in Rom und Paderborn bekannt gegeben. Seinen Rücktritt hatte der aus Belecke gebürtige Erzbischof dem Papst im Juni dieses Jahres angeboten.

Belecke – Der derzeit bekannteste gebürtige Belecker kann sich nun verstärkt ins Private zurückziehen – auch wenn ein emeritierter Erzbischof wohl nicht wieder zum reinen Privatmann wird. Am 1. Oktober mittags um 12 Uhr wurde zeitgleich in Rom und in Paderborn bekannt gegeben, dass Papst Franziskus das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Erzbischof Hans-Josef Becker (74) angenommen hat. Im Juni dieses Jahres hatte sich Erzbischof Becker mit einer so lautenden Bitte an den Papst gewandt. „Damit ist Erzbischof Becker emeritiert und tritt in seinem 20. Jahr als Erzbischof von Paderborn in den Ruhestand“, heißt es in einer Pressemitteilung des Erzbistums.

„Die Entscheidung aus Rom macht mir erneut klar: Es war richtig, mein Amt jetzt in jüngere Hände zu geben“, sagte Becker der Deutschen Presseagentur. Es sei „richtig für mich persönlich, um in Zukunft gut auf mich und meine Gesundheit aufpassen zu können. Und richtig für unser großes Bistum, das viele Zukunftsfragen angehen muss – auf der Ebene unserer eigenen Bistumsentwicklung, des Synodalen Weges und der Weltkirche.“ Der Synodale Weg ist ein seit 2019 laufender Reformprozess in der katholischen Kirche in Deutschland, der unter anderem die Position der Frauen stärken und die kirchliche Sexualmoral liberalisieren will.

Bürgermeister Dr. Thomas Schöne erfuhr im Urlaub vom durch Papst Franziskus angenommenen Rücktrittsgesuch des gebürtigen Beleckers Hans-Josef Becker. Dazu erklärte er: „Als Erzbischof war Hans-Josef Becker ein Hirte mit Volksnähe und Bodenhaftung. Er hat seine sauerländische Heimat und seinen Geburtsort Belecke auch in seinem hohen Amt nie vergessen. Möge er bald wieder vollends gesund werden!“

Pfarrer Markus Gudermann als Leiter des Pastoralen Raums Warstein erklärte: Erzbischof Hans-Josef Becker hat in den letzten zwei Jahrzehnten unser Erzbistum in seiner den Menschen zugewandten und bodenständigen Art unaufgeregt und verantwortungsvoll geleitet. Er hat gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Verantwortlichen auf den unterschiedlichen Ebenen des Erzbistums nach zeitgemäßen Antworten auf die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit gesucht. Dabei gab es keine Denkverbote oder unumstößliche Vorgaben der bischöflichen Behörde, sondern die Beteiligung aller war unserem Erzbischof immer wichtig. Das habe ich sehr geschätzt und dafür bin ich ihm dankbar. Als Erzbischof ist Becker seiner Heimat immer sehr verbunden geblieben. In Belecke wird er von vielen nach wie vor mit seinem Vornamen angesprochen. Wir wünschen ihm Gesundheit sowie einen gesegneten und erfüllenden neuen Lebensabschnitt. Gerne begrüßen wir ihn nun wieder häufiger in seiner Heimat.“

Die vorübergehende Leitung der Erzdiözese übernimmt gemäß dem Kirchenrecht zunächst Weihbischof Matthias König als Dienstältester der drei Weihbischöfe in Paderborn, bis das Metropolitankapitel binnen acht Tagen für die Zeit der Vakanz einen Diözesanadministrator gewählt hat. Dieser wird dann die Erzdiözese bis zur Amtseinführung des neuen Erzbischofs leiten. Wann dies sein wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.

Mit dem Ruhestands-Eintritt von Hans-Josef Becker endet entsprechend dem kirchlichen Recht zugleich die Amtszeit von Prälat Alfons Hardt als Generalvikar des Erzbischofs von Paderborn. Prälat Hardt ist als Domdechant weiter Mitglied des Metropolitankapitels.

Das Erzbistum Paderborn wird Hans-Josef Becker am Sonntag, 23. Oktober 2022, mit einem Pontifikalamt und einem Empfang verabschieden. Er war der 66. Bischof und vierte Erzbischof von Paderborn und war als Nachfolger des 2002 verstorbenen Erzbischofs Johannes Joachim Kardinal Degenhardt am 28. September 2003 in sein Amt eingeführt worden. Seit 1999 war er bereits Weihbischof. Zum Leitwort hatte er sich „In verbo autem tuo“ – „Auf dein Wort hin“ aus dem Lukas-Evangelium gewählt.

Geboren am 8. Juni 1948 in Belecke absolvierte Hans-Josef Becker nach dem Abitur in Paderborn ein Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen, das er 1972 mit der Zweiten Staatsprüfung abschloss. Anschließend studierte er in Paderborn und München Theologie und Philosophie. Am 11. Juni 1977 wurde er von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt zum Priester geweiht.

Seine erste Vikarsstelle hatte Becker von 1977 bis 1981 in der Paderborner St.-Bonifatius-Gemeinde. Ab 1981 war er in der Gemeinde St. Nikolaus in Lippstadt tätig – zunächst als Vikar, dann als Pfarrverwalter und ab 1987 als Pfarrer. 1992 wurde er zum Dechanten für das Dekanat Lippstadt gewählt.

1995 übernahm Becker die Leitung der damaligen Zentralabteilung Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn und wurde zeitgleich Wirklicher Geistlicher Rat.

Papst Johannes Paul II. ernannte Hans-Josef Becker 1996 zum Päpstlichen Ehrenprälaten und 1999 zum Titularbischof von Vina und zum Weihbischof in Paderborn. Die Bischofsweihe erfolgte am 23. Januar 2000. In seiner Zeit als Weihbischof war Becker zudem Bischofsvikar für die Priesterfortbildung.

2002 wurde Becker zum Domkapitular ernannt. Im selben Jahr wählte ihn nach dem Tod von Kardinal Degenhardt das Paderborner Metropolitankapitel zum Diözesanadministrator. 2003 schließlich wurde Hans-Josef Becker durch das Metropolitankapitel zum Erzbischof von Paderborn gewählt und von Papst Johannes Paul II. ernannt.

Die Nachfolge ist genau geregelt: Das Metropolitankapitel erstellt unter Einbindung von Gläubigen als Beteiligung des „Diözesanen Gottesvolkes“ eine Liste mit möglichen Kandidaten und schickt sie an den Nuntius, den diplomatischen Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland, der die Vorschläge versehen mit weiteren Informationen nach Rom weiter leitet. Von dort kommt die sogenannte „Terna“, eine Liste mit drei Kandidaten, nach Paderborn zurück. Der Papst ist nicht an die Liste des Paderborner Kapitels gebunden. Er kann unter Würdigung der eingereichten Vorschläge auch Kandidaten benennen, die er für geeigneter hält. Sobald die Liste aus Rom in Paderborn eingetroffen ist, beruft der Dompropst das Metropolitankapitel zur Bischofswahl ein. Binnen dreier Monate muss das Kapitel zusammentreten und in freier, gleicher und geheimer Wahl einen neuen Erzbischof wählen.

Das Preußenkonkordat schreibt vor, dass das Metropolitankapitel nach erfolgreicher Wahl erst bei den Landesregierungen nachfragt, ob es politische Bedenken gegen den Gewählten gibt. Für das Erzbistum Paderborn sind das die Landesregierungen von NRW, Hessen und Niedersachsen. Nach Einholung der Stellungnahmen informiert das Kapitel den Heiligen Stuhl über das Ergebnis der Wahl und der Papst ernennt den neuen Erzbischof von Paderborn. Der ernannte Erzbischof leistet dann den vorgeschriebenen Treueeid vor den Ministerpräsidenten der drei Bundesländer.

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