Er sei „voller Zuversicht“, dass die jüngeren Generationen auf dem eingeschlagenen Weg, namentlich dem Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland und dem Synodalen Weg 2030+ des Erzbistums Paderborn, „mutig vorangehen und unserer Kirche starke Führung geben können“.
Wofür die Kirche stehe, welche Relevanz sie heute besitze und welche Rolle der Glaube für die Menschen spielen könne, seien dringliche Fragen, denen viele Gläubige mit großem Engagement und Ideenreichtum begegneten, erläutert Becker.
„Im Kern steht unser fortwährender Auftrag, mit unserem Herrn Jesus Christus zu gehen und seine Frohe Botschaft von der Liebe Gottes zu verkünden“, betont Becker weiter. Die Frohe Botschaft müsse Bestand haben in einer Phase epochalen Wandels. „Sie muss die tragende Säule aller Veränderungsprozesse in der Kirche sein. Und sie muss in Zeiten einer Pandemie, eines Kriegs mitten in Europa und des immer deutlicher werdenden Klimawandels mit lauter und kraftvoller Stimme verkündet werden.“ Über das Emeritierungsgesuch von Erzbischof Becker wird jetzt Papst Franziskus zu entscheiden haben. Erst mit Annahme des Gesuchs durch den Heiligen Vater tritt Erzbischof Becker dann in den Ruhestand.
Markus Gudermann, Leiter des Pastoralen Raumes Warstein, äußerte sich am Freitag überrascht von dem Rücktrittsgesuch Beckers: „Wir hatten erst 2023 damit gerechnet.“ Dieser Schritt „verunsichere“ auch ein Stück weit in einer aktuell doch „entscheidenden Kirchenzeit“, so Gudermann. Trotzdem habe er auch Verständnis für den Schritt: „Er hat immer verantwortungsvoll gearbeitet und war sehr verlässlich.“
Gudermann war selber im Paderborner Raum tätig, als er vor 16 Jahren in Beckers Heimat Belecke wechselte: „Nach der Bewerbung hat er mich zum Gespräch eingeladen. Da wurde deutlich, dass ihm viel an seiner Heimatgemeinde liegt, dass er sehr heimatverbunden ist. Die Belecker freuen sich immer, wenn er zu Besuch ist, vielleicht wird das ja nun noch häufiger vorkommen.“
Ebenso wie Gudermann ist auch Beleckes Ortsvorsteher Heiner Maas „vollkommen überrascht“ über den Ruhestandswunsch von Erzbischof Becker: „Bestimmt hat er den Zeitpunkt aus seiner Sicht gut gewählt. Die Arbeit als Erzbischof ist, so wie ich es oft mitbekommen habe, sehr zeitintensiv, umfangreich und erfordert vollen Einsatz, den seine Exzellenz meines Erachtens bislang immer erbracht hat.“ Der Schritt sei schade, aber zu akzeptieren, so Maas weiter.
Er selbst habe Becker erst 2006 bei der Einweihung der Warsteiner Welt kennengelernt: „Für mich war es immer etwas ganz besonderes, wenn ich zu Weihnachten von ihm eine persönliche Grußkarte aus Paderborn bekommen habe. Schade, dass er aufhört. Ich wünsch ihm Gottes Segen auf dem künftigen Lebensweg.“
Mit Beginn der Vakanz übernimmt der dienstälteste Weihbischof, Matthias König, die kurzfristige Leitung des Erzbistums. Innerhalb von acht Tagen tritt dann das Metropolitankapitel zusammen und wählt den Diözesanadministrator. Dieser leitet das Erzbistum übergangsweise bis zum Amtsantritt des neuen Erzbischofs.
Das Paderborner Metropolitankapitel setzt sich zusammen aus dem Dompropst, dem Domdechanten, acht residierenden und vier nicht residierenden Domkapitularen. Letztgenannte wirken nicht bei der Wahl des Administrators, jedoch bei der Wahl des neuen Erzbischofs und bei der Erstellung der Vorschlagsliste mit. Die Wahl des neuen Erzbischofs steht dann dem Metropolitankapitel zu. Das Preußische Konkordat sieht vor, dass nach Eintritt der Vakanz unter anderem das jeweilige Domkapitel dem Heiligen Stuhl eine Liste mit aus seiner Sicht geeigneten Kandidaten einreicht.
Unter Würdigung der Vorschläge übermittelt der Heilige Stuhl dem Metropolitankapitel eine Liste mit den Namen von drei Personen. Aus diesem Personenkreis wählt das Metropolitankapitel in freier, geheimer Abstimmung den neuen Erzbischof von Paderborn. Nach der Wahl werden gemäß den konkordatären Bestimmungen zunächst die betreffenden Landesregierungen informiert und angefragt, ob Bedenken politischer Art gegen den Gewählten bestehen. Anschließend ernennt der Papst den neuen Erzbischof.
Erzbischof Hans-Josef Becker ist der 66. Bischof und der vierte Erzbischof von Paderborn. Er wurde als Nachfolger des 2002 verstorbenen Erzbischofs Johannes Joachim Kardinal Degenhardt am 28. September 2003 in sein Amt eingeführt. Sein Leitwort lautet „In verbo autem tuo“ – „Auf dein Wort hin“ (Lukas 5,5). Hans-Josef Becker wurde am 8. Juni 1948 in Belecke geboren. Nach seinem Abitur absolvierte er in Paderborn ein Lehramtsstudium für Grund- und Hauptschulen. Anschließend studierte er in Paderborn und München Theologie und Philosophie. Am 11. Juni 1977 wurde er von Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt zum Priester geweiht.
Seine erste Vikarsstelle hatte Becker von 1977 bis 1981 in der Paderborner St.-Bonifatius-Gemeinde. Ab 1981 war er in der Gemeinde St. Nikolaus in Lippstadt tätig. 1992 wurde er zum Dechanten für das Dekanat Lippstadt gewählt. 1995 übernahm Becker die Leitung des heutigen Bereiches Pastorales Personal im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn und wurde zeitgleich Wirklicher Geistlicher Rat. Papst Johannes Paul II. ernannte Hans-Josef Becker 1996 zum Päpstlichen Ehrenprälaten und 1999 zum Titularbischof von Vina und zum Weihbischof in Paderborn. Die Bischofsweihe erfolgte am 23. Januar 2000. In seiner Zeit als Weihbischof war Becker zudem Bischofsvikar für die Priesterfortbildung. 2002 wurde Becker zum Domkapitular ernannt. Im selben Jahr wählte ihn nach dem Tod von Kardinal Degenhardt das Paderborner Metropolitankapitel zum Diözesanadministrator.
2003 schließlich wurde Hans-Josef Becker durch das Metropolitankapitel zum Erzbischof von Paderborn gewählt und von Papst Johannes Paul II. ernannt. Der Souveräne Malteserorden ernannte Becker 2004 zum Großkreuz-Ehrenkonventualkaplan. Im Jahr 2006 übernahm er den Vorsitz der Kommission VII Erziehung und Schule der Deutschen Bischofskonferenz. Seit 2012 ist er zudem Ko-Präsident der Internationalen Dialogkommission der Katholischen Kirche und der Alt-Katholischen Bischofskonferenz der Utrechter Union. 2016 wurde er Prior der Rheinisch-Westfälischen Provinz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.