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„Nebel im August“-Autor mit Euthanasie-Dokumentation

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Von: Reinhold Großelohmann

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Robert Domes (links) hat mit Unterstützung von Michael von Cranach (rechts) eine neue Dokumentation zur Euthanasie gedreht. Unser Foto zeigt beide am letzten „Nebel im August“-Drehtag 2015 mit Produzent Ulrich Limmer in Warstein.
Robert Domes (links) hat mit Unterstützung von Michael von Cranach (rechts) eine neue Dokumentation zur Euthanasie gedreht. Unser Foto zeigt beide am letzten „Nebel im August“-Drehtag 2015 mit Produzent Ulrich Limmer in Warstein. © Großelohmann, Reinhold

Warstein – Im Sommer 2015 war Warstein Drehort des Films „Nebel im August“. Autor Robert Domes hatte das Thema „Euthanasie“ am Beispiel der Lebensgeschichte des Jungen Ernst Lossa aufgegriffen. Gedreht wurde damals im Kloster Mülheim sowie in der LWL-Klinik Warstein, einem Originalschauplatz des Euthanasie-Grauens. 1576 Menschen waren von hier in den Jahren 1940 bis 1943 in 15 Transporten in den Tod geschickt worden. Alljährlich wird dieser Taten und vor allem der Opfer am Volkstrauertag an der Treise-Kapelle gedacht. Robert Domes kam während der Dreharbeiten nach Warstein und hielt im LWL-Festsaal und im Gymnasien Lesungen ab, traf sich mit den Komparsen in der Waldwirtschaft und nahm im Oktober 2015 auch am Treise-Gedenken teil.

Nun hat Robert Domes eine weitere Dokumentation über die NS-Euthansie gedreht. Sie trägt den Titel „Ohne Gnade“, läuft am Mittwoch, 27. Januar, um 22 Uhr im Bayerischen Fernsehen und ist aktuell bereits in der Mediathek verfügbar.

Anhand von drei Opferbiografien zeichnet „Ohne Gnade“ das perfide System der Euthanasie im Nationalsozialismus nach und begleitet Angehörige auf ihrer Suche nach der Wahrheit.

Genaue Opferzahlen gibt es nicht. Offiziell spricht man von 200 000 bis 300 000 Menschen, die in den Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1939 und 1945 starben. Nach Berechnung von Experten hat jeder achte Deutsche einen ermordeten Verwandten unter seinen Vorfahren. Die Krankenmorde der Nazis sind ein blinder Fleck in der Aufarbeitung.

Zu Wort kommt in dem Beitrag auch immer wieder Michael von Cranach, früherer Leiter der Psychiatrie in Kaufbeuren, der sich intensiv mit der Aufarbeitung der „Aktion T4“, wie das NS-Euthanasieprogramm bezeichnet wurde, beschäftigte. Während der Dreharbeiten an der LWL-Klinik war Michael von Cranach auch in Warstein zu Gast. Er hatte Robert Domes Unterlagen zum Schicksal des Ernst Lossa zukommen lassen, worauf dieser seinen Roman recherchierte und schrieb. Das Werk bildete schließlich die Grundlage für das Drehbuch. Der Film erhielt mehrere Auszeichnung.

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